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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Hand reichte. Erst als der Comte ihr auffordernd zunickte, kletterte sie vorsichtig auf die Kutsche und quetschte sich zwischen die beiden Lakaien.
    Die Dorfbewohner sahen mit offenen Mündern der davonfahrenden Kutsche nach.
     
    „Sie ist es. Kein Zweifel!“ Claude redete wie im Fieber. Er saß mit hochroten Wangen am Tisch, trank ein Glas nach dem anderen und redete immerfort.
    „Die kleine Nymphe! Schau an“, meinte René sinnend und warf Christian einen wachen Blick zu. Der junge Comte hatte sich verändert.
    Christian de Saumurat hatte alle Pläne über den Haufen geworfen und war ins Schloss zurückgekehrt. Mochte Frankreichs Herz in Paris schlagen – seines schlug hier in der Normandie. Er hatte ein neues Spielzeug gefunden, das ihn mehr fesselte als der Hof des undankbaren Ludwig.
    Man saß im altmodisch eingerichteten Speisezimmer an einem langen Holztisch aus harter Eiche. Die überraschende Rückkehr des Comte wurde gefeiert, die Köchin hatte alle Reserven aufgeboten, Wild und Geflügel wurden serviert, dazu eingelegte Maronen, Fisch und frisch gebackenes Brot. Der Comte hatte ein neues Weinfass angezapft, denn ein gutes Tröpfchen sollte die Mahlzeit würzen.
    Aus dem unteren Stockwerk drangen Stimmen zu ihnen empor. Kleine spitze Schreie und zornige Ausrufe wechselten sich mit Maries ruhiger und bestimmter Rede ab. Auf dem Gesicht des Comte lag ein amüsiertes Lächeln.
    „Sie hat mir fast das Gesicht zerkratzt, als ich ihr eröffnete, sie müsse erst einmal baden, bevor ich mich weiter mit ihrem Fall beschäftigen könne“, berichtete er. „Eine bezaubernde kleine Wildkatze.“
    „In der Tat.“
    René hob sein Glas und ließ den Rotwein im Licht der Kerzen funkeln. „Sie meint es ernst. Ich würde an deiner Stelle nicht zu nah an sie herangehen“, feixte er. „Sonst könnte dein zarter Teint leicht Schaden nehmen.“
    „Oh, ich denke, nach dem Bad und einer guten Mahlzeit wird sie nur noch halb so kratzbürstig sein“, gab Christian zurück.
    Claude lachte hysterisch auf. Er konnte es immer noch nicht fassen. Seine kleine Nymphe saß jetzt unten in der Badewanne und wurde von Marie abgeschrubbt. „Sie hat einen göttlichen Po“, meinte er verzückt und kippte ein Glas Rotwein in sich hinein. „Ich habe drei Tage von ihm geträumt.“
    René grinste und meinte, dass die kleine Hexe diese Köstlichkeit vermutlich hart verteidigen würde. „Du könntest dich in die Rüstung deines seligen Herrn Vaters stecken. Dann wärest du zumindest vor ihren Krallen sicher, lieber Freund.“
    Christian lachte und schenkte nach. Die Kleine gefiel ihm. Sie hatte etwas Besonderes. Bauerndirne oder Zigeunerin – egal. Sie war eine wirkliche Aufgabe. „Meine Herren“, meinte er und hob sein Glas. „Auf die kleine Wildkatze. Verlasst Euch darauf: In wenigen Tagen wird sie schnurren wie ein Hauskätzchen.“
    „Auf dein Wort.“
     
    Jeanne hatte sich wütend verteidigt, als Marie ihr resolut die schmutzigen Kleider vom Leibe ziehen wollte. Baden in warmem Wasser, in einer Wanne – das konnte doch nur gelogen sein. Man badete im Bach oder wusch sich Hände und Gesicht mit kaltem Wasser. Alles andere waren nur Gerüchte über das Leben der Adeligen, die sollten sogar in Wein oder in Milch baden, hieß es.
    „Willst du wirklich so dreckig und in stinkenden Klamotten vor den Comte treten?“, redete Marie ihr zu. „Er muss ja die Nase rümpfen, wenn er in deine Nähe kommt.“
    „Das ist mir gleich!“, fauchte Jeanne. „Soll er sich seine Nase doch zuhalten.“
    In Wirklichkeit war es ihr überhaupt nicht gleich, denn der junge Comte hatte sie tief beeindruckt. Wie machtvoll seine braunen Augen waren. Wie energisch sie blitzen konnten, und wie sie dann wieder so samtig glänzten, wenn er lächelte. Das blonde Haar hing ihm ein wenig in die Stirn, die Nase war gerade und edel, der Mund schön geformt mit einem kleinen, spöttischen Zug in den Mundwinkeln. Er glich keinem der jungen Männer, die sie aus dem Dorf kannte.
    Die große Badewanne, die auf vier „Löwenfüßen“ stand, war jetzt von zwei Dienern mit warmem Wasser gefüllt worden. Dampf stieg auf und hüllte Jeanne in feuchte, angenehm duftende Dunstschleier. Sie atmete tief ein und spürte, dass es ihr schwindelig werden wollte. Es musste der Hunger sein.
    „Also gut – ich werde da hineinsteigen“, erklärte sie mutig.
    Sie löste den Rockbund, streifte das Mieder ab und zog den Unterrock aus. Nackt näherte sie sich der Wanne und

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