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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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wenigstens, wenn ich mit ihr nichts zu tun hätte. Du wirst sehen, sie wird uns Unglück bringen, Danglars!«
    »Wenn sie Unglück bringen soll, so doch nur dem Schuldigen, und der eigentlich Schuldige ist Ferdinand und nicht wir. Was soll uns denn passieren? Wir brauchen uns nur still zu verhalten und nichts von alledem verlauten zu lassen, so wird das Gewitter an uns vorübergehen.«
    »Amen!« sagte Caderousse, indem er Danglars ein Zeichen des Abschieds machte und sich nach den Allées de Meilhan wandte; er schüttelte den Kopf und sprach mit sich selbst, wie es Leute zu tun pfl egen, die sehr mit etwas beschäftigt sind.
    »So«, sagte Danglars, »die Dinge nehmen die Wendung, wie ich sie vorhergesehen habe; jetzt bin ich Kapitän, und wenn dieses Schaf von Caderousse das Maul halten kann, werde ich’s auch bleiben.
    Wäre nur noch der Fall, daß die Justiz Dantès laufen ließe. Aber«, setzte er mit einem Lächeln hinzu, »die Justiz ist die Justiz, sie wird schon das Ihre tun.«
    Und damit sprang er in ein Boot und gab dem Führer den Befehl, ihn zur »Pharao« zu rudern, wo er den Reeder erwarten wollte.
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    In der Rue du Grand-Cours, gegenüber der Fontäne der Medusen, wurde in einem der alten aristokratischen Häuser an demselben Tag und um dieselbe Stunde gleichfalls ein Verlobungsfest gefeiert.
    Nur waren die Festgäste hier nicht aus dem Volke, Matrosen und Soldaten, sondern sie gehörten der ersten Gesellschaft der Stadt an.
    Es waren ehemalige Beamte, die unter dem Usurpator ihr Amt nie-dergelegt hatten, alte Offi ziere, die desertiert und unter die Fahnen Condés übergetreten waren, sowie junge Leute, die von ihrer Familie in dem Haß gegen Napoleon erzogen wurden.
    Man saß bei Tische, und in dem Gespräch lebten alle politischen Leidenschaften der Gegenwart auf.
    Der Kaiser, der nun auf der Insel Elba lebte, wurde hier wie ein Mann behandelt, der Frankreich und den Th
    ron für immer verlo-
    ren hatte. Die Beamten erwähnten seine politischen Mißgriff e; die Offi ziere sprachen von Moskau und Leipzig, die Frauen über seine Scheidung von Josephine. Es schien dieser fröhlichen Gesellschaft, daß sie aus einem bösen Traum erwacht sei und daß das Leben jetzt erst für sie beginne.
    Ein mit dem Kreuz des heiligen Ludwig geschmückter alter Herr erhob sich und brachte ein Hoch auf die Gesundheit des Königs Ludwig XVIII. aus; es war der Marquis von Saint-Méran. Sein Trinkspruch rief allgemeine Begeisterung hervor, die Gläser wurden hochgehoben, die Damen nahmen ihre Sträuße und streuten die Blumen über das Tischtuch.
    »Alle diese Revolutionäre, die, die uns vertrieben haben und die wir unsererseits ruhig in unseren alten Schlössern konspirieren lassen, die sie unter der Schreckensherrschaft für ein Butterbrot gekauft haben«, sagte die Marquise von Saint-Méran, eine Dame mit trok-kenen Augen, schmalen Lippen, von aristokratischer Erscheinung und trotz ihrer fünfzig Jahre noch elegant, »wenn sie hier wären, sie würden zugeben, daß die wahre Ergebenheit auf unserer Seite war, da wir treu an der zusammenbrechenden Monarchie hingen und unser Vermögen verloren, während sie im Gegenteil die aufgehende Sonne begrüßten und ihr Glück machten; sie würden zugeben, daß unser König in Wahrheit Ludwig der Vielgeliebte ist, während ihr Usurpator nie etwas anderes gewesen ist als Napoleon der Verfl uchte.
    Nicht wahr, von Villefort?«
    »Sie sagten, Frau Marquise …? Verzeihen Sie, ich war nicht bei der Unterhaltung.«
    »Ei, lassen Sie doch diese Kinder, Marquise«, sagte der alte Herr, der den Trinkspruch ausgebracht hatte; »diese Kinder stehen im Begriff , sich zu heiraten, und haben natürlich von etwas anderm zu sprechen als von Politik.«
    »Verzeihen Sie, liebe Mutter«, sagte eine junge und schöne Dame mit blondem Haar, »ich gebe Ihnen Herrn von Villefort zurück, den ich auf einen Augenblick in Beschlag genommen hatte. Herr von Villefort, meine Mutter spricht mit Ihnen.«
    »Ich bin bereit, der gnädigen Frau zu antworten, wenn sie ihre Frage, die ich nicht recht verstanden habe, wiederholen wollte«, erwiderte Herr von Villefort.
    »Man verzeiht dir, Renée«, sagte die Marquise mit einem zärtlichen Lächeln, das man diesem trockenen Gesicht nicht zugetraut hätte;
    »man verzeiht dir … Ich sagte also, Villefort, daß die Bonapartisten weder unsere Überzeugung noch unseren Enthusiasmus, noch unsere Ergebenheit

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