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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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seinen Angelegenheiten, und es wäre ja möglich, daß er, ohne es zu wollen …«
    »Der Vater war tadellos liebenswürdig«, unterbrach Albert sie;
    »ich will noch mehr sagen: Er schien von einigen Komplimenten, die der Graf so geschickt und glücklich anzubringen wußte, als ob er ihn schon dreißig Jahre kannte, unendlich geschmeichelt zu sein.
    Jede dieser kleinen Redensarten«, fuhr Albert lachend fort, »hat dem Vater schmeicheln müssen, so daß sie sich als die besten Freunde getrennt haben und Vater ihn sogar mit in die Kammer nehmen wollte, damit er seine Rede anhörte.«
    Die Gräfi n antwortete nicht; sie war in eine so tiefe Träumerei versunken, daß ihre Augen sich allmählich geschlossen hatten. Der junge Mann stand vor ihr und betrachtete sie liebevoll. Als er sah, daß sie die Augen ganz geschlossen hatte, horchte er noch einen Augenblick auf ihren Atem, und da er sie eingeschlummert glaubte, entfernte er sich vorsichtig auf den Fußspitzen.
    »Dieser Teufelskerl!« sagte er kopfschüttelnd. »Ich hatte es ihm in Italien vorhergesagt, daß er eine Sensation hervorrufen würde; ich messe seine Wirkung an einem unfehlbaren Th
    ermometer: Meine
    Mutter hat ihn bemerkt, er muß also sehr bemerkenswert sein.«
    Er ging zu seinen Ställen hinunter, nicht ohne geheimen Ärger darüber, daß der Graf von Monte Christo ein Gespann bekommen hatte, das seine Rotbraunen in den Augen der Kenner auf den zweiten Rang drückte.
    »Ganz sicher«, sagte er, »die Menschen sind nicht gleich; ich muß meinen Vater bitten, diesen Gedanken in der Pairskammer zu entwickeln.«
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    Während dieser Zeit war der Graf in seiner Wohnung angelangt; er hatte sechs Minuten zu dem Weg gebraucht. Diese sechs Minuten hatten genügt, daß er von zwanzig jungen Leuten gesehen wurde, die den Preis des Gespannes, das sie selbst nicht hatten kaufen können, kannten und ihre Pferde in Galopp gesetzt hatten, um den gro-
    ßen Herrn zu sehen, der sich Pferde, von denen jedes zehntausend Franken kostete, leisten konnte.
    Das Haus, das Monte Christo als Stadtwohnung dienen sollte und von seinem Beauftragten Ali ausgewählt worden war, lag an den Champs-Elysées, zwischen Hof und Garten; eine dichte Anpfl anzung in der Mitte des Hofes verdeckte einen Teil der Fassade; um diese Anpfl anzung zogen sich rechts und links vom Torweg aus zwei Wege, die nach einem Doppelperron führten, auf dessen Stufen mit Blumen gefüllte Porzellanvasen standen. Dieses in einem gro-
    ßen Raum abgesonderte Haus hatte außer dem Haupteingang noch einen nach der Rue de Ponthieu zu.
    Ehe der Kutscher noch den Hausmeister gerufen hatte, drehte sich das massive Tor in seinen Angeln; man hatte den Grafen kommen sehen, und er wurde mit Blitzesschnelle bedient.
    Der Wagen hielt links vom Perron; zwei Männer erschienen an der Haustür; der eine war Ali, der seinen Herrn freudig anlachte und sich durch einen Blick Monte Christos belohnt fand. Der andere neigte sich demütig und bot dem Grafen den Arm, um ihm beim Aussteigen behilfl ich zu sein.
    »Danke, Herr Bertuccio«, sagte der Graf, indem er leicht aus dem Wagen sprang. »Und der Notar?«
    »Er ist in dem kleinen Salon, Exzellenz«, antwortete Bertuccio.
    »Und die Visitenkarten, die Sie anfertigen lassen sollten, sobald Sie die Nummer des Hauses hätten?«
    »Die sind fertig, Herr Graf. Die erste Karte ist sofort, wie Sie befohlen haben, bei dem Abgeordneten Baron Danglars, Rue de la Chaussée-d’Antin Nr. , abgegeben worden; die andern befi nden sich auf dem Kamin im Schlafzimmer Eurer Exzellenz.«
    »Schön. Wie spät ist es?«
    »Vier Uhr.«
    Monte Christo gab Handschuhe, Hut und Stock demselben Lakaien, der im Hause des Grafen von Morcerf den Wagen gerufen hatte, und ging dann, von Bertuccio, der ihm voranging, ge-führt, nach dem kleinen Salon.
    »Erbärmliche Statuen das, hier im Vorzimmer«, sagte Monte Christo; »ich hoff e, daß sie weggenommen werden.«
    Bertuccio verneigte sich.
    Wie der Verwalter gesagt hatte, wartete der Notar in dem kleinen Salon.
    »Sie sind der Notar, der beauftragt ist, das Landhaus zu verkaufen, das ich erwerben möchte?« fragte Monte Christo.
    »Jawohl, Herr Graf«, antwortete der Notar.
    »Ist der Kontrakt bereit?«
    »Hier ist er.«
    »Gut. Und wo liegt das Haus, das ich kaufe?« fragte Monte Christo nachlässig, halb an Bertuccio, halb an den Notar gewandt.
    Bertuccio machte eine Bewegung, die besagte: Ich weiß es nicht.
    Der Notar sah Monte

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