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Der Graf von Monte Christo 1

Der Graf von Monte Christo 1

Titel: Der Graf von Monte Christo 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Geschichte der Stadt Rom war. Da standen im zwanzigsten Kapitel über das Leben des Papstes Alexander VI.
    die folgenden Zeilen, die ich nie habe vergessen können:
    ›Die großen Kriege der Romagna waren beendigt. Cesare Borgia, der ihre Eroberung vollendet hatte, brauchte Geld, um ganz Italien zu kaufen. Der Papst brauchte gleichfalls Geld, um mit Ludwig XII., dem König von Frankreich, zu Ende zu kommen.
    Seine Heiligkeit hatte eine Idee. Er beschloß, zwei Kardinäle zu ernennen.
    Wenn er zwei vornehme Persönlichkeiten Roms, besonders zwei reiche, wählte, so brachte ihm das folgende fi nanziellen Vorteile: Erstens hatte er die hohen Ämter und Würden zu verkaufen, in deren Besitz diese beiden Kardinäle waren, und zweitens konnte er auf einen glänzenden Preis für die beiden Kardinalshüte rechnen.
    Es ergab sich noch ein dritter Vorteil, der bald klarwerden wird.
    Der Papst und Cesare Borgia fanden zuerst die beiden künftigen Kardinäle; es waren: Johann Rospigliosi, der allein vier der höchsten Würden des Heiligen Stuhles innehatte, und Cesare Spada, einer der edelsten und reichsten Römer. Beide kannten den Wert dieser Gunst des Papstes; sie waren ehrgeizig. Nachdem diese gefunden waren, hatte Cesare bald Abnehmer für ihre Ämter.
    Daraus ergab sich, daß Rospigliosi und Spada dafür zahlten, daß sie Kardinäle wurden und daß acht andere zahlten, um das zu werden, was die beiden neuen Kardinäle früher gewesen waren. Es fl ossen achtmalhunderttausend Taler in die Koff er des Papstes und Borgias.
    Nun zum letzten Teil des Planes. Nachdem der Papst Rospigliosi und Spada mit Schmeicheleien überhäuft und ihnen die Insignien der Kardinalswürde verliehen hatte, nachdem er sicher war, daß sie ihr Vermögen fl üssig gemacht hatten, um sich in Rom niederzulassen, luden er und Cesare Borgia die beiden Kardinäle zu Tisch.
    Dies war Gegenstand einer Meinungsverschiedenheit zwischen dem Heiligen Vater und seinem Sohn. Cesare glaubte, daß man sich eines der Mittel bedienen könne, die er immer für seine inti-men Freunde zur Verfügung hatte: zuerst des famosen Schlüssels, mit dem man gewisse Leute einen gewissen Schrank öff nen ließ.
    Dieser Schlüssel war mit einer kleinen eisernen Spitze versehen –
    eine Nachlässigkeit des Arbeiters; wenn man sich nun bemühte, das schwer aufgehende Schloß des Schranks zu öff nen, stach man sich mit dieser kleinen Spitze und starb am andern Morgen. Zweitens war da noch der Ring mit dem Löwenkopf, den Cesare an den Finger steckte, wenn er gewisse Händedrücke austeilte. Der Löwe biß in die Haut dieser begünstigten Hände, und der Biß führte nach vierundzwanzig Stunden den Tod herbei.
    Cesare schlug also seinem Vater vor, entweder die Kardinäle den Schrank öff nen zu lassen oder jedem herzlich die Hand zu drücken.
    Aber Alexander antwortete ihm:
    »Sparen wir nicht mit einer Mahlzeit, wenn es sich um diese vortreffl ichen Kardinäle Spada und Rospigliosi handelt. Ich habe eine Vorahnung, daß wir das Geld wiedergewinnen werden. Zudem vergißt du, Cesare, daß eine Verdauungsstörung sofort zum Ausbruch kommt, während ein Stich oder Biß erst nach einem oder zwei Tagen wirkt.«
    Cesare beugte sich dieser Logik, und deshalb wurden die Kardinäle zu Tisch geladen.
    Man richtete das Mahl im Weinberg des Papstes an, einem reizenden Aufenthalt, den die Kardinäle dem Rufe nach kannten.
    Rospigliosi, ganz geblendet von seiner Würde, bereitete seinen Magen und seine beste Miene vor. Spada, ein kluger Mann, der seinen Neff en, einen jungen Hauptmann, über alles liebte, nahm Papier und Feder und machte sein Testament.
    Er ließ dann diesem Neff en sagen, daß er ihn in der Umgebung des Weinberges erwarten möge; der Diener scheint ihn aber nicht gefunden zu haben.
    Spada wußte, was es mit diesen Einladungen auf sich hatte. Seit das Christentum, dieser vorzügliche Bahnbrecher der Kultur, Rom mit seinen Fortschritten beglückt hatte, kam nicht mehr ein Centurio im Auftrag des Tyrannen, um einem zu sagen: »Cäsar will, daß du stirbst!«, sondern ein Gesandter der Kirche, der lächelnden Mundes im Auftrag des Papstes einem sagte: »Seine Heiligkeit will, daß du bei ihm speist.«
    Spada begab sich gegen zwei Uhr nach dem Weinberg; der Papst erwartete ihn dort. Das erste Gesicht, auf das Spadas Augen fi elen, war dasjenige seines Neff en, den Cesare Borgia mit Schmeicheleien überschüttete. Spada erbleichte, und Cesare warf ihm einen ironi-schen Blick zu.
    Man

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