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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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lesen Sie heute dieses Papier.«
    Ich darf ihn nicht durch Widerspruch reizen, dachte Edmund.
    Und er nahm das Papier, dessen eine Hälfte wahrscheinlich einmal durch einen unglücklichen Zufall verbrannt war, und las:
    …
    wenn er, von dem kleinen Hafen an der Osts
    tung ab gerechnet, den zwanzigsten Felsen
    nungen sind in diese Grotten gearbeitet; der Sch dem entferntesten Winkel der zweiten. Diesen S
    ihm, als meinem einzigen Erben, zum ausschl
    Am . April .

    Ces
    »Nun?« fragte Faria, als der junge Mann das Papier durchgelesen hatte.
    »Ich sehe nur verstümmelte Zeilen, Worte ohne Zusammenhang; der Text ist unterbrochen und unverständlich.«
    »Für Sie, mein Freund, der Sie ihn zum ersten Male lesen, aber nicht für mich, der ich während zahlloser Nächte darüber gegrü-
    belt, der ich jeden Satz wieder zurechtkonstruiert, jeden Gedanken ergänzt habe.«
    »Und Sie glauben, den Sinn herausgefunden zu haben?«
    »Ich bin dessen sicher, Sie sollen selbst urteilen; aber zuerst hören Sie die Geschichte dieses Papiers.«
    »Still!« rief Dantès. »Schritte … Man kommt …. ich gehe … Auf Wiedersehen!«
    Und glücklich, der Geschichte und der Erklärung, die nicht ver-fehlt hätten, ihm das Unglück seines Freundes zu bestätigen, zu entgehen, glitt Dantès wie eine Schlange durch die enge Öff nung, während Faria, dem der Schrecken für den Augenblick einen Teil seiner Kräfte wiedergegeben hatte, die Steinplatte mit dem Fuß vor die Öff nung stieß und mit einer Strohmatte bedeckte.
    Es war der Gouverneur, der durch den Gefangenenwärter von der Erkrankung Farias erfahren hatte und sich persönlich von dessen Zustand überzeugen wollte.
    Faria empfi ng ihn sitzend und vermied jede Bewegung. So gelang es ihm, dem Gouverneur die Lähmung, die schon die Hälfte seines Körpers dem Tode geweiht hatte, zu verbergen. Er befürchtete, daß der Gouverneur, von Mitleid ergriff en, ihn in eine gesündere Zelle schaff en lassen und so von seinem jungen Gefährten trennen würde.
    Zum Glück entfernte sich der Gouverneur mit der Überzeugung, daß sein armer Irrsinniger, für den er im Grunde des Herzens eine gewisse Teilnahme empfand, nur von einem leichten Unwohlsein befallen sei.
    Unterdessen saß Edmund auf seinem Bett und bemühte sich, den Kopf in die Hände gestützt, seine Gedanken zu sammeln. Seit er Faria kannte, war dieser stets so vernünftig und klar gewesen, daß er nicht begriff , wie sein Verstand in einer einzigen Beziehung zerrüttet sein konnte. Täuschte sich Faria über seinen Schatz, oder täuschten sich alle über Faria?
    Dantès wagte nicht, zu seinem Freund zurückzukehren, und blieb den ganzen Tag in seiner Zelle; er wollte so den Augenblick hinaus-schieben, da ihm die Gewißheit würde, daß der Abbé irrsinnig sei.
    Als Faria gegen Abend, nachdem der Gefangenenwärter zur ge-wöhnlichen Zeit dagewesen war, den jungen Mann nicht wiederkommen sah, versuchte er, zu ihm zu gelangen. Edmund fuhr zusammen, als er die Anstrengungen hörte, die der Greis machte, um sich vorwärts zu schleppen. Edmund mußte ihn zu sich hereinzie-hen, denn der Abbé wäre allein nicht durch die enge Öff nung hin-durchgekommen.
    »Ich bin darauf versessen, Sie zu verfolgen«, sagte der Abbé lä-
    chelnd. »Sie glaubten, meiner Freigebigkeit entschlüpfen zu können, das ist aber nicht der Fall. Hören Sie also!«
    Edmund sah, daß er nicht auszuweichen vermochte; er ließ den Greis auf seinem Bett Platz nehmen und setzte sich neben ihn auf seinen Schemel.
    »Sie wissen«, sagte der Abbé, »daß ich der Sekretär, der Vertraute, der Freund des Kardinals Spada war, des letzten der Fürsten dieses Namens. Ich verdanke diesem würdigen Herrn alles, was ich an Glück in diesem Leben gekostet habe. Er war nicht reich, obwohl der Reichtum seiner Familie sprichwörtlich war und ich oft sagen hörte: Reich wie ein Spada. Sein Palast war mein Paradies; ich un-terrichtete seine Neff en, die dann starben, und als er auf der Welt allein stand, suchte ich ihm durch Treue und Anhänglichkeit für alles zu danken, was er seit zehn Jahren für mich getan hatte.
    Das Haus des Kardinals hatte bald keine Geheimnisse mehr vor mir; ich hatte ihn oft alte Bücher nachschlagen und eifrig in staubi-gen Familienpapieren blättern sehen. Als ich ihm eines Tages seine Nachtwachen und die darauf folgende Abspannung vorwarf, sah er mich mit einem sonderbaren Lächeln an und zeigte mir eine Stelle in einem Buch, das eine

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