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Der Graben: Thriller (German Edition)

Der Graben: Thriller (German Edition)

Titel: Der Graben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kôji Suzuki
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hatte, ein kleiner Supermarkt erwähnt wurde. Beim Verlassen des Bads trocknete er sich die Hände ab, um die Akte auf dem Bett aufzuschlagen. Einer der beiden Männer, die verschwunden waren, Tomoaki Nishimura, hatte in einem solchen Laden gearbeitet.
    Vielleicht merkte Mizuho Takayama, dass sie etwas vergessen hatte, und beschloss, rasch in einen Laden zu gehen.
    Das Geschäft, in dem Nishimura gearbeitet hatte, lag weniger als fünf Minuten Fußweg vom Hotel entfernt.
    Kitazawa schaute rasch auf seinem Stadtplan nach, wo genau sich der Laden befand, und verließ das Zimmer mit der weniger als halb vollen Badewanne. Er nahm nur seine Geldbörse und den Stadtplan mit und ließ seine Reisetasche im Zimmer zurück – ganz so, wie Mizuho Takayama ihr Zimmer verlassen hatte. Ihr Ziel war vermutlich ebenfalls das gleiche.
    17
    Saeko ging in den vierten Stock der Bibliothek hinauf und fand einen Platz in einem Lesesaal, wo sie ihre Jacke über die Stuhllehne hängte. Auf dem Tisch schlug sie ihr Notizbuch auf, legte ihren Stift daneben und stützte das Kinn in die Hand.
    Sie erinnerte sich an etwas, das ihr Vater einmal gesagt hatte. Immer wenn er aufgeregt war, hatte er beim Sprechen wild mit den Händen gestikuliert.
    »Stell dir vor, wie die Welt im siebzehnten Jahrhundert war. Die Gesellschaft kam gerade erst aus dem Mittelalter heraus, das fast tausend Jahre gedauert hatte. Die Renaissance begann, und Europa besann sich eben erst wieder auf sein altes kulturelles Erbe. Damals war es für alle ganz selbstverständlich, dass ein losgelassener Gegenstand auf den Boden fiel. Doch eines Tages kam ein Mann auf die Idee zu fragen, warum. Warum fiel ein Apfel nach unten? Dieser Mann hieß Newton. Die Tatsache, dass er etwas infrage stellte, das alle anderen als etwas hinnahmen, das eben so war, führte ihn zur Theorie der universalen Schwerkraft.«
    Damals war Saeko erst auf der Mittelschule gewesen. Es war ein milder Morgen zu Beginn der Sommerferien, und si e saß in einer weißen ärmellosen Bluse am Esstisch. Sie wollte gerade frühstücken, als ihr Vater sie aufforderte, selbst die alltäglichsten Phänomene infrage zu stellen.
    Während sie ihrem Vater zuhörte, hatte Saeko das Kinn in die Hand gestützt. Ihr Vater stupste sie am Ellbogen.
    »Schau mal, wie du den Ellbogen auf den Tisch stützt. Warum, glaubst du, dringt er nicht einfach durch die Tischplatte?«
    »Was soll das heißen? Das ist nun mal so«, hatte Saeko patzig erwidert und ihre Antwort sofort bereut. Sie war ihrem Vater in die Falle gegangen. »Warte, nein. Hm, lass mich überlegen…« Sie zermarterte sich das Hirn, druckste herum. »Weil der Tisch aus Materie besteht«, erklärte sie schließlich und schlug zur Bekräftigung mit der Faust auf die Tischplatte.
    »Weil er aus Materie besteht? Aber Saeko, die Tatsache, dass Gegenstände existieren, ist viel schwieriger zu erklären. Das eigentliche Rätsel ist: Warum hat das Universum überhaupt irgendeine Struktur? Und doch nimmt man es als völlig selbstverständlich hin, dass es reale Gegenstände gibt.«
    Während er das Argument einkreiste, auf das er abzielte, blitzten die Augen ihres Vaters. Sie hatte es immer geliebt, die Veränderungen in seinen Augen zu beobachten.
    »Die Tatsache, dass Gegenstände existieren, ist ein Rätsel?«, fragte sie zurück.
    Saeko verstand immer noch nicht, worauf ihr Vater hinauswollte. Er spürte ihre Verwirrung und drückte das Ganze etwas einfacher aus.
    »Die Elemente, aus denen dieser Tisch besteht, sind nicht die gleichen wie die Elemente, aus denen dein Körper besteht. Derzeit sind uns 111 Elemente bekannt. Wie klassifizieren wir sie? Im Wesentlichen unterscheiden wir sie nach der Anzahl von Protonen und Neutronen, die ihren Kern bilden, und nach der Anzahl der Elektronen, die den Kern umgeben. Das Element mit der geringsten Masse ist der Wasserstoff mit einem Proton und einem Elektron. Das schwerste Element ist Uran mit 92 Protonen, 146 Neutronen und 92 Elektronen. Ich habe dir schon einmal gesagt, dass die Anzahl der Protonen und der Elektronen immer die gleiche ist. Jedes Proton besteht aus zwei Up-Quarks und einem Down-Quark. Du hast gesagt, dein Ellbogen dringt nicht durch den Tisch, weil dieser aus Materie besteht, ja? An was für eine Art Konstellation von Elektronen hast du dabei gedacht?«
    Bis zu dieser Frage ihres Vaters hatte Saeko noch nie über die Konstellation der Elektronen von irgendetwas nachgedacht. Schließlich war sie auch noch nie auf

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