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Der Grabritter (German Edition)

Der Grabritter (German Edition)

Titel: Der Grabritter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Lierss
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musste schlucken. »Nun, Conte … ich denke auf jeden Fall, dass mir ein Bild noch nie so lebendig vor Augen geführt wurde, wie dieses hier von Ihnen.« Donatello Vigiani warf Kerner einen geringschätzigen Blick zu. »Unsinn, Mr. Baranow, aber Sie sind eben kein wirklicher Kunstliebhaber. Sie sind nur ein Kaufmann . Dieses Bild sagt uns, dass eine Frau in der Lage ist, Dinge zu bewegen, die in Bewegung zu bringen es in der Regel Generalstäbe und ganze Armeen braucht. Sie kann einen König stürzen. Damals und auch heute noch, Mr. Baranow. Das Expertenteam reist übrigens heute Morgen an. Dann können wir mit den Untersuchungen beginnen. Keine Angst, Mr. Baranow, das Bild wird dabei nicht beschädigt werden. Bitte entschuldigen Sie mich jetzt, ich muss wieder meine Tabletten nehmen.« Der Conte verließ den Raum und Kerner blickte nachdenklich auf das Bild. Er war ein wenig verunsichert. Waren die Bemerkungen, die der Conte zu dem Bild gemacht hatte, etwa eine Anspielung? Hatte er irgendetwas bemerkt?   
     
     
    43
     
    Auf seinem Stuhl wippend saß Merten in dem kahlen Raum. Das gleißende Licht der Neonröhren strahlte den schwarzen Metalltisch vor ihm an. Die Handschellen hatte man ihm zu diesem Verhör zwar abgenommen, nicht jedoch die Fesseln an seinen Füßen. Gelangweilt zog er an seiner Zigarette und schnippte ab und zu die Asche einfach auf den Boden. Hinter einer dicken Glaswand standen Dr. Kurz, der Leiter des BKA und Jens Korte, einer der jungen Kommissare aus Kriminalrat Herzogs Abteilung. Korte war erst vor wenigen Monaten zum BKA gekommen. In dieser kurzen Zeit hatte er sich allerdings schon einen Namen gemacht. Er galt als unbestechlich und beinhart. Nicht bei allen Kollegen brachte ihm das jedoch Sympathien ein. Dr. Kurz steckte die Hände in seine Manteltasche und sah auf Merten. Sein vernarbtes Gesicht wirkte dunkel und verstockt. Stoisch saß er da. Ab und zu starrte er hinüber auf die Scheibe, von der er wusste, dass hinter ihr jetzt vermutlich ein paar Leute standen und ihn beobachteten.
    Dr. Kurz drehte sich zu Korte herum. »Wann packt dieser Mistkerl endlich aus?« Korte lehnte sich gegen die Scheibe und verschränkte seine Arme. »Kein Wort ist aus dem rauszubringen. Ein knallharter Bursche. Ich habe ihn jetzt schon seit fast fünf Stunden in der Mangel. Er bleibt bei seiner Geschichte. Er habe sich einen Kaffee holen wollen, und als er wieder gekommen sei, seien zwei Männer in Herzogs Zimmer gewesen. Er sei hereingekommen und die beiden hätten ihn überwältigt. Danach weiß er nichts mehr.« Dr. Kurz grinste den jungen Kommissar vielversprechend an. »Na dann wollen wir unseren Kommissar Merten mal zum Schwitzen bringen.«
     
    Die Tür zu dem Verhörraum, in dem Merten saß, ging auf. Ein Beamter der JVA schob ein Fernsehgerät mit einem DVD-Player hinein. Als Dr. Kurz und Kommissar Korte hinter ihm den Raum betraten, sah Merten auf und wollte etwas sagen. Der Leiter des BKA sah ihn drohend an und legte einen Finger auf die Lippen. »Die Gelegenheit etwas zu sagen hatten Sie. Jetzt fungieren Sie nur noch als Zuschauer.« Dr. Kurz schaltete das Gerät ein und nach einem kurzen Flackern erschien auf dem Bildschirm das Zimmer der Intensivstation, auf der Kriminalrat Herzog im Koma lag. Merten zuckte zusammen. Was sollte das werden? War Herzog etwa aufgewacht und hatte eine Aussage gemacht? Er starrte auf den Bildschirm. Nein, Herzog lag immer noch reglos da, und man konnte die Geräusche der Maschinen hören, die ihn am Leben hielten.
     
    Dann sah er plötzlich, wie die Tür des Zimmers aufging und jemand hereinkam. Ein Gefühl von Panik stieg mit einem Mal in ihm hoch. Jetzt begriff er. Das war eine Aufnahme. Alles war aufgenommen worden. Der Mann, der dort das Zimmer betrat, war er selbst. Deutlich konnte man erkennen, wie er die Kanüle in den Schlauch steckte. Dann stürmten die beiden Männer herein und schalteten ihn aus. Merten legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke. Dann aber beugte er sich nach vorne und sah Dr. Kurz und Kommissar Korte direkt ins Gesicht. »Leckt mich! Aus mir bekommt ihr nichts raus.«
     
    Dr. Kurz schaltete das Gerät ab. Er und Kommissar Korte gingen zum Tisch und setzten sich Merten gegenüber. Korte lächelte Merten an. »Mann, du gehst für lange Jahre in den Bau. Das ist dir klar, oder?« Korte ließ sich auf seinem Stuhl etwas zurückkippen und verzog das Gesicht. »Also, wenn ich mir das so vorstelle, ein Kommissar in einem Knast

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