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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Nischen auf dem Dach der Grabeskirche. Doch das diffuse Kerzenlicht aus dem Katholikon, das durch die Fenster der Kuppel fällt, reicht nicht aus, um irgendetwas zu erkennen.
    Wo ist Tristão?
    Dann durchzuckt es mich schmerzhaft: Tayeb!
    Er kann sich gegen ihn nicht wehren!
    Geschwind renne ich über den schmalen Steg und tappe die Treppe hinunter in den Garten des äthiopischen Klosters. Die anderen folgen mir. Tiefe Schatten hängen zwischen den Feigen- und Granatapfelbäumen.
    Durch die Mauern dringt leise der Gesang der griechisch-orthodoxen Mitternachtsmesse. Die äthiopischen Mönche schlafen.

    Tayeb liegt wach in den Kissen, als wir seine Kammer betreten. Neben seinem Bett brennt eine Butterlampe.
    »Ich habe mir solche Sorgen gemacht!«, begrüßt er mich mit heiserer Stimme. »Gebre Christos hat mir erzählt, was heute Mittag in der Al-Aqsa geschehen ist. Arslan ist tot.«
    Yared setzt sich auf den Bettrand und ergreift Tayebs Hand, um seinen Puls zu fühlen. »Wie geht es dir?«
    »Ich fühle mich schwach.«
    Yared legt ihm eine Hand auf die schweißnasse Stirn. »Dein Fieber ist gefährlich hoch. Hast du heute etwas gegessen?«
    »Lamm mit süßen Zwiebeln und Dattelgemüse, Injera-Fladenbrot und Bier.«
    »Hat es dir geschmeckt?«
    Tayeb verzieht das Gesicht. »Das Fleisch war beinahe roh. Und viel zu scharf gewürzt.«
    »Kann ich mir vorstellen. Scharfer Pfeffer lindert die Schmerzen, fördert das Wohlbefinden und senkt das Fieber. Hast du noch Schmerzen?«
    Tayeb schüttelt den Kopf. »Das Mittel in dem kleinen Schwamm, den du mir gegeben hast, wirkt zuverlässig. Aber es berauscht wie Haschisch.«
    »Es ist Haschisch. Mit Wicken und Bilsenkraut.« Yared atmet tief durch. »Hör zu, Tayeb. Wir müssen dich so schnell wie möglich aus der Stadt herausbringen.« In kurzen Worten erklärt er Tayeb, was in den letzten Stunden geschehen ist. »Benyamin wird Elija und dich in die Höhle des Zedekia bringen. Dort seid ihr in Sicherheit vor Uthmans oder Tughans Mamelucken, die nach Alessandra und mir suchen werden, sobald die Schlacht um die Zitadelle entschieden und unsere Flucht entdeckt ist.«
    »Und ihr?«, fragt Tayeb bestürzt. »Ihr wollt in den Tempelberg, nicht wahr?«
    »Ja«, sagen Yared und ich gleichzeitig.
    »Sobald wir aus dem Labyrinth zurückkehren, fliehen wir gemeinsam nach Akko«, fügt Yared hinzu, während Benyamin sich die verschnürte Lederhülle der Baruch-Apokalypse umhängt und Tayebs Schultern stützt, um ihm beim Aufsetzen zu helfen.
    Mein Freund tastet nach meinem Notizbuch, das auf dem Tisch neben seinem Bett liegt, und gibt es mir. »Ich habe die Botschaft der Templer entschlüsselt.«
    »Und?«
    »Sieh dir die Skizze des Tempelbergs an.«
    Ich schlage das Büchlein auf und betrachte den Plan der unterirdischen Gänge und Zisternen. Den Weg hat Tayeb mit roter Wachskreide eingetragen.
    Mir stockt der Atem, als ich das Labyrinth betrachte. Der markierte Weg endet an einem roten Templerkreuz.
    Was ist dort?
    Eine geheime Kammer unter dem Felsendom, in der seit zwei Jahrtausenden der Gottesschrein verborgen liegt, wie es die Baruch-Apokalypse verspricht?
    Meine Hände zittern vor Aufregung – das Schatzsucherfieber hat mich wieder gepackt! Ich gebe das Notizbuch an Yared weiter, der ebenso aufgeregt ist wie ich, und sehe Tayeb an. »Erwähnt der Text die Bundeslade?«

· Yared ·
Kapitel 66
    In der Kettenstraße nahe dem römischen Aquädukt
    20. Dhu’l Hijja 848, 23. Nisan 5205
    Osterdienstag, 30. März 1445
    Wenige Minuten nach ein Uhr nachts

    Alessandra bleibt plötzlich stehen, wendet sich um und blickt die finstere Tariq as-Silsileh entlang zur hell erleuchteten Zitadelle.
    »Was ist?«, flüstere ich.
    Unruhig umklammere ich den Griff der Schaufel aus dem Garten des äthiopischen Klosters.
    Sie hebt die Hand und horcht mit geneigtem Kopf.
    Ich spüre ihre Anspannung. Sie ist erschöpft. Und nach Uthmans Schlägen und Tritten hat sie sicherlich große Schmerzen. Im Schuppen des Gärtners hat Elija mir erzählt, wie Uthman vorhin gewütet hat. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sie umgebracht.
    In der Kettenstraße ist es still.
    »Ich glaube nicht, dass Uthman uns schon verfolgen lässt. Selbst wenn er unsere Flucht bemerkt hat«, flüstere ich. »Der Kampf um die Zitadelle ist noch nicht vorbei.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Vor seinen Mamelucken habe ich keine Angst. Selbst wenn Uthman auf die Idee kommt, dass wir in die Grabeskirche geflohen sind, verliert

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