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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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bedürfen?«
    »Ja, ich bedarf Ihrer, das heißt, ich habe wie ein Wahnsinniger gedacht, daß Sie mir Hilfe bringen könnten unter Umständen, wo Gott allein helfen kann.«
    »Sprechen Sie immerhin«, antwortete Monte Christo.
    »Oh«, entgegnete Morrel, »ich weiß wirklich nicht, ob ich solch ein Geheimnis menschlichen Ohren anvertrauen darf; aber das Verhängnis, die Notwendigkeit zwingen mich dazu, Graf.« Morrel hielt zögernd inne.
    »Glauben Sie, daß ich Ihnen zugetan bin?« fragte Monte Christo, indem er die Hand des jungen Mannes ergriff .
    »Sie machen mir Mut, und dann sagt mir hier etwas«, erwiderte Morrel, indem er die Hand aufs Herz legte, »daß ich vor Ihnen kein Geheimnis zu haben brauche.«
    »Sie haben recht, Morrel, Gott spricht zu Ihrem Herzen, und Ihr Herz spricht zu Ihnen. Sagen Sie mir wieder, was Ihnen Ihr Herz sagt.«
    »Graf, wollen Sie mir erlauben, daß ich Baptistin fortschicke, um sich nach jemand zu erkundigen, den Sie kennen?«
    »Ich habe mich Ihnen zur Verfügung gestellt, um soviel mehr steht Ihnen meine Dienerschaft zu Gebote.«
    »Ich kann nicht leben, wenn ich nicht die Gewißheit habe, daß es ihr besser geht.«
    »Soll ich nach Baptistin klingeln?«
    »Nein, ich will ihn selbst aufsuchen.«
    Morrel ging hinaus, rief Baptistin und sagte ihm leise einige Worte.
    Der Kammerdiener eilte davon.
    »Nun, ist es erledigt?« fragte Monte Christo, als er Morrel wieder eintreten sah.
    »Ja, und nun werde ich etwas ruhiger sein.«
    »Sie wissen, daß ich warte«, sagte Monte Christo lächelnd.
    »Ja, hören Sie denn. Eines Abends befand ich mich in einem Garten; ich war hinter einem Gebüsch versteckt, und niemand hatte eine Ahnung von meiner Anwesenheit. Da gingen zwei Personen an mir vorbei – erlauben Sie, daß ich vorläufi g ihre Namen verschweige –; sie sprachen mit leiser Stimme, ich aber hatte solches Interesse daran zu hören, was sie sagten, daß mir kein Wort entging.«
    »Nach Ihrer Blässe und Ihrem Zittern zu urteilen muß es etwas Schlimmes gewesen sein, Morrel.«
    »O ja, etwas sehr Schlimmes, mein Freund! Es war bei dem Besitzer des Gartens, in dem ich mich befand, jemand gestorben; die eine der Personen, deren Unterhaltung ich anhörte, war dieser Besitzer und die andere der Arzt. Der erste vertraute dem andern seine Besorgnisse und Schmerzen an, denn es war das zweitemal, daß der Tod innerhalb vier Wochen schnell und unerwartet in diesem Haus einkehr-te.«
    »Ah, ah!« sagte Monte Christo, indem er den jungen Mann ansah und seinen Stuhl unmerklich in den Schatten rückte, während dem jungen Mann das Licht ins Gesicht fi el.
    »Ja«, fuhr dieser fort, »zweimal war der Tod innerhalb eines Monats in diesem Haus eingekehrt.«
    »Und was antwortete der Doktor?« fragte Monte Christo.
    »Er antwortete … er antwortete, dieser Tod sei nicht natürlich, sondern die Folge …«
    »Wovon?«
    »Von Gift!«
    »So!« sagte Monte Christo. »Wirklich, Maximilian, das haben Sie gehört?«
    »Ja, lieber Graf, und der Doktor hat hinzugefügt, daß, wenn sich Ähnliches wiederhole, er sich für verpfl ichtet halten würde, dem Gericht Anzeige zu erstatten.«
    Monte Christo hörte dem Anschein nach mit der größten Ruhe zu.
    »Nun denn«, sagte Maximilian, »der Tod ist zum drittenmal eingekehrt, und weder der Hausherr noch der Doktor haben etwas gesagt; jetzt kehrt er vielleicht zum viertenmal ein. Graf, raten Sie mir, was soll ich denn tun?«
    »Lieber Freund«, antwortete Monte Christo, »Sie erzählen mir da etwas, was jeder von uns auswendig weiß. Ich kenne das Haus, wo Sie das gehört haben, oder wenigstens ein ähnliches, ein Haus mit einem Garten, wo ein alter Großvater lebt, wo ein Doktor aus und ein geht, ein Haus, wo drei seltsame und unerwartete Todesfälle vorgekommen sind. Nun, sehen Sie mich an, ich habe kein Geheimnis belauscht und weiß doch alles so gut wie Sie, und plagt mich etwa mein Gewissen, ob ich darüber Anzeige erstatten muß? Nein, das geht mich nichts an. Sie sagen, der Zorn des Herrn scheine über diesem Haus zu walten; nun denn, wer sagt Ihnen, daß Ihre Vermutung nicht zutriff t? Kümmern Sie sich nicht um Dinge, vor denen die die Augen verschließen, die ein Interesse daran haben sollten, sie zu sehen. Wenn die Gerechtigkeit und nicht der Zorn Gottes dieses Haus heimsucht, so wenden Sie sich ab und lassen Sie der Gerechtigkeit Gottes ihren Lauf.«
    Morrel erbebte; es lag etwas zugleich Trauriges, Feierliches und Schreckliches in dem Ton des

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