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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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werden sehen.« Nach diesen Worten hielt der Schiff er mit seinen Gefährten Rat. Das Schiff änderte die Richtung, und nach einigen Augenblicken war das Feuer verschwunden.
    Das Schiff näherte sich nun nach einem nochmaligen Richtungs-wechsel sichtlich der Insel und befand sich bald nur noch etwa fünfzig Schritt von ihr entfernt. Der Schiff er zog das Segel ein, und die Barke lag ruhig im Wasser.
    Dies alles war in größter Stille ausgeführt worden.
    Franz prüfte kaltblütig seine Waff en; er hatte zwei doppelläufi ge Gewehre und einen Karabiner, die er lud.
    Unterdessen hatte der Schiff er Jacke und Hemd abgeworfen und die Hose um die Hüften festgeschnallt; barfuß war er bereits vorher gewesen. Er legte einen Finger an die Lippen, um anzudeuten, daß man sich ruhig verhalten solle, ließ sich ins Meer hinab und schwamm so vorsichtig dem Ufer zu, daß es unmöglich war, das leiseste Geräusch zu vernehmen.
    Nur an einer schillernden Spur im Wasser konnte man seinen Weg verfolgen.
    Bald verschwand auch diese Spur; er hatte jedenfalls das Land erreicht.
    Die auf der Barke Zurückgebliebenen blieben eine halbe Stunde unbeweglich; dann sahen sie nahe dem Ufer die schillernde Spur wieder erscheinen und auf die Barke zukommen. Gleich darauf war der Schiff er bei ihnen.
    »Nun?« fragten Franz und die vier Matrosen zu gleicher Zeit.
    »Es sind spanische Schmuggler«, antwortete der Schiff er; »sie haben nur zwei korsische Banditen bei sich.«
    »Was machen denn diese beiden korsischen Banditen bei spanischen Schmugglern?«
    »Lieber Gott, Exzellenz«, antwortete der Schiff er, »man muß sich gegenseitig beistehen.«
    »Und glauben Sie, daß uns diese Schmuggler und Banditen Gastfreundschaft gewähren werden?«
    »Ohne Zweifel.«
    »Wie viele sind es?«
    »Vier, Exzellenz, und die beiden Banditen – macht sechs.«
    »Nun, da sind wir, falls diese Herren unangenehm werden sollten, in gleicher Stärke. Also landen wir!«
    »Jawohl, Exzellenz; aber Sie erlauben wohl, daß wir noch einige Vorsichtsmaßregeln treff en?«
    »Mehr als das, mein Lieber, ich rate es Ihnen sogar.«
    »Dann still!« befahl der Schiff er.
    Alle schwiegen; Franz ließ den Schiff er nicht aus den Augen und sein Gewehr nicht aus der Hand. Die Matrosen hatten von neuem die Segel aufgezogen, und als sie wieder an einer Felsenecke vorbeikamen, sah Franz das Feuer und fünf oder sechs Personen, die im Kreise darum saßen. Die Barke vermied den Lichtkreis, bis sie der Stelle gerade gegenüber war; dann fuhr sie darauf zu, während der Patron ein Fischerlied anstimmte, in dessen Kehrreim seine Kameraden im Chor einfi elen.
    Bei dem ersten Worte des Liedes hatten die Männer, die um das Feuer saßen, sich erhoben und waren an das Ufer getreten. Sie betrachteten die Barke genau und bemühten sich off enbar, sich über die Stärke und die Absichten der Ankommenden klar zu werden.
    Bald schienen sie sie genügend geprüft zu haben und begaben sich, mit Ausnahme eines einzigen, wieder zu dem Feuer zurück, an dem eine junge Ziege briet.
    Als das Fahrzeug etwa bis auf zwanzig Schritt ans Ufer herangekommen war, machte der am Ufer Zurückgebliebene mit seinem Karabiner die Bewegung eines Postens, der eine Patrouille erwartet, und rief in sardinischem Dialekt: »Wer da?«
    Franz spannte kaltblütig seine beiden Hähne.
    Der Patron wechselte mit dem Mann einige Worte, die der Reisende nicht verstand, die aber augenscheinlich ihn betrafen.
    »Wollen Eure Exzellenz sich nennen oder unerkannt bleiben?«
    fragte der Schiff er.
    »Mein Name muß ihnen unbekannt bleiben; sagen Sie ihnen, daß ich ein zum Vergnügen reisender Franzose bin«, antwortete Franz.
    Als der Schiff er diese Antwort übermittelt hatte, gab der Posten einem der am Feuer sitzenden Männer einen Befehl, worauf der Mann sofort aufstand und in den Felsen verschwand.
    Es entstand ein Stillschweigen; jeder schien mit seinen Angelegenheiten beschäftigt: Franz mit seiner Landung, die Matrosen mit ihren Segeln, die Schmuggler mit ihrer Ziege; aber inmitten dieser scheinbaren Unbekümmertheit beobachtete man sich gegenseitig.
    Der Mann, der sich entfernt hatte, erschien plötzlich wieder von der entgegengesetzten Seite; er gab dem Posten ein Zeichen mit dem Kopf, worauf dieser sich zur Barke wandte und den Ankömmlingen zurief:
    »S’accomodi.«
    Dieses italienische Wort bedeutet soviel wie: Tut, als ob ihr zu Hause wäret.
    Die vier Matrosen ließen es sich nicht zweimal sagen; nach vier

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