Der Graf von Castelfino
eine Droge auf sie. Wie sollte sie in diesem Zustand während des Essens höfliche Konversation machen? Sie war so aufgeregt, dass sie kaum einen Blick zu ihm wagte. Gianni war einfach umwerfend! Der bestaussehende, charmanteste Mann, den sie je gesehen hatte. Und ich habe das Gefühl, dass er heute Abend auch von mir beeindruckt ist , dachte sie. Ihre Wangen überhauchten sich rosig. Wieder trug ihre Fantasie sie weit mit sich fort. Meg wünschte sich, dass er sie küssen würde.
Er musste etwas bemerkt haben, denn er fragte: „Was ist denn? Warum zögern Sie? Ich kann nur hoffen, dass keiner meiner männlichen Gäste versucht hat, Sie während der Tour durch Ihr tropisches Imperium in seinen Bann zu ziehen?“
Ihr Herz raste. Es gab nur eine einzige Person auf der Welt, in deren Bann sie sich gezogen fühlte. Gianni Bellini.
„Erzählen Sie mir nicht, dieser alte Hund Alterra hat wieder einen seiner hinterlistigen Tricks angewandt?“, hakte Gianni mit plötzlicher Heftigkeit nach.
„Nein! Alle haben mich sehr korrekt behandelt. Ich hatte das Vorurteil, ganz Italien sei voller kleiner Don Giovannis, doch das hat sich als falsch erwiesen, und …“
Mit einem leisen Aufschrei hielt sie inne. Gianni ließ die Hand über ihren Po gleiten und zwickte sie leicht. Während er den Gästen zunickte und zulächelte, beugte er sich zu Meg und flüsterte ihr ins Ohr: „Es wäre doch schade, wenn alle Männer hier Ihre Vorstellung enttäuschen würden, mia dolce! “ Mit einem schelmischen Augenzwinkern löste er sich von ihr, um seinen Platz am Haupttisch einzunehmen.
Meg konnte nicht mehr an sich halten. „Bleiben Sie bei mir, Gianni!“ Die Worte waren heraus, ehe sie darüber nachdenken konnte. „Ich bin für so etwas nicht geschaffen!“
„Selbstverständlich sind Sie das, meine Liebe!“ Seine Hand streckte sich ihr wieder entgegen, diesmal, um ihren Arm in freundlicher Ermunterung zu drücken. „Kommen Sie, gehen wir zu Tisch. Wissen Sie noch, wie Sie mich bei der Gartenschau beeindruckt haben? Denken Sie an Ihren spektakulären Erfolg vorhin. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Leistung, nicht auf Ihre Zweifel. Wenn alle Stricke reißen, können Sie immer noch Ihre Qualifikationen aus der Schublade ziehen“, schloss er mit einem Anflug von Humor.
Er beugte sich zu ihr hinunter und raunte ihr zu: „Sie haben allen Grund, auf wesentlich mehr stolz zu sein als diese gesamte celebrità um Sie herum! “ Seine Hand glitt ein weiteres Mal sanft über ihren Arm, ehe er in der Menge untertauchte.
Meg hielt den Atem an. War das möglich? In Gedanken spulte sie noch einmal alles ab, was Gianni je zu ihr gesagt hatte. Ihr Körper brannte vor Begehren, genau wie auf der Blumenschau, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Zusätzlich brannte sie darauf, ihre Arbeit gut zu machen. Gianni dabei behilflich zu sein, seine geschäftlichen Pläne zu verwirklichen, würde ihre eigene Zukunft hier im Hause sichern helfen. Vielleicht hielt er sogar noch ein spezielles Dankeschön für sie parat …
Seine Aufmunterung zeigte Wirkung. Meg bewegte sich hoch erhobenen Hauptes durch den überfüllten Raum. Obwohl sie dabei Europas einflussreichsten Menschen begegnete, galt ihr Interesse nur einem einzigen. Gianni war in seinem Element. Weltgewandt plauderte er mit seinen Gästen. Meg konnte es nicht erwarten, den leeren Platz ihm gegenüber an dem fünfzehn Meter langen Banketttisch einzunehmen, doch die Menge vor ihr bewegte sich mit frustrierender Trägheit.
Meg musste sich damit zufriedengeben, Gianni aus der Entfernung zu betrachten. Wie ein Entertainer aus dem Fernsehen unterhielt er sein Publikum. Lange konnte sie diese spezielle Befähigung allerdings nicht bewundern. Er musste ihren Blick gespürt haben, denn plötzlich wandte er sich um und warf ihr ein berückendes Lächeln quer durch den Saal zu.
„ Signore e signori …“, hob er an, „ … bitte danken Sie besonders der Chefgärtnerin von Castelfino – Miss Megan Imsey. Über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus hat sie den wundervollen Blumenschmuck geschaffen, den Sie heute Abend überall hier bewundern können!“ Er begann zu applaudieren. Das Publikum stimmte ein. Man bedachte Meg mit gönnerhaften Blicken, während sie mit flatternden Nerven im Rampenlicht stand.
Sie war so verlegen, dass sie am liebsten im Erdboden versunken wäre. Doch heute war nicht der Abend, sich zu verkriechen. Gianni ist mit meiner Arbeit so zufrieden, dass er es jedem erzählen
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