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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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beruhigen. »Heute Abend komme ich nach Hause, versprochen«, versicherte er ihr und sagte ihr noch ein paar tröstende Worte, bevor er auflegte.
    Erneut schaute er zu dem Tisch, an dem Saeko und Kagayama sich unterhielten. Es sah nicht so aus, als ob ihnen an seinem Verhalten etwas aufgefallen wäre. Hashiba schloss die Augen, atmete tief durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ohne zu überlegen ging er in den Waschraum. Nachdem er sich gründlich die Hände gewaschen hatte, schaute er auf und sah sein Gesicht im Spiegel.
    Was um alles in der Welt machst du jetzt?
    Bis zu diesem Punkt war sein Leben glatt verlaufen, doch es war, als wäre ein kleiner Schnitt darin aufgetaucht, der allmählich breiter wurde. Er musste ihn versorgen, bevor er zu eitern begann.
    Und doch hatte er keine Ahnung, wo er anfangen sollte. Sein Ich aus Fleisch und Blut machte sich ernstlich Sorgen um seine Frau. Doch das Gesicht im Spiegel glühte vor Begehren nach Saeko. Das Unbehagen darüber, dass die Realität sich von seinem Spiegelbild abspaltete, verschwand nicht so einfach, ganz gleich, wie gewissenhaft er sich die Hände wusch.
    31
    Als hätte sie vorausgesehen, dass das Verkehrschaos bis dahin nachgelassen hatte, kam Shigeko Torii am späten Nachmittag in einem Taxi an. Die tief stehende Wintersonne warf schon den Schatten der Berge an die nach Osten gelegenen Hänge des Parks. Als Shigeko den Fuß aus dem Taxi streckte, spürte Hashiba, wie die Luft noch kälter wurde. Obwohl es fast einen Monat her war, dass er sie zuletzt persönlich gesehen hatte, war sie viel stärker gealtert, als man erwartet hätte. Als sie festen Boden unter den Füßen hatte, sah Hashiba, dass sie sehr wacklig auf den Beinen war. Er rannte zum Taxi, um ihr zu helfen, und nahm ihr das Gepäck vom Schoß. Die Tasche schien ebenso gewichtslos zu sein wie ihre Besitzerin.
    »Tut mir leid, dass ich solche Umstände mache«, sagte Shigeko und neigte leicht den Kopf, sodass ihr dünner werdendes Haar und die gefleckte Kopfhaut zu sehen waren. Es war ein quälender Anblick, und Hashiba ertappte sich dabei, dass er wegschaute. Geschäftig eilte er zum Wohnmobil des Filmteams hinüber und legte Shigekos Gepäck auf den Rücksitz.
    Das Timing ihrer Ankunft war perfekt; sie hatten gerade die letzten Interviews mit Angehörigen der vermissten Busreisenden beendet. Die meisten von ihnen waren etwa in Hashibas Alter und hatten ihre Eltern auf eine schöne Pauschalreise geschickt. Alle machten sich Sorgen, doch durch die Absurdität der Situation wirkten sie verwirrt. Hashiba versuchte sich vorzustellen, wie er sich fühlen würde, wenn seine Mutter betroffen wäre, doch stattdessen wanderten seine Gedanken zurück zu dem Gespräch mit seiner Frau.
    Er rief Kagayama zu sich und deutete auf den geschlossenen Eingang. »Jetzt lassen sie uns rein, oder?« Bevor der Tag zu Ende war, mussten sie handfeste Bild- und Tonaufnahmen aus dem Park in den Kasten bekommen, gemischt mit Shigeko Toriis Reaktionen.
    »Ja, wir haben eine Abmachung.« Für die Öffentlichkeit war der Garten immer noch geschlossen, doch die Medien durften hinein. Vom Hotel, dem das Gelände gehörte, hatte Kagayama die Erlaubnis erhalten, in den Gärten zu filmen.
    »Okay, dann lass uns gehen.«
    Insgesamt waren sie zu sechst: Hashiba, Saeko, Kagayama, Kameramann Mitsuru Hosokawa, Tontechniker Ryoichi Kato und Shigeko Torii. Sie betraten den Garten durch das Restaurant und trafen sich mit dem PR -Berater der Kräutergärten, Mitsuo Sodeyama.
    »Danke, dass Sie uns herumführen.« Hashiba verbeugte sich zur Begrüßung tief vor ihm.
    »Wenn Sie bitte alle in den Bus steigen würden«, sagte Sodeyama. Neben seiner Tätigkeit als PR -Berater fuhr er, wenn er Zeit hatte, auch den Bus des Gartens. Heute hatte er eingewilligt, mit Hashiba und den anderen zum oberen Parkplatz zu fahren und sie für den Rest des Tages zu begleiten. Glücklicherweise war Sodeyama am Nachmittag des Vortages unten im Büro gewesen, sonst wäre er vielleicht jetzt unter den Vermissten.
    Als sie oben ankamen, beschloss er, den Bus zu wenden, nach unten zurückzufahren und zu Fuß wieder zu ihnen heraufzukommen. Sicherheitshalber wollte er den Bus nicht oben stehen lassen, während er mit dem Fernsehteam unterwegs war, da das Filmen einige Zeit in Anspruch nehmen würde.
    Es war schon kurz vor vier Uhr. Um diese Zeit waren normalerweise immer noch ein paar Touristengruppen auf dem Weg nach unten. Heute hingegen herrschte eine

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