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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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vertrauliche Weise an meinem Bein hinaufgeglitten ist, küsst den Saum meines Gewandes, wendet sich ab, steigt auf sein Maultier und biegt in die Gasse ein, die durch das Christenviertel zur Davidstraße führt. Von dort sind es nur wenige Schritte bis zur Zitadelle.
    Als ihm bewusst wird, dass ich nicht weiß, was ein Tabot ist, fügt er mit einem Lächeln an: »Das ist die heilige Lade.«

· Yared ·
Kapitel 26
    Im Empfangssaal des Emirs in der Zitadelle
    16. Dhu’l Hijja 848, 19. Nisan 5205
    Karfreitag, 26. März 1445
    Kurz vor dem Mittagsgebet

    »Ein frohes Osterfest«, wünsche ich Prinz Solomon. »Ein gesegnetes Fasika.«
    »Und dir ein friedliches Pessach, Emir.« Der Prinz ergreift meine Hand und drückt sie, dabei umfasst er mit der linken Hand meinen Arm.
    Solomons Blick ist offen, sein Lächeln warmherzig, sein Händedruck fest und entschlossen. Er spricht fließend Arabisch. Vom ersten Augenblick an gefällt mir sein einnehmendes Wesen.
    »Ich freue mich auf Sonntagnachmittag. Es gibt so vieles, was ich über Äthiopien wissen will. Über die salomonische Dynastie. Über König Salomo und die Königin von Saba und ihren Sohn. Meine Fragen konnten mir Seine Heiligkeit der koptische Papst Yoannis al-Maksi und die äthiopischen Botschafter, die Seine Majestät der Kaiser nach Ägypten entsandt hat, nur unzureichend beantworten.«
    »Ich werde mich bemühen, deine Fragen zu beantworten. Wir sehen uns am Sonntag. Salam!«
    »Salam!«
    »Allahu akbar! Allaaaaahu akbaaaaar!« , erklingt der erste Ruf des Muaddins zum Freitagsgebet durch das offene Fenster.
    Solomon verneigt sich, wendet sich um und verlässt den Audienzsaal.
    Bevor sich die Tür hinter ihm schließt, huscht Benyamin herein und kommt zu mir herüber.
    »Allahu akbar! Allaaaaahu akbaaaaar!«
    »Es ist so weit«, murmelt er, und seine Worte haben den bitteren Nachgeschmack von Unausweichlichkeit, Unwiderrufbarkeit und Endgültigkeit. »Alessandra bittet, von dir empfangen zu werden. Sie wartet vor der Tür. Sie will dir etwas geben. Uthman ist auf dem Weg hierher, um dich zum Gebet abzuholen. Die Pferde sind gesattelt. Die Eskorte wartet im Hof. Willst du Alessandra vorher noch sehen?«
    »Ashadu an la ilaha illa-llaaaaaaah …«
    Als ich nicht sofort antworte, weil ich dem Chor der Muaddine lausche, sieht er mich schließlich doch noch an. Er legt mir eine Hand auf den Arm. »Yared?«
    »Ja, ich will sie sehen.«
    »Ashadu an na Muhammadan rasulu-llaaaaaaah …«
    Während Benyamin sie hereinbittet, schlendere ich zum Fenster des Audienzsaals und blicke beklommen hinüber zum Haram ash-Sharif, wo sich vor der Al-Aqsa bereits Hunderte von Gläubigen um den Brunnen des Kelches versammeln – es sind noch viele muslimische Pilger in der Stadt, die …
    »Schalom alecha – Friede sei mit dir«, höre ich Alessandra hinter mir.
    Ich wende mich zu ihr um. »Schalom«, erwidere ich. »Wie geht es dir?«
    Ihr Lächeln ist bezaubernd, so wie ihre ganze Erscheinung. Sie trägt ein taubenblaues Seidengewand, das mit silbernen Blütenornamenten bestickt ist und von einer rosenfarbenen Schärpe gerafft wird. Weich umschmeicheln die Falten der Seide ihren schlanken, geschmeidigen Körper. Sie trägt keinen Schleier, der ihr langes dunkles Haar oder ihr Gesicht verhüllt hätte, daher bleibt nur wenig von ihrer Anmut vor mir verborgen. Der schwere, sinnliche Duft nach ägyptischem Lotus, den Saphira wohl eher meiner Vorlieben und nicht ihrer Wünsche wegen für sie ausgewählt hat, passt allerdings überhaupt nicht zu ihrer erfrischenden Art. Ein süßlich herber Hauch von Ingwer und Zitrone würde ihr besser stehen.
    »Abgesehen von zu wenig Schlaf – sehr gut.«
    Sanft berühre ich die kleine Wunde über ihrem rechten Auge, wo sie ein Stein getroffen hat, und sie weicht mir nicht aus. Ihr warmer Atem streichelt mein Gesicht. Ihre blauen Augen weiten sich ein wenig, und sie sucht meinen Blick, als ich sie zart liebkose.
    Dann ziehe ich meine Hand zurück. »Wie geht es Tayeb?«
    »Ich war gerade bei ihm. Er schläft und träumt glückselig lächelnd von den Gärten des Paradieses. Es geht ihm gut.«
    »Das freut mich.«
    »Ich habe dir noch nicht gedankt, dass du Tayeb und mir letzte Nacht das Leben gerettet …«
    Ich winke ab. »Schon gut.«
    Sie zieht ein in Brokatstoff eingeschlagenes Päckchen aus der Tasche ihres Mantels und gibt es mir. Ihre Finger berühren dabei sanft meine Hand.
    »Was ist das?«, frage ich verwirrt.
    »Ein Geschenk.«
    »Darf

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