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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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was er davon halten sollte. Er war sich sicher, dass der Krater bei ihrem letzten Besuch vor drei Tagen noch nicht da gewesen war. In den letzten Tagen hatte es auch keine Berichte über besondere Vorkommnisse gegeben. Es sah ganz so aus, als wäre der Krater in den letzten Stunden entstanden.
    Das Seltsamste war die unglaubliche Stille. Doch wie konnte ein solcher Krater völlig geräuschlos und ohne Tamtam entstehen? Es war, als wäre hier irgendein Bewusstsein am Werk, das einen Heidenspaß an diesem Widerspruch hatte.
    Warum hat niemand etwas davon bemerkt?
    Hashiba schaute zum Himmel hinauf. Vor drei Tagen war dort alles voller Helikopter gewesen, doch heute war der Himmel ganz frei. Hatten Leute den Krater gesehen, sich aber trotz dessen Größe nicht dafür interessiert? Oder – was wahrscheinlicher war – hatte ihn noch niemand entdeckt?
    Von hinten näherten sich Schritte. Hashiba wandte den Blick nicht von dem mysteriösen Krater, als Kagayama ihn endlich einholte. Kagayama trat neben ihn und folgte seinem Blick in die Tiefe; dann warf er theatralisch die Hände in die Luft.
    »Mann, ich hasse diesen Ort!«, rief er und verzog lachend das Gesicht. Über so etwas konnte man nur noch lachen – was sonst?
    Eine Seite des Kraters reichte bis an den Soga-Schrein heran. Hashiba konnte das Rot des Torii -Tors vor den Steinstufen erkennen, die zum Schrein hinaufführten. Es baumelte am Rand des Abgrunds; einer der Pfosten hing schon über dem Rand, der andere stand noch im Boden. Das rote Tor sah aus wie eine Heftklammer, die zwei ungleiche Welten zusammenhielt.
    40
    Das Schweigen im Taxi war kaum auszuhalten. Saeko dachte eigentlich, sie wäre ganz gut darin, lockeren Small Talk zu führen, auch wenn sie einem Menschen zum ersten Mal begegnete. Es war unangenehm, mit jemandem auf so engem Raum zusammen zu sein und sich vollkommen anzuschweigen; normalerweise hätte sie längst ein Gesprächsthema gefunden. Doch sobald das Taxi losgefahren war, hatte Isogai sich ohne Entschuldigung zurückgelehnt und hatte sein Laptop herausgeholt, als wollte er sagen, dass er nicht gestört werden wollte. Seither hatte er keinerlei Interesse an einem Gespräch gezeigt; er schien Saeko überhaupt nicht wahrzunehmen.
    Er saß nur da, tippte auf seiner Tastatur und rieb sich hin und wieder wie gedankenverloren mit dem Finger über die Zähne. Ab und zu grunzte er und hielt für einen Augenblick inne, um danach umso eifriger weiterzutippen. Er war so vertieft, dass es Saeko schwerfiel, ihn zu unterbrechen. Doch das Schweigen hielt sie auch nicht mehr aus.
    So einem Menschen war sie noch nie begegnet. In der Regel waren die Leute zumindest höflich, selbst sonderbare Männer. Saeko wurde immer frustrierter und ungehaltener. Es störte sie nicht, dass er beschäftigt war – das war schon in Ordnung. Doch er hätte ihr zumindest sagen können, dass er unterwegs noch etwas arbeiten müsse. Das war einfach ein Gebot der Höflichkeit, und sie selbst hätte dies ohne zu überlegen getan. Dieser Mann jedoch ignorierte sie vollkommen, und seine grauenhaften Manieren ärgerten sie einfach. Sie holte die Akte, die sie über ihn hatte, aus der Tasche. Was er konnte, konnte sie schon lange.
    Am Abend zuvor hatte Hashiba ihr eine Datei mit Isogais Profil geschickt. Da sie ziemlich umfangreich war, hatte Saeko sie ausgedruckt und eingesteckt, um sie später zu lesen. Nun legte sie sich den Ordner demonstrativ auf den Schoß und schlug ihn auf. Wenn Isogai sie schon ignorierte, konnte sie ebenso gut herausfinden, was für ein Mensch er war. Sie fragte sich, was für eine Vorgeschichte jemanden dazu bringen konnte, derart schlechte Manieren an den Tag zu legen.
    Naoki Isogai war das älteste Kind seiner Eltern und war kurz nach deren Hochzeit zur Welt gekommen. Sie hatten sich an der Universität kennengelernt, an der sie beide lehrten, sein Vater Akustik, seine Mutter Klavier. Als er auf die Mittelschule kam, zeigte Naoki Isogai bereits eine Begabung in Mathematik und Physik, die weit über die seiner Altersgenossen und sogar seiner Lehrer hinausging.
    Da er mit dem japanischen Schulsystem nicht zurechtkam, wechselte Isogai an eine Highschool in den USA . Im Jahr darauf wurde er vorzeitig an der Universität von Yale zugelassen, um Mathematik und theoretische Physik zu studieren. Bevor er einen Abschluss erlangen konnte, begann er einen Magisterabschluss an der Carnegie-Mellon-Universität, doch noch vor Fertigstellung seiner Magisterarbeit

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