Der Graf von Castelfino
vorstellen“, rief er.
Peinlich berührt schlug Meg die Hände vors Gesicht. Die Menge jubelte vor Begeisterung, und Gianni reichte ihr den Arm. Aus glänzenden Augen sah Meg ihn an. Doch er tätschelte nur ihre Schulter.
„Ich habe doch gesagt, Sie kommen mit allem klar“, sagte er zum Abschied, bevor die bewundernde Menge ihn wieder in Beschlag nahm.
„Gianni …“, rief Meg ihm hinterher. Doch er hatte sich bereits entfernt. Die Tanzfläche füllte sich erneut. Bald war Meg umringt von einer Flut von Paaren. Alle lächelten sie an und nickten ihr bewundernd zu. Die Band spielte weiter, und Meg entfernte sich hoch erhobenen Hauptes vom Tanzparkett.
Es stimmte, Gianni hatte sie direkt ins Paradies befördert. Doch sie durfte jetzt nicht den Kopf in die Wolken stecken. Es war nicht gut, Beruf und Privates zu vermischen. Als junge Studentin hatten ihre Studien darunter gelitten, dass sie sich von Gavin ablenken ließ. Nicht noch einmal wollte sie diesen Fehler begehen. Sie konnte es sich nicht leisten – im wahrsten Sinne des Wortes. Dies war der beste Job, den sich jemand in ihrer Situation nur wünschen konnte. Und mit dem besten Chef dazu , musste sie sich voller Wehmut eingestehen.
Ich kann es mir nicht leisten, diese einmalige Chance zu verpfuschen, indem ich auf ganz anderem Gebiet den Erfolg suche …
Den Rest des Abends kämpfte Meg gegen eine unerträgliche innere Anspannung an. Sie war wie versteinert vor Angst, die anderen Gäste könnten mitbekommen, was zwischen Gianni und ihr vor sich ging. Dieses Gefühl hielt so lange an, bis sie zufällig ihr Spiegelbild sah. Es wurde von einem der riesigen antiken Spiegel reflektiert, die die Wände des Speisesaals zierten.
Gewöhnlich blickte ihr eine unscheinbare graue Maus vom Land entgegen. An diesem Abend sah sie eine Gestalt, die damit nichts gemein hatte. Ihr Kleid und die hohen Schuhe ließen sie groß und geschmeidig schlank erscheinen. Meg war zu einer eleganten Frau erblüht. Große, leuchtende Augen, gerötete Wangen und ihr Haar, das in weichen Locken die Schultern umspielte, rundeten das schöne Erscheinungsbild ab.
Gianni jedoch hatte keine Augen für sie, sondern widmete sich dem Wohlergehen seiner Gäste. Keiner hatte Eile, dieses rauschende Fest zu verlassen, und er selbst machte keine Anstalten, ein diskretes Zeichen zum Aufbruch zu geben. Meg fühlte sich durch sein Desinteresse im Stich gelassen. Sie wurde zunehmend unruhig. Bald konnte sie die Unsicherheit nicht länger ertragen. Wenn er so mit den fremden Menschen beschäftigt war, wollte er ganz offensichtlich nicht von ihr gestört werden.
Gekränkt eilte sie zum Ausgang.
Kaum hatte sie drei Stufen genommen, als Gianni wie aus dem Nichts erschien und eine Hand auf ihren Arm legte. „Wo wollen Sie denn hin, Megan?“
Fragend hatte er die dunklen Brauen zusammengezogen. Die Berührung seiner Finger war fast zärtlich. Dennoch – fliehen konnte sie nicht.
„Kein Mitarbeiter verlässt dieses Fest ohne meine ausdrückliche Genehmigung. Ihre Zeit ist noch nicht gekommen, Megan. Sie wollten mich doch durch Ihre berühmten Treibhäuser führen, erinnern Sie sich?“
Was sollte sie jetzt davon halten? Wie konnte er über Arbeit sprechen, wo er doch genau wusste, wie sehr sie ihn begehrte?
„Wenn Sie darauf bestehen“, sagte sie in dem schüchternen Versuch, ihre Würde zu bewahren, der jedoch vereitelt wurde, als Gianni mit seinen Fingern über ihren Am strich und ihre Hand ergriff. Einen Herzschlag lang hielt er sie fest. Die Berührung war ein unmissverständliches Versprechen. Dann ließ Gianni Meg los.
Gianni nahm sich Zeit, seinen Gästen eine gute Nacht zu wünschen. Er konnte es sich leisten. Er wusste, dass Megan Imsey sich nach ihm verzehrte. Die Vorfreude auf ihren biegsamen kleinen Körper wollte er so lange wie möglich genießen.
Als die Menge sich lichtete, begann er, seine Mitarbeiter nach Hause zu schicken. Endlich marschierte die Nachtschicht herein, um die Reste abzuräumen. Gianni schlenderte zu den Tischen mit den Erfrischungen hinüber und schenkte zwei Espressos ein.
Meg war ihm gefolgt. Er wandte sich um und bot ihr eine Tasse an. Ein Blick in ihr Gesicht verriet ihm alles, was er wissen wollte. Mit ihr zu schlafen, war nur eine Frage der Zeit. Es lag ausschließlich an ihm, wo und wie. Dieses Gefühl der Macht war unübertroffen. Sein Körper spannte sich in Vorfreude an.
Er lächelte versonnen. Megan war ein kluges Mädchen. Es bestand kein
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