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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Samenflüssigkeit aus, die sich auf dem Teppich verteilte.
    Der schwere Mann bäumte sich auf, brüllte in höchster Ekstase, dann sank er selig erschöpft in sich zusammen.
    Jeanne ließ das Seilende los und versuchte ihrer Aufregung Herr zu werden. Es war eine Art Lust, die sie bei dieser scheußlichen Zeremonie empfunden hatte, eine seltsame Erregung, für die sie sich schämte, derer sie sich aber nicht erwehren konnte. Sie überließ es den beiden Dienern, ihn von seinen Fesseln loszubinden und ging stumm aus dem Raum.
     
    Als Christian die Einladung mit dem Wappen des Königs überbracht wurde, war seine erste Regung, das schön bedruckte und zierlich ausgeschmückte Papier in tausend Fetzen zu reißen, um sie Marguerite ins Gesicht zu werfen. Doch er besann sich. Wozu ereiferte er sich? Für wen? Für eine kleine Hure, die glaubte, ihn an der Nase herumführen zu können?
    Er kleidete sich festlich und ließ den Kutscher anspannen. Wozu war er nach Paris gekommen? Um die Hoffnungen seines Vaters zu erfüllen. Der erste Schritt dazu war getan: Er hatte eine Einladung zum „jour d’appartement“ des Königs erhalten, jene dreimal in der Woche stattfindenden Empfänge in den Prunkgemächern des Königs, zu denen nur der engste Kreis der Höflinge geladen war. Es war eine jener Veranstaltungen am königlichen Hof, von der er nach seinem faux pas ausgeschlossen worden war.
    Verwunderte Blicke streiften ihn, als er von einem Diener durch die weitläufigen Räume des Louvre zum Vorzimmer des Königs geleitet wurde. Bekannte und unbekannte Gesichter lächelten ihm zu, man taxierte den jungen Mann, flüsterte sich zu, dass er offensichtlich eine mächtige Protektion gefunden hatte, die ihm die Rückkehr an den Hof ermöglichte. Christian spürte deutlich, dass er befangen war. Höflich antwortete er auf die Begrüßungsworte seiner Bekannten, blieb hie und da stehen, um kurze, belanglose Gespräche zu führen, ließ sich Damen und Herren vorstellen, die während seiner Abwesenheit Zugang zum Hof gefunden hatten. Zugleich war ihm jedoch bewusst, dass alle, die ihn jetzt so bereitwillig wieder in ihren Kreis aufnahmen, damals bei seiner Verbannung höhnisch über ihn gelästert hatten. Wie unbefangen er damals noch war, als sein Vater ihn bei Hofe einführte. Wie ahnungslos und vertrauensvoll hatte er Freundschaften geschlossen, Liebesabenteuer angesponnen, sich im Kreis der Höflinge, zu denen sein Vater zählte, in Sicherheit gewiegt. Jetzt ahnte er hinter den schmeichelnden Worten die Falschheit, spürte den doppelten Boden des höfischen Intrigenspiels.
    Während die Damen sich im Gemach der Königin einfanden, hatten die Herren im Vorzimmer des Königs auf den offiziellen Beginn des Empfangs zu warten. Christian spürte den argwöhnischen Blick des Chevaliers de Boudard auf sich gerichtet und grüßte ihn mit einer flüchtigen Neigung des Kopfes. Die Tatsache, dass er ihm die Einladung zu verdanken hatte, erfüllte ihn mit Wut und Scham. Für einen Augenblick dachte er daran, kehrt zu machen und den Raum zu verlassen, doch er schalt sich einen Narren und blieb. Stattdessen begann er ein Gespräch mit dem Duc de Gironde, der einmal ein enger Vertrauter seines Vaters gewesen war und auch in Marguerites Salons verkehrte. Christian hatte den verschlossenen, immer etwas hochnäsig wirkenden Mann nie besonders gemocht. Roger de Gironde war ein gutes Stück jünger als sein Vater, und eine Weile hatte Christian eine Art Eifersucht gespürt, denn Roger de Gironde führte mit seinem Vater vertrauliche Gespräche, von denen er, Christian, auf Grund seiner Jugend und Unerfahrenheit ausgeschlossen gewesen war.
    Indes hatte der Duc offensichtlich beschlossen, an diesem Abend nicht von Christians Seite zu weichen und ihn mit den wichtigsten Hofnachrichten zu versorgen. „Ihr müsst wissen“, flüsterte de Gironde ihm zu, „die La Vallière ist nur noch pro Forma die offizielle Maitresse des Königs. Sein Herz gehört seit vielen Monaten der Marquise de Montespan.“
    Christian hörte die Information mit gemischten Gefühlen. Er hatte die zarte, zurückhaltende Louise de la Vallière, die ihre Position als erste Dame bei Hofe niemals ausnutzte, sehr geschätzt. Auf der anderen Seite gefiel ihm der Gedanke, dass der Chevalier de Boudard als enger Verwandter der La Vallière nun ebenfalls bald seinen Einfluss verlieren würde. Jeanne hatte sich ihm ganz umsonst an den Hals geworfen, ihre schlau kalkulierten Pläne würden

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