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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Boden mit dem Gewehrkolben und kratzte an verschiedenen Stellen den Sand fort; da er aber nichts entdeckte, kehrte er zu der Stelle an der Wand zurück.
    Er schlug von neuem mit der Hacke zu und stärker als das erstemal.
    Da sah er etwas Seltsames: Unter den Schlägen der Hacke löste sich eine Art Anwurf ab und legte einen weißlichen, weichen Stein bloß.
    Man hatte die Öff nung des Felsens mit einer anderen Gesteinsart verschlossen, dann einen Anwurf darüber angebracht und diesem Anwurf die Farbe und das Aussehen des Granits gegeben.
    Dantès klopfte nun mit der spitzen Seite der Hacke, und sie drang einen Zoll tief in das Mauerwerk ein. Dort mußte er nachgraben.
    Aber – sonderbares Geheimnis der menschlichen Natur! – je zahlreicher die Beweise wurden, daß Faria sich nicht getäuscht hatte, desto stärker wurden in ihm Zweifel und Mutlosigkeit. Die Hacke entglitt fast seinen Händen; er stellte sie auf den Boden, wischte sich den Schweiß von der Stirn und stieg wieder an das Tageslicht hinauf. Er redete sich ein, er müsse nachsehen, ob ihm niemand nachspüre; in Wahrheit bedurfte er der Luft, weil er nahe daran war, ohnmächtig zu werden.
    Die Insel lag verlassen in der Sonnenglut. In der Ferne spannten kleine Fischerbarken ihre Flügel auf dem saphirblauen Meer.
    Dantès hatte noch nichts genossen, aber er dachte nicht an Essen, trank einige Schluck Rum und kehrte wieder in die Höhle zurück.
    Die Hacke, die ihm vorhin so schwer erschien, war wieder leicht geworden; er nahm sie wie eine Feder auf und machte sich erneut an die Arbeit.
    Nach einigen Schlägen bemerkte er, daß die Steine nicht vermauert, sondern bloß aufeinandergelegt und dann mit dem Anwurf überzogen worden waren; er steckte die Hacke in eine der Spalten, drückte auf den Stiel und sah mit Freude den Stein zu seinen Füßen fallen.
    Von nun ab brauchte Dantès nur einen Stein nach dem andern mit der Spitze der Hacke an sich zu ziehen, und sie rollten neben den ersten zu seinen Füßen.
    Dantès hätte bereits durch die erste Öff nung eintreten können, aber indem er es noch einige Augenblicke verschob, verschob er die Gewißheit und konnte sich noch an die Hoff nung halten.
    Endlich trat er nach nochmaligem Zögern aus der ersten Höhle in die zweite.
    Die zweite Höhle war niedriger und fi nsterer als die erste, die Luft war erstickend.
    Dantès ließ erst die Außenluft eine Zeitlang eindringen und trat dann wieder ein.
    Links vom Eingang war ein tiefer, fi nsterer Winkel. Dantès, für dessen Augen es keine Dunkelheit gab, sah forschend umher: Die zweite Höhle war leer wie die erste.
    Wenn der Schatz existierte, mußte er in diesem fi nstern Winkel vergraben sein. Zwei Fuß Erde lagen für Dantès zwischen der höchsten Freude und der tiefsten Verzweifl ung.
    Er schritt nach dem Winkel und begann den Boden zu bearbeiten. Beim fünften oder sechsten Hackenschlag ertönte Eisen auf Eisen. Wäre Dantès auf nichts getroff en, er wäre jedenfalls nicht bleicher geworden.
    Er schlug etwas seitwärts von der Stelle und traf auf denselben Widerstand; der Klang aber war ein anderer.
    »Es ist eine Holztruhe mit Eisenbeschlag«, sagte er.
    In diesem Augenblick huschte ein Schatten durch die Höhle.
    Dantès ließ die Hacke fallen, ergriff das Gewehr und eilte durch die Öff nung zum Ausgang.
    Eine wilde Ziege war über den ersten Eingang der Höhle gesprungen und graste einige Schritte abwärts.
    Dies war für Dantès eine schöne Gelegenheit, sich ein Mittagsmahl zu verschaff en, aber er fürchtete, daß der Schuß jemand herbeilok-ken könnte.
    Er überlegte einen Augenblick, schnitt dann einen harzreichen Baum ab, ging nach dem noch brennenden Feuer, an dem die Schleichhändler ihr Frühstück gekocht hatten, zündete seine Fackel an und kehrte damit zurück.
    Er wollte nichts von dem, was sich seinen Augen bieten würde, verlieren.
    Er näherte die Fackel dem formlosen, unvollendeten Loch und erkannte, daß er sich nicht getäuscht hatte: Seine Schläge hatten abwechselnd Eisen und Holz getroff en.
    Er steckte die Fackel in die Erde und machte sich wieder an die Arbeit.
    Im nächsten Augenblick war ein etwa drei Fuß langes und zwei Fuß breites Loch ausgehoben, und Dantès konnte eine mit ziselierten Eisenbändern beschlagene Truhe erkennen. In der Mitte des Deckels glänzte auf einer Silberplatte das Wappen der Familie Spada, ein ovales Schild mit Schwert und darüber ein Kardinalshut.
    Dantès erkannte es leicht; hatte doch der

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