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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Kopf.
    »Ich sage Ihnen, Sie sollen hoff en!« rief Monte Christo. »Wissen Sie, daß ich nie lüge, daß ich mich nie täusche. Es ist Mittag; danken Sie dem Himmel, daß Sie am Mittag statt am Abend oder morgen früh gekommen sind. Hören Sie also, was ich Ihnen sage. Es ist Mittag; wenn Valentine um diese Zeit noch nicht gestorben ist, wird sie nicht sterben.«
    »O mein Gott, mein Gott«, rief Morrel, »und ich habe sie sterbend verlassen!«
    Monte Christo faßte sich an die Stirn; als er den Kopf wieder erhob, war er völlig ruhig.
    »Maximilian«, sagte er, »kehren Sie ruhig nach Hause zurück; ich befehle Ihnen, nichts zu unternehmen, nicht den Schatten einer Beunruhigung auf Ihrem Gesicht zu zeigen; ich werde Ihnen Nachricht geben, gehen Sie.«
    »Mein Gott!« sagte Morrel. »Sie erschrecken mich mit dieser Kaltblütigkeit, Graf. Vermögen Sie denn etwas gegen den Tod? Sind Sie mehr als ein Mensch?«
    Und der junge Mann, der noch vor keiner Gefahr einen Schritt zurückgewichen war, wich, von unsagbarem Schrecken ergriff en, vor Monte Christo zurück. Monte Christo sah ihn mit einem zugleich so schwermütigen und milden Lächeln an, daß Maximilian die Tränen in die Augen treten fühlte.
    »Ich vermag viel, mein Freund«, antwortete der Graf. »Gehen Sie, ich muß allein sein.«
    Morrel erlag dem unerklärlichen Einfl uß, den Monte Christo über alles, was ihn umgab, ausübte, und gehorchte. Er drückte dem Grafen die Hand und ging. An der Tür blieb er stehen, um auf Baptistin zu warten, den er eilends zurückkommen sah. –
    Unterdessen hatten Villefort und d’Avrigny sich beeilt. Der Arzt fand bei seiner Ankunft Valentine besinnungslos und untersuchte sie mit der Sorgfalt, die die Krankheit verlangte und die um so größer war, weil dem Arzt das Geheimnis ja bekannt war. Villefort, der an dem Blick und den Lippen d’Avrignys hing, wartete auf das Ergebnis der Untersuchung. Noirtier, in dessen Zimmer Valentine plötzlich von der Krankheit überfallen worden war, war bleicher als das Mädchen und wartete gespannter als Villefort selbst auf den Ausspruch des Arztes.
    Endlich sagte d’Avrigny langsam: »Sie lebt noch.«
    »Noch!« rief Villefort. »Doktor, welch schreckliches Wort sagen Sie da!«
    »Ja«, sagte der Arzt, »ich wiederhole: Sie lebt noch, und das überrascht mich sehr.«
    »Aber ist sie gerettet?« fragte der Vater.
    »Ja, da sie lebt.«
    In diesem Augenblick begegnete der Blick d’Avrignys dem Auge Noirtiers; es strahlte von solcher Freude und redete eine so vielsagende Sprache, daß es dem Arzt auffi el. Er ließ das junge Mädchen, dessen bleiche Lippen kaum von dem Gesicht abstachen, auf den Sessel zurückfallen und sah Noirtier an.
    »Herr von Villefort«, sagte er dann, »rufen Sie bitte die Kammerjungfer Ihrer Tochter.«
    Villefort ließ den Kopf des jungen Mädchens, den er gestützt hatte, los und eilte selbst fort, die Kammerjungfer zu rufen. Sobald er die Tür geschlossen hatte, trat d’Avrigny an Noirtier heran. »Haben Sie mir etwas zu sagen?« fragte er.
    Der Greis blinzelte mit den Wimpern; das war das einzige Zeichen der Bejahung, das er zu geben vermochte.
    »Mir allein?«
    »Ja«, machte Noirtier.
    »Gut, ich werde bei Ihnen bleiben.«
    In diesem Augenblick kam Villefort zurück, gefolgt von der Kammerjungfer; hinter dem Mädchen erschien Frau von Villefort.
    »Aber was hat denn das liebe Kind?« rief sie. »Als sie vorhin bei mir war, klagte sie allerdings über Unpäßlichkeit, ich glaubte jedoch nicht, daß es etwas Ernstliches sei.«
    Und Frau von Villefort näherte sich Valentine mit Tränen in den Augen und allen Zeichen der Zärtlichkeit einer Mutter und nahm die Hand des jungen Mädchens. D’Avrigny fuhr fort, Noirtier zu betrachten, er sah die Augen des Greises sich erweitern, seine Wangen blaß werden und zittern; der Schweiß perlte ihm auf der Stirn.
    »Ah!« äußerte er unwillkürlich, indem er der Richtung des Blickes von Noirtier folgte und Frau von Villefort ansah, die sagte: »Das arme Kind wird sich in seinem Bett am besten fühlen. Kommen Sie, Fanny, wir wollen sie in ihr Bett bringen.«
    Herr d’Avrigny, der in diesem Vorschlag ein Mittel sah, mit Noirtier allein zu bleiben, gab mit dem Kopf ein Zeichen, daß dies in der Tat das beste sei, aber er verbot, ihr irgend etwas andres zu geben, als was er verordnen würde.
    Man trug Valentine fort, die wieder zum Bewußtsein gekommen war, aber unfähig war, zu sprechen oder sich zu bewegen. Indessen

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