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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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Privatsache. Es hatte nichts mit der Sendung zu tun, also beschloss sie, dass sie es Hashiba auch nicht zu erklären brauchte. Selbst wenn sie dies gewollt hätte, es hätte zu lange gedauert.
    »Jetzt kommt erst einmal her und schaut euch das an.«
    »Natürlich. Schließlich muss ich Dr. Isogai zu dir bringen.«
    Hashiba lachte. »Wahrscheinlich. Ist er jetzt bei dir?«
    »Er ist zur Toilette gerannt, kaum dass wir angekommen waren.«
    »Wie ist er so?«
    »Ich glaube, das entscheidest du am besten selbst.«
    »Klar. Kommt, so schnell ihr könnt.«
    Hashiba legte auf, schaute auf die Uhr und überlegte, wie man von hier aus nach Takato gelangte. Saeko würde den Hochgeschwindigkeitszug nach Tokio nehmen und in die Chuo-Linie umsteigen müssen, oder sie konnte in Fuji in die Minobu-Linie umsteigen. Egal welche Route sie wählte, sie würde erst im Dunkeln ankommen. Hashiba konnte sich nicht vorstellen, warum sie so plötzlich dorthin zurück wollte, vor allem allein und am Abend. Schon tagsüber war es dort seltsam gewesen, sogar zusammen mit dem Filmteam. Hashiba erinnerte sich, dass er die ganze Zeit gefroren hatte. War es nur seine Einbildung, da er nun einmal wusste, dass von dort eine ganze Familie plötzlich verschwunden war – oder hatte der Ort tatsächlich etwas Unheimliches an sich? Er wusste es nicht.
    Verschiedene Bilder aus dem Haus gingen ihm durch den Kopf: das leere Bierglas, dessen Inhalt verdunstet war, die Zahnbürsten, die er nicht direkt hatte anfassen können, die warzenähnlichen Zahnpastaflecken auf dem Waschbecken, die verfilzten Haare im Abfluss. Er erinnerte sich auch an die erneuerte Wanne im Bad, deren Boden von Schimmel und zu Staub gewordenen Hautschüppchen bedeckt war. Im Geiste wanderte er durch die Flure des Hauses wie eine Kamera, gelangte zum Elternschlafzimmer und trat ein, bli eb vor dem Foto auf dem buddhistischen Altar stehen. Das Foto des verstorbenen Großvaters der Familie mit seinem kahlen Kopf und dem Wassermelonengesicht. Seine Haut war runzlig, hatte jedoch einen schimmernden, reptilartigen Glanz. Das Gesicht sah dem von Seiji Fujimura verblüffend ähnlich.
    Hashiba schüttelte den Kopf. Nein, er konnte nicht verstehen, warum Saeko an einen solchen Ort zurückkehren wollte, vor allem allein. Er fragte sich, ob sie vielleicht doch zu eigensinnig für ihn war. Ihr Verhalten erstaunte ihn. Gleichzeitig war an ihrem starken Willen etwas, das er nahezu unwiderstehlich fand.
    42
    Saeko und Isogai verließen das Restaurant im Garten und begannen, einen der Wege zum Soga-Schrein hinaufzugehen, wo Hashiba und Kagayama auf sie warteten. Isogai war gut in Form und eilte leichtfüßig und mit großen Schritten bergan. Seine Bewegungen waren fließend und athletisch. Auch Saeko trainierte täglich und glaubte eigentlich, eine gute Kondition zu haben, doch mit Isogais Tempo konnte sie nicht mithalten. Wie nicht anders zu erwarten, schien er überhaupt nicht darauf zu achten, dass sie zurückfiel. Er hastete einfach den Berg hinauf und murmelte dabei unaufhörlich etwas vor sich hin.
    Obwohl Saeko wusste, dass man unmöglich jemanden einschätzen konnte, den man gerade erst kennengelernt hatte, gab sie sich alle Mühe, aus Isogai schlau zu werden. Klar schien zu sein, dass er zwei verschiedene Seiten hatte: Einmal wirkte er seinen Mitmenschen gegenüber vollkommen gleichgültig, dann wieder rückte er ihnen zu dicht auf die Pelle. Gerade jetzt schien er völlig vergessen zu haben, dass Saeko bei ihm war. Das war keine Absicht, nahm sie an – er bemerkte sie einfach nicht.
    Sie beschloss, ihre Theorie zu testen und blieb auf halber Höhe von einigen Holzstufen abrupt stehen. Sie schaute nach oben und wartete. Ringsum war alles ganz still, und in den Ästen der Bäume regte sich kein Lüftchen. Sobald sie sich nicht mehr bewegte, merkte sie, dass sie schon ins Schwitzen gekommen war, und ihr war unangenehm warm. Obwohl es allmählich spät wurde, war die Luft kein bisschen kalt.
    Isogai schien nicht bemerkt zu haben, dass sie stehen geblieben war. Er ging weiter die Stufen hinauf, sodass sich der Abstand zwischen ihnen rasch vergrößerte. Saeko beugte sich vor, stützte die Hände auf die Knie und atmete in der frischen Luft des Parks ein paarmal tief durch.
    Als Isogai etwa zwanzig Meter vor ihr war, blieb auch er plötzlich stehen. Endlich schien ihm aufgefallen zu sein, dass niemand mehr hinter ihm war. Er drehte sich abrupt um, und als er sah, dass er Saeko abgehängt hatte,

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