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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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hinaus, und auch sie holte Bice mit Leichtigkeit vom Himmel. Sie lud erneut ihr Gewehr und rief zu Kerner hinüber. »Jetzt Dubletten. Du schießt die erste Scheibe hoch, und wenn du den Schuss aus meinem Gewehr hörst, schickst du die zweite hinterher.«
    Kerner löste den ersten Katapult aus und sofort nachdem der Schuss fiel, jagte er die zweite Scheibe hinterher. Dort, wo eben die beiden Scheiben flogen, wehte nur noch feiner Tonstaub umher. Anerkennend klatschte Kerner Beifall. Bice‘ Schießkünste waren in der Tat beeindruckend. Lachend kam sie wieder zu ihm hoch. »Siehst du, den Leibwächter kann ich für uns geben.« Kerner musterte sie mit erstauntem Gesicht. »Wer hat dir beigebracht so zu schießen? Das war wirklich filmreif.« Bice sah auf ihr Gewehr. »Ich habe schon mit dreizehn Jahren gelernt, damit umzugehen. Mein Vater ist fast jede Woche einmal mit mir und meinem Bruder hierher gegangen. Das ist auch bei Weitem nicht alles, was ich kann. Ich habe Fechtunterricht gehabt, ich kann mit Pfeil und Bogen umgehen, und ich beherrsche ein paar Kampfsportarten. Du siehst, ich bin ganz und gar nicht so schutzlos, wie es vielleicht den Anschein hat.« Bice gab Kerner einen Kuss und sah ihm lange in die Augen. »Wenn du also einmal in der Klemme steckst, Victor Baranow, brauchst du mich nur zu rufen, ich rette dich vor allem und jedem.«
     
    Eine Stunde später waren die beiden mit dem Elektro-Cart wieder auf dem Weg zum Haus. Es war fast Mittag, und Maria hasste es wenn man unpünktlich zum Essen erschien. Jupiter und Tacita lagen faul in der Sonne und aus Marias Küche duftete es schon verführerisch. »Ich habe einen Mordshunger«, sagte Bice beim Hineingehen. »Wir bringen schnell noch die Gewehre weg und sehen mal, was Maria für uns gezaubert hat.« Als sie in die Bibliothek kamen, stand Ferruccio Vigiani an einer der Bücherwände. Er hielt ein altes, abgegriffenes, in Leder eingebundenes Buch in der Hand.
    Bice stellte die Waffen zurück in den Schrank und ging dann zu ihm hin. »Hast du mal nach Papa gesehen?« Ferruccio schlug das Buch zu und stellte es zurück in das Regal. »Ja, ich war vor einer Stunde kurz bei ihm oben. Er schlief fest. Ist wohl am besten so. Übrigens hat Dr. Riva eben angerufen. Er müsste eigentlich jeden Moment hier sein. Er wollte mit uns sprechen. Da ich im Moment viel zu tun habe, und oft weg bin, habe ich ihm gesagt, er soll alles mit dir klären. Ich weiß, dass Vater nirgendwo besser aufgehoben ist, als in deinen Händen. Solltest du meine Hilfe brauchen, bin ich selbstverständlich da.« Ohne Kerner auch nur eines Blickes zu würdigen, ging Ferruccio Vigiani hinaus.
     
     
    Auf dem Gesicht von Bice zeigten sich Sorgenfalten. Maria kam in die Bibliothek. »Contessa, der Doktor wartet auf Sie in der Eingangshalle. Er möchte ungestört mit Ihnen reden, und in einer halben Stunde habe ich das Essen fertig. Für Ihren Vater habe ich etwas Leichtes zubereitet. Sie können es ihm mit hochnehmen. Schließlich muss er doch etwas essen. Wenn ich ihn frage, sagt er ja doch nur, er habe keinen Hunger.« Kopfschüttelnd ging Maria wieder zurück in ihre Küche.
    Bice sah Kerner entschuldigend an. »Tut mir leid, Victor. Ich muss mit Dr. Riva reden. Kann ich dich eine Weile alleine lassen? Willst du vielleicht noch einmal sehen, wie weit sie mit dem Gemälde sind?« Kerner winkte ab. »Nein, geh ruhig. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich mich ganz gerne mal in eurer Bibliothek umsehen.« Bice zeigte auf die gewaltigen Regale in dem großen Raum. »Fühl dich wie zu Hause, Victor. Hauptsache, du läufst mir nicht weg.« Sie lachte und küsste ihn noch einmal. Dann ging auch sie hinaus.
     
    Kerner war nun ganz allein. Langsam näherte er sich dem Regal, vor dem der Conte bei ihrem Eintreffen gestanden hatte. Er sah die Bücherreihen durch und entdeckte das in Leder eingebundene Buch. Es war das Buch, in das der Conte eben so vertieft gewesen war. Kerner drehte etwas den Kopf und versuchte, die abgegriffene Schrift darauf zu lesen. Es war eine frühe Ausgabe von Charles Darwins Evolutionstheorie. Daneben standen auch noch weitere Abhandlungen von ihm. Darunter eine über die Züchtung von vervollkommneten Rassen und deren Erhaltung. Ein Stück weiter unten fand er Bücher von Ernst Haeckel. Ein Deutscher, der die Evolutionstheorie Darwins konsequent auf den Menschen übertrug. Während Darwins Theorien als ein eher wissenschaftliches Werk angesehen werden konnten, so prägte

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