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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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als ich zum Tempelberg geritten bin.«
    »Yonatan hat ihn sofort wiedererkannt.«, sagt Rabbi Eleazar mit tonloser Stimme. »Ein kostbares Stück aus Florentiner Seide.«
    Er sieht mir fest in die Augen.
    Ich reiße einen der Merkfäden vom Tallit, falte den Seidenstoff sorgfältig zusammen und gebe ihm den Gebetsschal.
    Rabbi Eleazar nickt bedächtig. »War sie auch dort?«, fragt er leise.
    »Ja.«
    »Adonai sei euch beiden gnädig!«
    Er stellt keine weiteren Fragen, die mich oder die Frau, mit der ich ja offenbar die Nacht verbracht habe, in Lebensgefahr bringen könnten.
    Wortlos stopft er den Tallit in seine Tasche und erhebt sich mühsam. »Ich denke, meine Söhne werden sich an der Suche der Gojim beteiligen und den Tallit finden, den vorgestern ein junger Mann aus Córdoba in Yonatans Laden gekauft hat – oder kam er aus Sevilla? Ich nehme an, dass Yonatan sich nicht mehr erinnern kann, wie der Mann aus Toledo aussah. Wie auch immer, er wird den Tallit rechtzeitig vor dem Beginn des Schabbat finden. Außerhalb des jüdischen Viertels.« Er lächelt matt. »Möge Adonai dir eine lange, friedliche und glückliche Herrschaft über Jeruschalajim gewähren, Yared ben Netanya. Die jüdische Gemeinde setzt große Hoffnungen in dich. Adonai segne und behüte dich. Ich wünsche dir einen friedlichen Schabbat!«
    »Das wünsche ich dir und deiner Familie auch, Rabbi. Schabbat Schalom!«
    Er steht ächzend auf, verneigt sich ehrerbietig, wendet sich um und schlurft mit gebeugtem Rücken zur Treppe, wo Benyamin ihn erwartet, um ihn die Stufen hinunterzugeleiten.
    Auf der Treppe kommt ihnen Uthman entgegen. Als er mich an der Brüstung des Turms lehnen sieht, schlendert er zu mir herüber. »Vater hat geschrieben.« Er gibt mir die gerollte Nachricht, die Arslan vorhin der Brieftaube abgenommen hat.
    »Was will er?«
    »Es geht ihm schlechter. Er hat solche Schmerzen, dass er das Bett kaum noch verlassen kann. Er will wissen, wann wir endlich nach Hause kommen. Er braucht dich.«
    Uthman hält mir die Nachricht hin. Als ich sie nicht nehme, ergreift er meine Hand und schließt meine Finger um das Papier. »Lies!«
    Ich falte das Blatt auseinander und starre auf die wenigen Zeilen, ohne sie wirklich zu lesen. Dann falte ich es wieder zusammen.
    »Yared, was soll ich ihm antworten?«, fragt Uthman sanft und legt mir die Hand auf die Schulter.
    Ich blicke hinüber zum Tempelberg, wo in einer verborgenen Kammer die Bundeslade ruht …
    »Yared? Was ist mit dir? Du bist so blass …«
    »Ich werde ihm schreiben. In wenigen Tagen werden wir aufbrechen und nach Hause zurückkehren«, presse ich hervor.
    Uthman nickt. »Sag mal, Yared, was hältst du davon, wenn wir uns nach Sonnenuntergang im Hamam verwöhnen lassen, gemeinsam zu Abend essen, eine Partie Schach spielen und uns dann mit ein wenig Haschisch einen sinnlichen Abend machen?«
    »Tut mir leid, Uthman.«
    »Na komm schon, ich lass dich auch gewinnen«, verspricht er mir im Scherz – er ist ein begnadeter Spieler, der das Spiel der Könige vollendet beherrscht und mich jedes Mal ash-Shah mat setzt. Selbst Arslan, der öfter mit Uthman spielt als ich, hat gegen ihn keine Chance.
    »Ich habe schon etwas anderes vor.«
    Uthman hebt die Augenbrauen. »Sieh mal an. Und was?«
    Ich sage es ihm.
    »Dachte ich’s mir doch!« Er knufft mich in die Seite und grinst unverschämt. »Na dann: viel Vergnügen!«

    Als ich die Treppe hinuntersteige, um den Patriarchen zu begrüßen, der mich im Audienzraum erwartet, kommt mir Arslan entgegen. »Was ist?«
    »Nicht hier«, murmelt er, und ich folge ihm in mein Arbeitszimmer.
    Er verriegelt die Tür. »Das Templerschwert ist verschwunden«, flüstert er mit besorgter Miene. »Es ist nicht in ihrem Schlafzimmer …«
    Unbeherrscht fluche ich.
    »… und in Uthmans Gemächern ist es auch nicht. Ich habe auch dort alles durchsucht.«
    Ich habe furchtbare Angst um ihr Leben.
    Wer hat das verdammte Templerschwert?

    Als ich den Audienzsaal betrete, steht Joachim am Fenster und blickt über Jeruschalajim. Er wendet sich um und kommt mir entgegen. »Herzlichen Glückwunsch zum Amtsantritt als Emir von Dimashq und Herr von Al-Quds, auch im Namen Seiner Majestät des Kaisers von Byzanz, des Oberhauptes der orthodoxen Kirche.«
    »Danke, Patriarch.« Ich nehme auf dem Diwan hinter meinem Schreibtisch Platz und deute auf das Sitzpolster vor mir. »Bitte setz dich doch!«
    »Shukran!«, murmelt er, rafft sein Patriarchengewand, hält die drei

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