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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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von meinem Bett stieß, ich sage, hätte man uns beiden in diesem Augenblick gesagt: Lebet! Es wird ein Tag kommen, da ihr glücklich sein und das Leben segnen werdet; mochte die Stimme gekommen sein, woher sie wollte, wir hätten sie mit dem Lächeln des Zweifels oder der Qual des Unglaubens angehört, und wie oft hat dein Vater später, wenn er dich in seine Arme schloß, das Leben gesegnet, wie oft habe ich selbst …«
    »Oh!« unterbrach Morrel den Grafen. »Sie hatten nur Ihre Freiheit verloren, mein Vater nur sein Vermögen, aber ich habe Valentine verloren.«
    »Sieh mich an, Morrel«, sagte Monte Christo mit jener Feierlichkeit, die ihn bei gewissen Gelegenheiten so groß erscheinen ließ und seinen Reden solche Überzeugungskraft verlieh; »sieh mich an; ich habe weder Tränen in den Augen noch Fieber in den Adern, noch schlägt mein Herz vor Trauer; und doch sehe ich dich leiden, Maximilian, dich, den ich wie einen Sohn liebe. Nun wohl, sagt dir das nicht, daß der Schmerz ist wie das Leben und daß es noch etwas Unbekanntes darüber hinaus gibt? Nun, wenn ich dich bitte, wenn ich dir befehle zu leben, Morrel, so geschieht das in der Überzeugung, daß du es mir eines Tages danken wirst, dich dem Leben erhalten zu haben.«
    »Mein Gott!« rief der junge Mann, »was sagen Sie mir da, Graf?
    Sehen Sie sich vor, vielleicht haben Sie nie geliebt!«
    »Kind!« antwortete der Graf.
    »Wirklich geliebt«, fuhr Morrel fort. »Sehen Sie, seit ich Mann bin, bin ich Soldat; ich bin neunundzwanzig Jahre alt geworden, ohne zu lieben, denn keins der Gefühle, die ich bis dahin empfand, verdient den Namen Liebe. Nun wohl, mit neunundzwanzig Jahren habe ich Valentine gesehen; seit zwei Jahren liebe ich sie; seit fast zwei Jahren habe ich die Tugenden der Jungfrau und des Weibes in diesem mir wie ein Buch geöff neten Herzen lesen können. Es winkte mir ein unendliches Glück, ein Glück, das zu groß, zu vollständig, zu göttlich war für diese Welt; da diese Welt es mir nicht gegeben hat, gibt es ohne Valentine für mich nur Verzweifl ung und Trostlosigkeit auf Erden.«
    »Ich habe dir gesagt, du sollst hoff en«, wiederholte der Graf.
    »Nehmen Sie sich dann in acht, wiederhole auch ich«, sagte Morrel;
    »denn Sie suchen mich zu überreden, und wenn Sie mich überreden, werden Sie mich um den Verstand bringen, denn Sie werden mich glauben machen, ich könnte Valentine wiedersehen.«
    Der Graf lächelte.
    »Mein Freund, mein Vater«, rief Morrel, »nehmen Sie sich in acht, sage ich zum drittenmal, denn die Macht, die Sie über mich haben, erschreckt mich; nehmen Sie sich in acht mit dem, was Sie reden, denn meine Augen beleben sich, mein Herz wacht wieder auf; nehmen Sie sich in acht, denn Sie werden mich an Übernatürliches glauben machen. Ich würde gehorchen, wenn Sie mich den Grabstein heben hießen, der die Tochter Jairis bedeckt; ich würde auf den Wellen gehen wie der Apostel, wenn Sie mir mit der Hand andeuteten, es zu tun; nehmen Sie sich in acht, ich würde gehorchen.«
    »Hoff e, mein Freund«, wiederholte der Graf.
    »Oh«, sagte Morrel, indem er von der Höhe seiner Erregung in den Abgrund der Traurigkeit zurücksank, »oh, Sie treiben Scherz mit mir; Sie machen es wie die guten oder vielmehr die selbstsüchtigen Mütter, die mit süßen Worten den Schmerz des Kindes beruhigen, weil dessen Schreien sie ermüdet. Nein, mein Freund«, fuhr er fort,
    »ich habe unrecht, Ihnen zu sagen, sich in acht zu nehmen; nein, fürchten Sie nichts, ich werde meinen Schmerz so gut ins Innerste meiner Brust verschließen, daß Sie nicht einmal Mitleid damit zu haben brauchen. Leben Sie wohl, mein Freund.«
    »Im Gegenteil«, antwortete der Graf; »von dieser Stunde an wirst du bei mir leben und mich nicht mehr verlassen, Maximilian, und in acht Tagen werden wir Frankreich hinter uns haben.«
    »Und Sie heißen mich immer noch hoff en?«
    »Ich heiße dich hoff en, weil ich ein Mittel weiß, um dich zu heilen.«
    »Graf, Sie machen mich nur noch trauriger; Sie sehen in meinem Schmerz nur ein gewöhnliches Leid und glauben mich durch ein gewöhnliches Mittel, das Reisen, trösten zu können.«
    »Was soll ich dir denn sagen?« entgegnete Monte Christo. »Habe Vertrauen zu meinen Versprechungen, warte ab, was kommen wird.«
    »Graf, Sie verlängern bloß meine Qual.«
    »Hast du schwaches Herz nicht die Kraft, einem Freund für den Versuch, den er unternimmt, einige Tage Zeit zu lassen? Weißt du, was der Graf von Monte

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