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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Moccoletto.
    Auf einmal ertönte die Glocke, die das Zeichen zum Ende des Karnevals gibt, und in demselben Augenblick erloschen wie durch einen Zauber alle Moccoletti. Man hätte glauben können, ein einziger mächtiger Windstoß habe alle ausgeblasen. Franz befand sich in der tiefsten Dunkelheit.
    Zu gleicher Zeit hörte alles Geschrei auf, als habe der mächtige Windhauch zugleich die Lichter und das Geräusch mit sich fortge-tragen. Man hörte nur noch das Gerassel der Wagen, die die Masken nach Hause fuhren; nur hier und da sah man noch die Lichter hinter den Fenstern fl immern.
    Der Karneval war zu Ende.
    Als Franz spät am Abend aus einer Gesellschaft in sein Hotel zu-rückkehrte, sprach ihn auf der Straße vor dem Hotel ein Mann an.
    »Nicht wahr, Eure Exzellenz wohnen im Hotel Pastrini?«
    »Ja.«
    »Und Eure Exzellenz sind der Reisegefährte des Grafen von Morcerf?«
    »Ja.«
    »Wie nennen sich Eure Exzellenz?«
    »Baron Franz d’Epinay.«
    »So ist dieser Brief an Eure Exzellenz gerichtet.«
    »Ist eine Antwort zu geben?« fragte Franz, indem er ihm den Brief abnahm.
    »Ja, wenigstens erhoff t sie Ihr Freund.«
    »Kommt mit mir herauf. Ich werde sie Euch geben.«
    »Ich warte lieber hier«, sagte der Bote lachend.
    »Warum das?«
    »Eure Exzellenz werden die Sache begreifen, wenn Sie den Brief gelesen haben werden.«
    »Also werde ich Euch hier fi nden?«
    »Ganz gewiß.«
    Franz ging rasch auf sein Zimmer und las den Brief. Er lautete:
    »Lieber Freund! Sobald Sie Gegenwärtiges erhalten, sind Sie so gü-
    tig, aus meinem Portefeuille, das Sie in der viereckigen Schublade des Schreibtisches fi nden werden, den Wechselbrief herauszunehmen; fügen Sie den Ihren bei, wenn er nicht hinreichend ist. Eilen Sie zu Torlonia, erheben Sie dort im Augenblick viertausend Piaster und übergeben Sie dieselben dem Boten. Es ist dringend, daß ich die Summe unverweilt bekomme. Ich schreibe nichts weiter und rechne auf Sie, wie Sie auf mich rechnen könnten.
    P. S. I believe now to Italian banditti.
    (Ich glaube jetzt an italienische Banditen.) Ihr Freund
    Albert von Morcerf.«
    Unter diese Zeilen waren von einer fremden Hand einige italienische Worte geschrieben:
    »Se alle sei della mattina le quattro mila piastre non sono nelle mie mani, alle sette il conte Alberto avrà cessato di vivere.
    (Wenn um sechs Uhr morgens die viertausend Piaster nicht in meinen Händen sind, so hat um sieben Uhr Graf Albert aufgehört zu leben.) Luigi Vampa.«
    Diese zweite Unterschrift machte Franz alles klar, und er begriff , warum sich der Bote sträubte, zu ihm hinaufzukommen; die Gasse dünkte ihm sicherer als das Zimmer Franzens. Albert war in die Hände des berüchtigten Räuberhauptmanns gefallen.
    Es war keine Zeit zu verlieren; er lief zum Schreibtisch, öff nete ihn, fand in der bezeichneten Schublade das Portefeuille und darin einen Wechselbrief; er lautete im ganzen auf sechstausend Piaster; doch hatte Albert von diesen sechstausend Piastern bereits dreitausend verbraucht. Franz besaß keinen Kreditbrief; da er in Florenz wohnte und bloß für sieben oder acht Tage nach Rom gegangen war, so hatte er einhundert Louisdors mit sich genommen, und von diesen hatte er höchstens noch fünfzig übrig. Es fehlten also noch siebenhundert oder achthundert Piaster an der verlangten Summe.
    Franz konnte in solch einem Fall auf die Gefälligkeit der Herren Torlonia rechnen. Auf einmal kam ihm ein Gedanke. Er begab sich zu den Gemächern des Grafen und ließ sich bei ihm melden. Der Graf trat ihm entgegen.
    »Hm, was für ein guter Wind führt Sie in dieser Stunde zu mir?«
    fragte er. »Sollten Sie mit mir soupieren wollen? Das wäre schön von Ihnen.«
    »Nein, ich komme, um mit Ihnen über eine wichtige Angelegenheit zu sprechen«, sagte Franz.
    Er übergab ihm Alberts Brief und sprach: »Lesen Sie!«
    Der Graf las den Brief.
    »Was sagen Sie dazu?« fragte Franz.
    »Haben Sie die geforderte Summe?«
    »Ja, nur fehlen noch achthundert Piaster.«
    Der Graf trat zu einem Schreibtisch, schloß ihn auf, zog eine Schublade voller Gold hervor und sagte zu Franz: »Ich hoff e, Sie werden sich an niemand anders als an mich wenden.«
    »Ist es denn nötig, an Luigi Vampa das Geld zu schicken?« fragte der junge Mann, indem er den Grafen fest ansah.
    »Urteilen Sie selbst«, rief dieser, »die Nachschrift ist sehr bestimmt.«
    »Wenn wir zusammen Luigi Vampa aufsuchen wollten, so würde er sich sicher nicht weigern, Albert freizulassen.«
    »Wir?

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