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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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geheimer Schrank mit drei Abteilungen angebracht würde, wozu er die Maße angab.
    Der Schrank war am folgenden Tage angebracht. Zwei Stunden später verließ Dantès den Hafen von Genua; eine Menge Neugieriger hatte sich angesammelt, die den vornehmen Spanier sehen wollten, der die Gewohnheit hatte, allein zu reisen.
    Mit Hilfe des Steuerruders und ohne daß er es nötig hatte, es zu verlassen, ließ Dantès sein Schiff alle gewünschten Bewegungen machen. Man hätte das Schiff für ein vernünftiges Wesen halten können, das bereit war, jedem gegebenen Antrieb zu gehorchen, und Dantès gestand sich, daß die Genueser ihren Ruf als erste Schiff bauer der Welt verdienten.
    Am Ende des zweiten Tages kam Dantès bei der Insel Monte Christo an; das Schiff war ein vorzüglicher Segler und hatte die Entfernung in fünfunddreißig Stunden zurückgelegt. Dantès hatte die Küste vollständig erkundet, und anstatt in dem gewöhnlichen Hafen anzulegen, warf er in der kleinen versteckten Bucht Anker.
    Die Insel war vollständig verlassen, niemand schien sie nach Dantès’
    Abreise betreten zu haben. Er begab sich in seine Schatzkammer.
    Alles war noch in demselben Zustand, wie er es verlassen hatte.
    Am folgenden Tag brachte er sein ungeheures Vermögen an Bord der Jacht und verschloß es in den drei Fächern des geheimen Schrankes.
    Dantès wartete noch acht Tage. Während dieser Zeit fuhr er mit der Jacht um die Insel herum, studierte sie wie ein Reiter sein Pferd und kannte nach Ablauf der acht Tage alle ihre Vorzüge und Mängel; er versprach sich, die ersteren noch zu erhöhen und den letzteren abzuhelfen.
    Am achten Tag sah Dantès ein kleines Fahrzeug mit vollen Segeln auf die Insel zukommen und erkannte die Barke Jacopos. Er gab ein Zeichen, das Jacopo beantwortete, und zwei Stunden darauf lag die Barke neben der Jacht.
    Auf beide von Edmund gestellte Fragen erfolgte eine traurige Antwort.
    Der alte Dantès war tot. Mercedes war verschwunden.
    Edmund hörte diese Nachrichten mit ruhigem Gesicht an, stieg aber sogleich an Land und verbot, daß ihm irgend jemand dahin folge.
    Zwei Stunden darauf kam er zurück. Zwei Mann von Jacopos Barke gingen auf die Jacht, um beim Manövrieren behilfl ich zu sein, und er gab den Befehl, nach Marseille zu fahren. Den Tod seines Vaters hatte er vorausgesehen; aber was war aus Mercedes geworden?
    Eines Morgens fuhr die Jacht, von der kleinen Barke gefolgt, in den Marseiller Hafen ein und machte gerade gegenüber dem Orte halt, wo Dantès an jenem verhängnisvollen Abend nach dem Schloß If eingeschiff t worden war.
    Nicht ohne Bangen sah Dantès in dem Sanitätsboot einen Gendarmen auf sich zukommen. Er überreichte ihm einen englischen Paß, den er in Livorno gekauft hatte, und konnte ohne Schwierigkeiten an Land gehen.
    Der erste Mensch, den Dantès bemerkte, als er den Fuß an Land setzte, war einer der Matrosen des »Pharao«. Er ging direkt auf den Mann zu, der unter ihm gedient hatte. So bot sich ihm eine vortreffl iche Gelegenheit, sich von der Veränderung, die mit ihm vor-gegangen war, zu überzeugen. Dantès stellte mehrere Fragen, die der Matrose beantwortete, ohne daß seine Worte oder sein Gesicht im geringsten andeuteten, daß er sich erinnere, den Mann, mit dem er sprach, je gesehen zu haben.
    Dantès gab dem Matrosen zum Dank für seine Auskunft ein Geldstück; einen Augenblick darauf hörte er den Mann ihm nacheilen.
    Dantès wandte sich um.
    »Entschuldigen Sie, Herr«, sagte der Matrose, »aber Sie haben sich jedenfalls geirrt; Sie werden geglaubt haben, mir ein Vierzigsousstück zu geben, und haben mir einen Doppelnapoleon gegeben.«
    »In der Tat, Freund«, antwortete Dantès, »ich hatte mich geirrt; da aber Eure Ehrlichkeit einen Lohn verdient, so ist hier noch einer, den ich Euch anzunehmen bitte, um mit Euren Kameraden auf mein Wohl zu trinken.«
    Der Matrose sah Dantès mit solchem Erstaunen an, daß er nicht einmal daran dachte, sich zu bedanken.
    »Das ist irgendein Nabob, der von Indien kommt«, sagte er, indem er ihm nachsah.
    Dantès setzte seinen Weg fort; jeder Schritt, den er machte, ließ sein Herz erbeben; alle Erinnerungen der Kindheit, unauslöschlich, ewig der Seele gegenwärtige Erinnerungen erstanden vor ihm. Als er sich den Allées de Meilhan näherte, fühlte er seine Knie wanken, und er wäre beinahe unter die Räder eines Wagens geraten. Endlich war er vor dem Haus, das sein Vater einst bewohnte. Die Wildreben und Kapuzinerpfl anzen waren

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