Der Graben: Thriller (German Edition)
dass das Zusammenwirken mit dem Sonnenlicht entscheidend für das Entstehen des Lebens war, doch in diesem Argument stecken zwei offensichtliche Widersprüche.
Erstens, wenn es stimmt, dass das Leben sich zufällig entwickelt hat, würde man erwarten, dass es sowohl links- als auch rechtsdrehende DNA gäbe, doch die Stränge sind alle rechtsdrehend. Welche Kraft hat festgelegt, dass sie sich nur in eine Richtung drehen?
Zweitens, die verschiedenen Arten, von denen die Erde heute wimmelt, sollen sich aus Leben entwickelt haben, das gleichzeitig zu einem einzigen Zeitpunkt 500 Millionen Jahre nach der Geburt unseres Sonnensystems entstanden ist. Warum war dies auf einen einzigen Punkt in dessen Geschichte beschränkt?
Beim Nachdenken darüber, was für ein zeitlich begrenztes Phänomen eine rechtsdrehende Spirale hervorbringen könnte, dachte ich an das Verschwinden eines Schwarzen Lochs. Bei diesem Vorgang werden Licht und Teilchen freigesetzt. Wenn ein Schwarzes Loch in der Nachbarschaft unseres Sonnensystems verschwand, als dieses 500 Millionen Jahre alt war, und wenn das Leben auf der Erde unter dem Einfluss des entstehenden Lichts geboren wurde, dann wäre der Zeitpunkt des Entstehens begrenzt. Da ein Schwarzes Loch sich dreht, konnte es außerdem seine Drehrichtung auf die Umgebung übertragen. Das kurze Aufleuchten eines sterbenden Schwarzen Loches war der Anstoß zur Geburt des Lebens. Die Macht der Null. Das ist so ähnlich wie das Entstehen der Materie durch Verzerrungen im Vakuum. Die Geburt des Lebens ist synonym mit der Geburt der Informationen. Drei der vier Nukleinbasen ATGC verbinden sich zu einer Aminosäure, und eine Kette von 200 Aminosäuren ist zur Bildung eines Proteins erforderlich, das ein Baustein des Lebens ist.
In der Sprache der Nukleinbasen ist dies gleichbedeutend mit Information. Leben ist Information. Wodurch wurde die Information übermittelt? Natürlich durch Licht.
In der Schöpfungsgeschichte im Alten Testament sind die ersten Worte, die Gott spricht: »Es werde Licht.« Gott hat das Licht erschaffen, und im Zusammenspiel damit entstand das Leben.
An dieser Stelle möchte ich auf das Aussterben der Dinosaurier eingehen. Es mag so aussehen, als würde ich vom Thema abschweifen, doch dem ist nicht so.
Der plötzliche Untergang der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren ist ein Großereignis in der Evolutionsgeschichte, und über die Gründe gibt es viele Theorien. Die derzeit favorisierte lautet, dass das Schicksal der Dinosaurier durch den Einschlag eines riesigen Meteoriten besiegelt wurde, der das Klima veränderte. Offenbar gibt es auf der Halbinsel Yucatán einen großen Krater, der aus dieser Zeit stammt.
Doch in diese Falle müssen wir nicht tappen. Um die Natur mittels der Sprache genau zu beschreiben, gibt es zwei Herangehensweisen. Die eine ist schlicht und schön und auf Anhieb überzeugend. Die andere greift unbewusst und ohne zu überlegen die Trends der Zeit auf und ist mittelmäßig und trivial. Kopernikus’ Hypothese des heliozentrischen Weltbilds und Einsteins Relativitätstheorie sind Beispiele für die erste Denkweise, die Theorie, dass die Dinosaurier infolge eines Meteoriteneinschlags ausgestorben sind, dagegen zweifellos ein Beleg für Letztere.
Die Meteoritentheorie kam erstmals in den 1970er-Jahren auf. Welcher Zeitgeist herrschte damals vor? Die Welt befand sich mitten im Kalten Krieg, und beim Gedanken an ein Ende hatte jeder sofort Bilder einer Verwüstung nach einem nuklearen Schlagabtausch vor Augen. Bilder von zerstörerischen Bomben, die vom Himmel regnen und alles vernichten. Wie banal.
Durch unbewusste Übertragung dieser Bilder entstand die Meteoritentheorie. Es kann durchaus sein, dass ein Meteorit auf die Erde gestürzt ist, doch dass dies zum Massensterben der Dinosaurier geführt haben soll, ist allzu konstruiert. Auch bei einem noch so drastischen Klimawandel würden doch ein paar Exemplare überleben. Ich glaube, das Aussterben der Dinosaurier hatte biologische Gründe, ihrer Art wurde einfach der Hahn zugedreht. Sie sind aufgrund von intrinsischen Faktoren von der Bühne abgetreten, um das Wachstum der Säugetiere zu ermöglichen. Die gesamte Art hat durch eine Interaktion mit dem Licht den Knopf zum Aussterben gedrückt, das in den Dinosauriern bereits angelegt war. Viel später, vor nur 50.000 Jahren, ist etwas Ähnliches passiert. Der Stab wurde aus der Hand der Neandertaler in die des Cromagnonmenschen oder Homo sapiens übergeben.
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