Der Grabritter (German Edition)
er im Türrahmen stehen. Dr. Kurz machte ein verärgertes Gesicht. »Was soll das, Kommissar Korte? Sind Sie verrückt geworden?« Es platzte förmlich aus Korte heraus. »Herzog ist aus dem Koma aufgewacht!« Alle Anwesenden sprangen auf. Herzog war ein allseits beliebter Mann im BKA, und so war auch die Freude dementsprechend groß. Nur einer blieb sitzen und sah mit fassungslosem Blick hinüber zu Korte. Marquart klebte leichenblass an seinem Stuhl fest.
Das war sein Ende. Wenn Herzog lebte, gab es für ihn keine Rettung mehr. Oder vielleicht doch ? Er erhob sich und verschwand, unbemerkt durch den in dem Büro herrschenden Trubel, hinaus. Dr. Kurz beendete die Sitzung und begab sich unverzüglich zusammen mit Korte auf den Weg in die Klinik. Eine halbe Stunde später standen die beiden auf dem Flur der Intensivstation, zusammen mit dem verantwortlichen Arzt. Er erklärte ihnen, dass Herzog außer Lebensgefahr sei und er bereits das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Er schlief zwar im Moment noch, aber es war nun fest damit zu rechnen, dass er bald aufwachen würde. Seine Frau saß gerade bei ihm und wartete darauf, dass es endlich soweit war. Auf die Frage von Dr. Kurz, ob die Möglichkeit bestände, nach dem Aufwachen mit Herzog zu sprechen, gab ihm der Arzt jedoch eine klare Absage. Der Zustand des Kriminalrates musste sich zuerst stabilisiert haben. Es blieb Dr. Kurz und Kommissar Korte also nichts weiter übrig, als zu warten.
Die beiden wollten schon gehen, als Korte noch einmal zurücksah. Vor der Tür zu Herzogs Zimmer stand nur ein Wachmann. Korte ging zu ihm hin. »Wo ist der zweite Mann?«, fragte er scharf. Der Wachmann zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, aber Kommissar Bange hat sich krankgemeldet. Er bekam vor einer halben Stunde einen Anruf. Plötzlich wurde ihm übel, und er musste sich übergeben. Dann ist er gegangen. Er sagte, er würde eine Ablösung schicken.« Nachdenklich ging Korte zurück zur Schleuse, wo Dr. Kurz auf ihn wartete. Irgendwas stimmt nicht, Chef. Ich muss sofort wieder eine zweite Wache hierher bekommen. Und dann will ich etwas nachprüfen.« Korte und Dr. Kurz verließen die Klinik. Auf dem Weg zum Wagen rief Korte im BKA an. Er fragte nach, ob ein Mann zur Klinik unterwegs sei, der als Ersatz für Kommissar Bange dort Dienst tun sollte. Im BKA wusste niemand etwas darüber. Als sich Korte mit Kriminalrat Marquart verbinden lassen wollte, erfuhr er von dessen Sekretärin nur, dass dieser sich gerade außer Haus befände und nicht erreichbar sei. Korte blieb stehen. »Die Sache ist doch oberfaul. Niemand weiß etwas von einer Ablösung, und Marquart ist nicht erreichbar.« Dr. Kurz rieb sich mit der Hand über das Kinn. »Ich habe ein schlechtes Gefühl, Korte. Bleiben Sie hier bei Herzog. Ich werde mich um einen vertrauenswürdigen Mann kümmern, der die Wache übernimmt. Wenn er hier ist, kommen Sie sofort zu mir ins BKA. Ich glaube, es ist an der Zeit, in unserem Laden aufzuräumen.«
50
In dem kleinen Aufenthaltsraum, der für die Angestellten des Lokals gedacht war, saß Marquart auf einem Stuhl und rauchte eine Zigarette nach der anderen. Durch die offene Tür hörte er das Klappern von Töpfen und Pfannen. Ein paar Männer in Kochkleidung schwirrten hin und her. Auf Marquarts Stirn stand kalter Schweiß.
Er hatte versucht, Bange dazu zu erpressen, alles auf eine Karte zu setzen. Dieser sollte den zweiten Mann und Herzog erledigen und dann untertauchen. Aber alle Drohungen und Versprechungen hatten Bange nicht dazu bewegen können. Jetzt war allerdings keine Zeit dazu, sich um diesen verdammten Feigling zu kümmern. Er musste so schnell wie möglich weg von hier, weg aus Deutschland, raus aus dem Zugriffsbereich des BKA und der anderen Behörden, die er nun sicher bald im Nacken haben würde. Ihm konnte überhaupt nur noch ein Mann helfen. Im Hinterzimmer der Pizzeria wartete er auf den Mittelsmann, durch den er bei wichtigen Angelegenheiten mit Ferruccio Vigiani in Verbindung treten konnte. Giovanni, ein kantiger kleiner Italiener, der auch der Besitzer d er Pizzeria war, kam zu ihm. Er setzte sich Marquart gegenüber und musterte den schweißgebadeten Mann. Ein Handy klingelte. Giovanni meldete sich und wechselte mit dem Anrufer ein paar Worte auf Italienisch. Dann reichte er Marquart das Telefon. In der Leitung war Ferruccio.
»Was gibt es, Dr. Marquart?«, fragte ihn der Conte kurz angebunden. Marquart erklärte ihm, mit
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