Der Gotteswahn
unserer Bildung sein muss, liegt nicht in erster Linie daran, dass sie eine wichtige Quelle der literarischen Kultur darstellt. Das Gleiche gilt auch für die Sagen über die griechischen und römischen Götter, die wir kennen lernen, ohne dass man uns aufforderte, daran zu glauben. Die folgende, schnell zusammengestellte Liste enthält biblische oder von der Bibel inspirierte Redewendungen und Sätze, die in Literatur und Umgangssprache häufig vorkommen; dabei reicht das Spektrum von großer Dichtung bis zum abgedroschenen Klischee, vom Sprichwort bis zum Tratsch.
Seid fruchtbar und mehret euch; jenseits von Eden; Adams Rippe; soll ich meines Bruders Hüter sein?; Kainsmal; alt wie Methusalem; sich die Suppe einbrocken; für ein Linsengericht verkaufen; die Jakobsleiter; ein Mantel von vielen Farben; herrlich und in Freuden; Fremder in einem fremden Land; der brennende Busch; ein Land, in dem Milch und Honig fließen; Let my people Go; Fleischtöpfe; Auge um Auge, Zahn um Zahn; deine Sünden holen dich ein; sein Augapfel; die Sterne in ihrem Lauf; Philister; ein Mensch nach seinem Herzen; wie David und Goliath; wie sind die Helden gefallen; lammfromm; Königin von Saba; salomonische Weisheit; die Lenden gürten; Hiobsbotschaft; um Haaresbreite davongekommen; Weisheit ist nicht mit Geld zu bezahlen; Leviathan; wer mit der Rute spart, verzieht das Kind; ein Wort zur rechten Zeit; leere Eitelkeit; jedes Ding hat seine Zeit; denn des vielen Büchermachens ist kein Ende; die Rose von Sharon; ein verschlossener Garten; Schwerter zu Pflugscharen; da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern; lasst uns essen und trinken, denn morgen werden wir sterben; sein Haus in Ordnung bringen; ein einsamer Rufer in der Wüste; die Gottlosen haben keinen Frieden; von Angesicht zu Angesicht; Balsam auf meine Wunden; die Wege trennen sich; in der Höhle des Löwen; Daniel in der Löwengrube; wer Wind sät, wird Sturm ernten; Sodom und Gomorrha; der Mensch lebt nicht vom Brot allein; hebe dich hinweg von mir, Satan; das Salz der Erde; sein Licht unter den Scheffel stellen; die andere Wange hinhalten; Perlen vor die Säue werfen; Wolf im Schafspelz; Heulen und Zähneklappern; neuer Wein in alten Schläuchen; den Staub von den Füßen schütteln; wer nicht für mich ist, ist gegen mich; salomonisches Urteil; auf unfruchtbaren Boden fallen; der Prophet gilt nichts im eigenen Land; die Krumen vom Tisch der Reichen; Zeichen der Zeit; Räuberhöhle; Pharisäer; Kriege und Kriegsgeschrei; die Schafe von den Böcken scheiden; die Hände in Unschuld waschen; der Sabbat ist für den Menschen gemacht, nicht der Mensch für den Sabbat; lasset die Kinder zu mir kommen; das Scherflein der Witwe; Arzt, hilf dir selbst; barmherziger Samariter; Früchte des Zorns; verirrtes Schaf; verlorener Sohn; ich bin nicht wert, deine Schuhbänder aufzuknüpfen; den ersten Stein werfen; mehr hat nie ein Mensch geliebt; der ungläubige Thomas; sein Damaskus erleben; Glaube, Liebe, Hoffnung; Tod, wo ist dein Stachel?; ein Stachel im Fleisch; vom Glauben abfallen; schnöder Mammon; die Wurzel allen Übels; den guten Kampf kämpfen; alles Fleisch ist wie Gras; das A und O; Armageddon; De Profundis (Aus der Tiefe, Herr); Quo Vadis; es regnet auf Gerechte und Ungerechte.
Alle diese Redewendungen, Begriffe und Klischees stammen aus der Bibel. Weiß demnach jeder, der die Bibel nicht kennt, die Literatur nicht in vollem Umfang zu würdigen? Und damit meine ich nicht nur die erhabene, ernste Literatur. Von Lord Justice Bowen stammt der folgende, geistreich-witzige Vierzeiler:
Auf den Gerechten fällt der Regen,
Auch auf den ungerechten Mann.
Vor allem auf den Gerechten, wegen
Des Schirms, den ihm der andre nahm.
Die Freude am Witz ist allerdings nur halb so groß, wenn man die Anspielung auf Matthäus 5,45 nicht versteht (»Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.«). Und die hübsche Pointe von Eliza Doolittles Fantasie in My Fair Lady würde jedem entgehen, der das Ende von Johannes dem Täufer nicht kennt:
»Thanks a lot, King« says I in a manner well bred,
»But all I want is ’Enry ’Iggins ’ead.«
[»Besten Dank, Herr König«, sag lieb ich und fein.
»Doch mein einziger Wunsch soll Higgins’ Haupt sein!«]
Für meinen Geschmack ist P.G. Wodehouse der großartigste Autor leichter englischer Unterhaltung, und ich würde wetten, dass mindestens
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