Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
Vom Netzwerk:
Augen, legte eine Hand in Saekos Schoß und schloss lächelnd die Akte. »Wenn Sie wirklich so viel über mich wissen wollen, brauchen Sie nur zu fragen.«
    Sein plötzlich viel vertrauterer, fast kokettierender Umgangston traf Saeko unvorbereitet und passte nicht zu dem Bild, das sie sich von ihm gemacht hatte. Sie zuckte zurück, als hätte er ihr gerade Elektroden in den Kopf gesteckt. Sie wandte sich ab, um aus dem Fenster zu schauen, und versuchte verzweifelt, ruhig zu atmen.
    41
    Es war noch nicht sehr kalt, die Sonne stand hoch am Himmel. Kagayamas Zittern war eine Reaktion auf den Anblick, den er vor sich sah, etwas, für das er überhaupt keine Erklärung hatte. Es lief ihm eiskalt über den Rücken, und seine Blase fühlte sich an, als würde sie gleich platzen. Der gähnende Krater vor ihnen sah beinahe aus wie ein Bullauge zu einer anderen Welt.
    Während Hashiba und Kagayama sich dem Loch näherten, bröckelte die lockere Erde am Rand des Kraters prasselnd hinein. Das rote Torii des Schreins hing immer noch über dem Abgrund und sah aus, als würde es jeden Moment zusammenbrechen. Kagayama beugte sich vor und näherte sich vorsichtig dem Rand des Kraters. Er reckte den Hals, um besser auf den Grund sehen zu können, doch als er merkte, dass die Erde nachgab, sprang er rasch ein paar Schritte zurück.
    Als er sich umschaute, sah er den Weg, den sie heraufgekommen waren und der durch dichtes Gebüsch führte; neben einem Baum stand eine kleine Vogelskulptur. Da seine Blase fast platzte, rannte Kagayama den Weg zurück, dann ins Unterholz, wo er neben der kleinen Statue stehen blieb. Von dort aus blickte man auf ein anderes kleines Seitental. Der Vogel war aus einer Art Bambus gefertigt und stand mit ausgebreiteten Flügeln da. Es war eine Möwe. Kagayama wand sich ein wenig, als er sich an die unheimliche Szene von vor drei Tagen erinnerte, jenen riesigen Schwarm von Möwen, die alle gleichzeitig aufgeflogen waren. Er spürte, dass seine Blase nachgab, und kämpfte mit seinem Reißverschluss, um ihn noch rechtzeitig aufzubekommen, doch in diesem Moment kam schon der Strahl, sodass seine linke Hand nass wurde.
    Mist…
    Er wischte die Hand an der Jacke ab und genoss das Gefühl der Erleichterung, das ihn durchströmte. Als er dort neben der Bambusmöwe stand und pinkelte, bastelte er sich seine eigene Theorie zusammen. Das plötzliche Verschwinden von einundneunzig Menschen, das plötzliche Auftauchen eines riesigen Kraters – seiner Meinung nach gab es nur eine Erklärung für die beiden Phänomene. Es musste ein Ufo dahinterstecken. Für Kagayama war das die selbstverständlichste Folgerung: Vor vier Tagen waren Außerirdische gelandet, hatten die Leute aus den Gärten entführt und die riesige Pockennarbe eines Kraters hinterlassen.
    Aber das passt zeitlich nicht zusammen…
    Damit diese Theorie aufging, musste der Krater vor dem Verschwinden der Leute entstanden sein. Doch soweit sie wussten, war er vor drei Tagen noch nicht da gewesen. Natürlich hatte Kagayama keine Ahnung, wie ein Ufo funktionierte, und im Moment war es ihm auch ziemlich egal. Sicher war er sich nur darin, dass das verdammte Ding sich über seinem Kopf befand.
    Kagayama kehrte zu Hashiba zurück und begann, ihm seine Theorie darzulegen: »Es ist die einzige Möglichkeit, oder? Es muss ein Ufo sein. Sonst gibt es nichts…«
    Hashiba schaute ihn an. Kagayama hatte lange Haare, nur nicht oben am Kopf, wo es sich schon fast ganz gelichtet hatte. Sein Äußeres erinnerte Hashiba an einen besiegten Samurai auf einem alten Druck, irgendwie ungesund, oder auch an einen Missionar aus einem alten Schulbuch.
    Hashiba schnalzte mit der Zunge. Kagayamas Spleen mit den Außerirdischen ging ihm allmählich auf die Nerven. Während seiner Zeit in der Medienbranche war Hashiba allzu vielen Kameraleuten begegnet, die von der fixen Idee besessen waren, einmal ein Ufo im Bild festzuhalten. Er wusste von entsprechenden Exkursionen zu Dreharbeiten in Australien und Kanada, doch er hatte noch nie davon gehört, dass jemand etwas Bedeutendes entdeckt hätte. In einer Sendung war einmal versucht worden, das Auftauchen von Kornkreisen in England durch Einwirkung von Außerirdi schen zu erklären. Nach der Ausstrahlung der Sendung hatt e sich herausgestellt, dass die Kornkreise das Werk einiger älterer Leute waren, die sich einen Scherz erlaubt hatten.
    Dass der Ruf des Senders darunter erheblich gelitten hatte, verstand sich von selbst. Jene Sendungen

Weitere Kostenlose Bücher