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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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viel Zeit wir noch haben.« In dem ersten ihnen bekannten Fall war jemand seit über einem Jahr verschollen. Selbst wenn der Phasenübergang sich nicht mehr aufhalten ließ, konnte Hashiba die Hoffnung nicht aufgeben, dass ihnen noch Zeit blieb.
    »Kennen Sie den Philosophen Ludwig Wittgenstein?«, fuhr Isogai fort. »Eines seiner bekannten Zitate lautet: ›Dass die Sonne morgen aufgehen wird, ist eine Hypothese, und das heißt: wir wissen nicht, ob sie aufgehen wird.‹ Leider fürchte ich, dass dies auf unsere Situation zutrifft.« Es war, als wollte er Hashibas einzige Hoffnung zunichtemachen.
    Isogai wandte sich wieder dem Monitor des Laptops zu und überflog die Seiten, die Chris hochgeladen hatte. Seine Augen flogen hin und her, und er verarbeitete die Daten schnell wie ein Computer. »Siehst du das auch so? Die Entwicklung beschleunigt sich?«
    »Es ist in sich schlüssig«, erwiderte Chris. »Wenn es in diesem Tempo weitergeht, erreicht die Welle bald Lichtgeschwindigkeit. Vielleicht überholt sie das Licht sogar. Nach dem Urknall hat sich alles viel schneller als mit Lichtgeschwindigkeit ausgedehnt, also ist das definitiv möglich. Es bedeutet nur, dass Einsteins allgemeine Relativitätstheorie das nächste Konzept ist, das zusammenbricht.«
    Selbst ohne am Bildschirm zu lesen war klar, dass die Dinge eine beunruhigende Wendung genommen hatten. Hashibas Gedanken überschlugen sich, angeheizt durch das Adrenalin, das durch seinen Körper jagte. »Und wenn die Welle die Lichtgeschwindigkeit übertrifft, was passiert dann?«
    »Dann ist Wittgensteins Zeit gekommen. Dann erleben wir den Neujahrstag nicht mehr, vielleicht nicht einmal den Sonnenaufgang.«
    Hashibas Kehle war wie ausgedörrt. Er stand auf und begann, im Raum auf und ab zu tigern. Kato saß da und kratzte sich mit eigentümlichem Lächeln am Kopf. Hosokawas Blicke irrten panisch im Zimmer herum. Kagayama rannte ins Bad und übergab sich.
    Ungeachtet dieser Reaktionen fuhr Isogai fort. »Wenn der Phasenübergang die Lichtgeschwindigkeit übertrifft, würde es unmöglich, abzuschätzen, wann er uns erreicht. Das Ende würde plötzlich kommen, noch während das Licht der Sterne von der Milchstraße am Himmel zu sehen wäre. Kompletter Zusammenbruch ohne Vorwarnung.« Er atmete tief durch und schaute in die Runde, als wollte er jeden dringend dazu auffordern, sich auf das Unvermeidliche vorzubereiten.
    »Mit anderen Worten, das Ende der Welt könnte kommen, noch bevor ich diesen Satz beende.« Isogai brach ab; er wirkte trotzig und resigniert zugleich.
    Im Raum herrschte Stille, da jeder beinahe vergaß zu atmen.
    Hashiba spürte sein Herz in der Brust hämmern. Es dröhnte in seinem Kopf wie das Schlagen einer Glocke, ein Countdown bis… Bei dem Gedanken schauderte es ihn. Das Ende der Welt konnte wirklich jeden Moment eintreffen. Der gesamte Planet und alles Leben darauf konnte einfach aufhören zu existieren.
    Isogai hatte rot unterlaufene, verquollene Augen. »Entschuldigung, ich will niemandem Angst machen…«
    Hashiba versuchte, die Anspannung in seinem Körper zu lösen, indem er sich an seine Verantwortung als Mitglied der Presse erinnerte. Die Reaktion der Öffentlichkeit konnte er genau erraten; man konnte sie daran ablesen, wie die anderen hier im Raum reagiert hatten. Wenn die Massenmedien einen Countdown bis zum Tag X begannen, würde dies im Nu zu einer Massenpanik führen. Doch wenn das Ende kam, wollte er ihm ruhig entgegensehen, entschied Hashiba. Das Letzte, was er wollte, war ein unschöner, panikerfüllter Schluss.
    »Also sieht es so aus, als bliebe uns nicht mehr viel Zeit. Ich schätze, Sie alle sollten Ihre letzten Angelegenheiten regeln.« Isogai hielt inne und schaute in die ausdruckslosen Gesichter der anderen. Niemand reagierte. Er fuhr in drängendem Ton fort. »Wenn Sie jetzt aufbrechen, schaffen Sie es wahrscheinlich noch nach Hause. Es könnte Ihre letzte Chance sein, Ihre Familien noch einmal zu sehen. Was auch geschieht, ich habe keine Familie, zu der ich fahren könnte. Mein einziger echter Freund ist hier bei mir.«
    Alle waren zu sehr mit ihren Gedanken beschäftigt, um zu verstehen, worum Isogai sie bat. Vor lauter Verzweiflung darüber, dass sich niemand vom Fleck rührte, klatschte dieser schließlich in die Hände und machte eine auffordernde Geste. »Wenn ich bitten darf, ich würde gern noch ein bisschen mit Chris zusammen sein. Allein.«
    Hashiba stand auf und senkte entschuldigend den Kopf. »Jungs, geht

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