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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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entzückt.“
    Jeannes Wimpern zitterten, sie sah jedoch nicht auf. „Wie schön für die Dame“, gab sie zurück. „Trägt sie die Spitze immer noch?“
    „Oh, sie will sich gar nicht davon trennen“, meinte Christian mit falscher Freundlichkeit. „Sie trägt sie sozusagen Tag und Nacht.“
    Er sah, wie das Blut in ihre Wangen stieg und frohlockte. „Richtet der Dame meinen Gruß aus“, sagte sie, und er konnte an ihrer Stimme erkennen, wie zornig sie war. „Mein Kompliment für ihren auserlesenen Geschmack. Wie schade, dass sie in Bezug auf ihren Begleiter keine ähnlich gute Wahl getroffen hat.“
    Er erblasste vor Ärger über diese Frechheit und suchte nach Worten, um sie ihr zu vergelten. Doch als sie jetzt die Augen zu ihm hob und ihn ansah, verwirrte ihr Blick ihn derart, dass er verstummte.
    Er verbeugte sich und verließ den Laden mit hastigen Schritten. Sie war eine ganz gewöhnliche Hure. Nichts anderes. Es wurde Zeit, dass er aus seinen Träumereien erwachte.
     
    Der Chevalier hatte sich während der Heimfahrt laut und ärgerlich über die unerzogenen jungen Leute ausgelassen. Keine Contenance, keine Erziehung, verrohte Landexistenzen, die von feinem Benehmen und Respekt einer Dame gegenüber keine Vorstellung hätten.
    Jeanne hatte dazu geschwiegen und nur hin und wieder beifällig genickt. Sie war froh, dass er die Unterhaltung alleine bestritt, denn es gab ihr Zeit, den Schrecken zu überwinden, der sie bei Christians plötzlichem Auftauchen ergriffen hatte. Noch gestern hatte sie geglaubt, sie empfände ihm gegenüber nur noch Verachtung. Doch als er so unerwartet vor ihr stand, war sie unversehens in ein Chaos der Gefühle gestürzt. Es war der gleiche Mann, der ihr noch vor einigen Tagen alles bedeutet hatte. Jede Bewegung, jede Miene war ihr vertraut. Seine dunklen Augen, seine schön geschwungenen Lippen, die Hände, die so fest und doch geschmeidig waren. Seine Stimme, die so süße, berauschende Worte in ihr Ohr geflüstert hatte.
    Ach, all das musste sie vergessen. Er hatte sie getäuscht und verraten. Christian war nicht der Mensch, in den sie sich verliebt hatte. Wie kühl er gewesen war. Wie boshaft. Reichte es ihm nicht, dass sie tat, was er sich von ihr erhoffte? Wozu noch dieser Hohn? Sie gab sich einen Ruck und zwang sich, ihren Kummer beiseitezuschieben. Machte er es ihr nicht sogar leichter, wenn er sie verspottete? Ab jetzt würde sie ihn nur noch hassen.
    Der Chevalier hatte sich inzwischen wieder beruhigt und beobachtete seine schöne Begleiterin. Sie erschien ihm recht still und bekümmert. Die Frechheiten dieses jungen Mannes hatten sie wohl mehr getroffen, als sie es in der Boutique merken ließ. Charles de Boudard war ein guter Menschenkenner, und die Eifersucht des alternden Liebhabers hatte seine Sinne zusätzlich geschärft. Christian de Saumurat war ihm früher in den Salons der Marguerite de Fador häufig begegnet. Ein unerhört gut aussehender junger Teufel, der bei den Damen sehr erfolgreich war. Man musste auf der Hut vor ihm sein.
    „So schweigsam, meine Liebe?“, wandte er sich an Jeanne, die versonnen in die Landschaft schaute, während die Karosse die Brücke über die Seine passierte. Man nahm den Weg nach St. Germain.
    „Oh, der Fluss ist traumhaft schön im Mittagslicht“, gab sie zurück und lächelte ihm zu.
    „Traumhaft schön bist du, meine kleine Jeanne“, gab er artig zurück und fasste ihre Hand, um seine Lippen darauf zu heften. Jeanne ließ ihn gewähren. Sie hatte vor, sich mit ihm zu arrangieren und abzuwarten, wie die Dinge sich entwickeln würden. Bisher schien alles, was er von ihr verlangte, recht einfach zu sein. Seine Art der Lustbefriedigung hatte sie zwar abgestoßen, aber so lange er sie dabei nicht einmal berührte, fand sie nichts dabei, seine Wünsche zu erfüllen.
    Er hatte nicht gelogen: Charles de Boudard zeigte sich tatsächlich sehr großzügig. Er hatte ihr gleich nach der ersten Liebesbegegnung – die ihn über alle Maßen begeistert hatte – ein wertvolles Collier geschenkt, dazu die passenden Ohrgehänge und einen Ring mit einem großen hellblauen Stein. Sie war im ersten Stock der geräumigen Villa in einer Flucht von drei geräumigen und aufwendig eingerichteten Zimmern einquartiert worden, und die Dienerschaft erwies ihr den gleichen Respekt wie dem Hausherrn selbst. Die Alte, die sie bei ihrer Ankunft so erschreckt hatte, hatte sie bisher nicht wieder zu sehen bekommen.
    Der Chevalier hatte den heutigen Tag

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