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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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andere ein Bandit, der auf Wache stand. Franz und der Graf näherten sich, der Bandit grüßte.
    »Exzellenz«, sprach Peppino, zum Grafen gewandt, »wenn Sie mir folgen wollen, zwei Schritt von hier ist der Eingang in die Katakomben.«
    »Gut«, sagte der Graf, »geh voran.«
    Hinter einem dichten Gebüsch und mitten unter Felsen zeigte sich eine Öff nung, durch die ein Mensch nur mühselig gelangen konnte.
    Peppino schlüpfte zuerst durch das Loch, zündete seine Fackel an und wandte sich um, um zu sehen, ob man ihm folge.
    Der Graf arbeitete sich zuerst durch das Loch, und Franz kroch ihm nach. Sie waren in einem Gang, der leicht abschüssig war und sich vergrößerte, je weiter man vorwärts schritt; nichtsdestoweniger mußten Franz und der Graf sich noch immer bücken und konnten nur mit Mühe nebeneinander gehen. So machten sie ungefähr fünfzig Schritte, dann wurden sie durch den Zuruf: »Wer da?« angehalten.
    Zu gleicher Zeit sahen sie in der Dunkelheit an einem Gewehrlauf den Widerschein von ihrer eigenen Fackel blinken.
    »Gut Freund!« rief Peppino, und sie gingen weiter. Sie kamen an eine Treppe von zwanzig Stufen. Franz und der Graf stiegen diese Treppe hinab und befanden sich in einer Art viereckigen Friedhofs.
    Von da liefen fünf Gänge aus wie die Strahlen eines Sterns, und die ausgehöhlten Wände mit den übereinanderliegenden Nischen, die die Gestalt von Särgen hatten, zeigten, daß man die Katakomben betreten hatte. In einer dieser Höhlungen, deren Ausdehnung sich nicht bestimmen ließ, bemerkte man einen Widerschein von Lichtstrahlen. Der Graf legte die Hand auf die Schulter Franzens und sprach zu ihm:
    »Wollen Sie ein Ruhelager von Banditen sehen?«
    »Ja«, entgegnete Franz.
    »Gut, kommen Sie mit mir; Peppino, lösch deine Fackel aus.«
    Peppino gehorchte; Franz und der Graf befanden sich in der tiefsten Finsternis; nur etwa fünfzig Schritt vor ihnen tanzten längs den Wänden einige rötliche Lichtstreifen. Sie schritten stillschweigend vorwärts, wobei der Graf Franz führte, als besäße er die besondere Gabe, im Finstern zu sehen. Übrigens unterschied Franz selbst immer leichter seinen Weg, je mehr sie sich jenem Widerschein nä-
    herten, der ihnen als Führer gedient hatte.
    Drei Säulengänge, von denen der mittlere die Stelle der Tür vertrat, gewährten ihnen Durchlaß. Diese Säulengänge öff neten sich an der einen Seite zu dem Korridor, wo sich der Graf und Franz befanden, und an der andern nach einem großen, viereckigen Gemach, das ganz von Nischen umgeben war. Mitten in diesem Gemach erhoben sich vier Steine, die einst als Altäre gedient hatten, wie das Kreuz auf ihnen zeigte. Eine einzige Lampe, die auf einem Säulenstumpf stand, beleuchtete mit fl immerndem Schein die seltsame Szene, die sich den Augen der beiden Besucher darbot.
    Ein Mann saß mit dem Ellbogen auf die Säule gestützt und las, seinen Rücken gegen den Säulengang gelehnt, von wo aus ihn die Ankömmlinge betrachteten. Es war Luigi Vampa, der Hauptmann der Räuberbande. Rings um ihn gewahrte man etwa zwanzig Banditen, die teils in ihre Mäntel gehüllt auf dem Boden lagen, teils an einer Art Steinbank lehnten, die rings um das Gemach lief.
    Jeder hatte seinen Karabiner in Reichweite. Im Hintergrund ging schweigend und kaum sichtbar, wie ein Schatten, eine Wache vor einer Öff nung auf und ab.
    Der Graf schritt auf Vampa zu, während Franz zurückblieb. Vampa fuhr empor und zog die Pistole aus dem Gürtel. Im Augenblick waren alle Banditen auf den Beinen, und zwanzig Gewehrläufe richteten sich gegen den Grafen.
    Dieser blieb völlig ruhig, ohne daß sich ein Muskel in seinem Gesicht bewegte, und sprach: »Nun, mein lieber Vampa, mir scheint, Ihr macht große Umstände, um einen Freund zu empfangen.«
    »Die Waff en nieder!« rief der Hauptmann, während er mit der einen Hand ein gebieterisches Zeichen gab und mit der andern ehr-furchtsvoll seinen Hut abnahm.
    Hierauf wandte er sich an die seltsame Person, die diese ganze Szene beherrschte, und sprach zu ihr: »Vergebung, Herr Graf! Allein ich war so wenig der Ehre Ihres Besuchs gewärtig, daß ich Sie gar nicht erkannt habe.«
    »Ihr scheint in allen Dingen ein kurzes Gedächtnis zu haben, Vampa«, sagte der Graf, »denn Ihr vergeßt nicht bloß das Gesicht der Menschen, sondern auch die Verpfl ichtungen, die Ihr auf Euch genommen habt.«
    »Welche Verpfl ichtungen sollte ich vergessen haben, Herr Graf?«
    fragte der Bandit.
    »Sind wir nicht

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