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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Ihrer Frau Gemahlin?«
    »Nein, mit einer Verwandten … Aber wir verlieren sie nichtsde-stoweniger; denn bei ihrem Charakter zweifl e ich daran, daß sie sich je wieder dazu versteht, nach Frankreich zurückzukehren.«
    »Je nun, mein lieber Baron«, entgegnete Monte Christo, »was wollen Sie, solch Familienkummer wäre für einen armen Teufel, dessen Kind sein ganzes Vermögen wäre, niederschmetternd, für einen Millionär ist er aber zu ertragen. Mögen die Philosophen noch soviel reden – die Männer der Praxis werden sie stets durch die Tat wider-legen: das Geld tröstet, über manches, und Sie müssen schneller ge-tröstet sein als sonst jemand, wenn Sie die Kraft dieses allmächtigen Balsams zugeben, Sie, der König der Finanzwelt, der Brennpunkt, in dem alle Macht zusammentriff t.«
    Danglars warf einen Seitenblick auf den Grafen, um zu sehen, ob er spotte oder im Ernst spräche.
    »Ja«, sagte er, »allerdings, wenn Vermögen tröstet, so muß ich ge-tröstet sein: Ich bin reich.«
    »So reich, mein lieber Baron, daß Ihr Vermögen den Pyramiden gleicht; wollte man sie niederreißen, so würde man’s nicht wagen; wagte man’s, so würde man’s nicht können.«
    Danglars lächelte über diese vertrauende Gutmütigkeit des Grafen.
    »Das erinnert mich daran«, sagte er, »daß ich bei Ihrem Eintritt dabei war, fünf kleine Wechsel auszustellen; zwei davon hatte ich schon unterzeichnet; wollen Sie mir erlauben, die drei andern fer-tigzumachen?«
    »Nur zu, mein lieber Baron, nur zu.«
    Es entstand ein Augenblick des Schweigens, währenddessen man die Feder des Bankiers kratzen hörte und Monte Christo den goldenen Schmuck der Decke besah. Dann fragte er:
    »Spanische, haitische, neapolitanische Wechsel?«
    »Nein«, antwortete Danglars mit seinem selbstgefälligen Lachen,
    »Wechsel auf den Inhaber, Anweisungen auf die Bank von Frankreich. Da, sehen Sie, Herr Graf«, fügte er hinzu, »Sie, der Sie der Kaiser der Finanzwelt sind, wie ich der König bin, haben Sie schon viele solcher Papierfetzen gesehen, jeder im Wert von einer Million?«
    Monte Christo wog die fünf Scheine, die ihm Danglars stolz reichte, in der Hand und las:
    »Ersuche den Herrn Direktor der Bank von Frankreich, an meine Ordre von meinem Depot die Summe von einer Million bar auszah-len zu lassen.
    Baron Danglars.«
    »Eins, zwei, drei, vier, fünf«, zählte Monte Christo die Scheine, »fünf Millionen! Alle Wetter, wie Sie loslegen, Herr Krösus!«
    »So besorge ich die Geschäfte«, sagte Danglars.
    »Das ist großartig, wenn, wie ich nicht bezweifl e, diese Summe bar gezahlt wird.«
    »Das wird sie.«
    »Es ist etwas Schönes, solchen Kredit zu haben; wahrhaftig, so etwas sieht man auch nur in Frankreich; fünf Papierfetzen im Wert von fünf Millionen; man muß es sehen, um es zu glauben.«
    »Zweifeln Sie daran?«
    »Nein.«
    »Sie sagen das in einem Ton … Hören Sie, machen Sie sich das Vergnügen: Fahren Sie mit meinem Kommis zur Bank, und Sie werden ihn mit Schatzanweisungen in derselben Höhe wieder her-auskommen sehen.«
    »Nein«, sagte Monte Christo, indem er die fünf Scheine zusam-menfaltete, »meiner Treu, nein, die Sache ist zu interessant, und ich werde selbst das Experiment machen. Mein Kredit bei Ihnen beläuft sich auf sechs Millionen, ich habe neunhunderttausend Franken entnommen, Sie schulden mir also noch fünf Millionen einhunderttausend. Ich nehme Ihre fünf Papierfetzen, die ich bei bloßer Ansicht Ihrer Unterschrift für gut halte, und hier haben Sie eine Generalquittung über sechs Millionen, die unsere Rechnung berichtigt. Ich hatte sie im voraus bereit, denn ich muß Ihnen sagen, daß ich heute sehr nötig Geld brauche.«
    Und während Monte Christo mit der einen Hand die fünf Scheine in die Tasche steckte, reichte er mit der andern dem Bankier seine Quittung.
    Wäre der Blitz vor Danglars eingeschlagen, er hätte keinen größeren Schrecken bekommen können.
    »Wie!« stammelte er, »wie, Herr Graf, Sie nehmen dieses Geld?
    Aber entschuldigen Sie, das ist Geld, das ich den Hospitälern schulde, ein Depot, und ich habe versprochen, heute vormittag zu zahlen.«
    »So!« sagte Monte Christo, »das ist etwas anderes. Es kommt mir nicht gerade auf diese fünf Scheine an, zahlen Sie mir in andern Werten; ich hätte diese genommen, weil es mir interessant gewesen wäre, sagen zu können, daß das Haus Danglars mir ohne Avis, ohne fünf Minuten Frist zu verlangen, fünf Millionen bar ausgezahlt habe. Das wäre

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