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Der Gottesschrein

Der Gottesschrein

Titel: Der Gottesschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Tallit aus Seide. Der Imam beschuldigt die Juden, den Tempelberg entweihen zu wollen.
    Um des Friedens willen und um eine blutige Auseinandersetzung zwischen Muslimen und Juden zu verhindern, an der Ihr nicht unschuldig seid, Kyria Alessandra: Wer hat Euch geholfen, in das Labyrinth einzudringen? Nennt mir seinen Namen, und ich werde Euch vor dem Todesurteil bewahren! Wem gehört dieser Tallit?«

· Yared ·
Kapitel 28
    Auf dem Davidsturm der Zitadelle
    16. Dhu’l Hijja 848, 19. Nisan 5205
    Karfreitag, 26. März 1445
    Vier Uhr dreißig nachmittags

    »Die Nachricht, ein Jude habe den Haram ash-Sharif geschändet, hat sich wie ein Lauffeuer in Al-Quds verbreitet«, raunt mir Arslan zu, als er sich neben mir an die Zinnen lehnt. Er ist zum Kampf gerüstet.
    Besorgt beobachte ich die unruhige Menge auf dem Platz vor der Klagemauer, die von bewaffneten Mamelucken auseinandergetrieben und zerstreut wird. Ein Araber, der sich mit seinem Dolch auf einen Tscherkessen stürzen will, wird überwältigt, niedergeschlagen und rücksichtslos weggeschleift. Arslans Männer halten die Treppe über die Schuttrampe hinauf zum Tempelberg besetzt, sie haben den weiten Platz unter Kontrolle.
    Eine Taube schwebt vom Berg Zion herüber, dreht einige Runden über unseren Köpfen und landet dann, aufgeregt mit den Flügeln flatternd, im Taubenschlag hinter uns, aus dem aufgebrachtes Gurren erklingt. An ihrem Bein kann ich die kleine Kapsel für die Briefpost erkennen.
    Eine Nachricht vom Sultan aus Al-Kahira?
    »Heute Morgen der fanatische Mönch, der am Karfreitag ein Kreuz in die Al-Aqsa schleppt, und nun dies«, murmelt Arslan. »Einige Muslime sind nach dem Freitagsgebet mit Gewalt ins jüdische Viertel eingedrungen, nachdem sie zuvor die Juden an der Klagemauer von oben mit Steinen beworfen haben. Vor der Ramban-Synagoge gab es eine regelrechte Straßenschlacht. Die Juden sind in die Synagoge geflohen und haben sich verbarrikadiert.«
    »Gab es Tote?«
    »Nein, jedoch etliche Verletzte. Die Muslime waren nicht bewaffnet. Und im Judenviertel liegen keine Steine herum, die man werfen könnte. Ich habe meine Männer mit dem Befehl ins Judenviertel geschickt, die Muslime hinauszutreiben und die Juden aus der belagerten Synagoge zu befreien, bevor sich die Lage weiter verschärft. In zwei Stunden, bei Sonnenuntergang, beginnt der Sabbat … und das Abendgebet in der Al-Aqsa.«
    »Gib den Befehl, dass die Treppe neben der Klagemauer heute Abend gesperrt bleibt. Halte die Muslime vom Judenviertel fern.« Ich deute hinüber zur Nordseite des Tempelbergs. »Die Gläubigen sollen die Treppe an der Via Dolorosa benutzen. Sprich mit Joachim, und stell fest, wann die letzte Karfreitagsprozession stattfindet, und achte darauf, dass Muslime und Christen nicht aufeinander losgehen.«
    »Mach ich.«
    Er geht zum Taubenschlag hinüber, fängt die eben angekommene Brieftaube ein und nimmt ihr behutsam die gerollte Botschaft ab. Dann kommt er zu mir zurück und zeigt mir das winzige Siegel. »Der Sultan schreibt an Uthman. Ich werde ihm die Nachricht bringen.«
    Er will sich schon abwenden, da halte ich ihn auf. »Weißt du, wo Alessandra steckt?«
    »Sie ist heute Mittag mit Prinz Solomon in die Zitadelle zurückgekommen. Ist sie denn nicht in ihren Gemächern?«
    »Sie wollte Joachim heute Mittag um eine Audienz bitten. Seitdem ist sie nicht zurückgekehrt.«
    »W’Allah!«, flüstert Arslan.
    »Sie ist seit fast fünf Stunden allein in der Stadt unterwegs, nur mit einem Dolch bewaffnet. Und der Christusritter ist hinter ihr her.«
    »Ich werde eine Schar Bewaffneter ausschicken und sie suchen lassen.«
    »Danke, Arslan.«
    »Ich ahne, wie viel sie dir bedeutet, Yared. Ich bringe sie dir unversehrt zurück.«
    »Noch etwas: Mach dich auf die Suche nach dem zerbrochenen Templerschwert, das sie gestern gefunden hat, und bring es in meine Gemächer. Benyamin hat in ihrem Schlafzimmer vergeblich danach gesucht. Es ist verschwunden.«
    »Allah steh ihr bei!«
    »Uthman hat Alessandra für morgen Nachmittag eingeladen. Sie ist sich der Gefahr bewusst, dass er alles erfährt, sie kann jedoch Uthmans Gastfreundschaft nicht zurückweisen, ohne ihn misstrauisch zu machen.«
    »Wenn Uthman erfährt, dass sie im Labyrinth unterhalb der Al-Aqsa war, lässt er sie hinrichten.«
    »Das Schwert muss verschwinden. Es hat nie existiert.«
    »Von welchem Schwert sprichst du?«, fragt er mit dem unschuldigen Grinsen, mit dem er den Sultan immer wieder dazu bringt,

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