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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Christo vermag? Weißt du, daß er über gro-
    ße irdische Macht verfügt und genug an Gott glaubt, um von ihm, der da gesagt hat, daß der Glaube Berge versetzen könne, Wunder zu erreichen? Nun, warte auf dieses Wunder, welches ich erhoff e, oder …«
    »Oder …«, wiederholte Morrel.
    »Oder nimm dich in acht, Morrel, ich werde dich undankbar nennen.«
    »Haben Sie Mitleid mit mir, Graf.«
    »Ich habe so viel Mitleid mit dir, Maximilian, daß, wenn ich dich nicht genau in einem Monat heile, merke dir meine Worte, daß ich selbst dir dann diese Pistolen geladen in die Hand geben und dir das sicherste Gift Italiens reichen werde, das schneller wirkt, glaube mir, als das, welches Valentine getötet hat.«
    »Versprechen Sie mir das?«
    »Ja, denn auch ich bin Mensch, denn auch ich habe, wie ich dir gesagt habe, sterben wollen, und selbst seit das Unglück mich verlassen hat, habe ich noch oft von der Wonne des ewigen Schlummers geträumt.«
    »Sie versprechen mir das wirklich, Graf?« rief Maximilian.
    »Ich schwöre es dir«, sagte Monte Christo, indem er die Hand ausstreckte.
    »Wenn ich in einem Monat keinen Trost gefunden habe, werden Sie mich frei über mein Leben verfügen lassen und mich in keinem Fall undankbar nennen?«
    »In einem Monat auf die Stunde, Maximilian; der heutige Tag ist geheiligt, ich weiß nicht, ob du daran gedacht hast, wir haben heute den fünften September. Heute vor zehn Jahren habe ich deinen Vater gerettet, der sterben wollte.«
    Morrel ergriff die Hände des Grafen und küßte sie; der Graf ließ ihn gewähren. »In einem Monat«, fuhr er fort, »hast du auf dem Tisch, an dem wir uns beide befi nden werden, gute Waff en und einen sanften Tod; dafür aber versprichst du mir, bis dahin zu warten und zu leben?«
    »Ich schwöre es Ihnen.«
    Monte Christo zog den jungen Mann ans Herz und hielt ihn lange umschlungen. »Und von jetzt an«, sagte er, »wirst du bei mir wohnen; du wohnst in den Gemächern Haidees, so wird meine Tochter wenigstens durch meinen Sohn ersetzt.«
    »Haidee!« sagte Morrel. »Was ist aus ihr geworden?«
    »Sie ist diese Nacht abgereist.«
    »Um dich zu verlassen?«
    »Um mich zu erwarten … Mach dich also bereit, zu mir zu ziehen, und laß mich jetzt unbemerkt hinaus.«
    Maximilian senkte den Kopf und gehorchte wie ein Kind.
    D T
    In dem kleinen Hotel der Rue Saint-Germain-des-Prés, das Albert von Morcerf für sich und seine Mutter gewählt hatte, gab es im ersten Stock eine in sich abgeschlossene kleine Wohnung. Diese war an eine sehr geheimnisvolle Persönlichkeit vermietet.
    Diese Person war ein Mann, dessen Gesicht nicht einmal der Portier gesehen hatte, denn im Winter hatte er es bis oben hinauf in einen Schal gewickelt, und im Sommer schneuzte er sich gerade in dem Augenblick, da er beim Vorübergehen an der Portierloge hätte gesehen werden können. Ganz gegen die Gewohnheit wurde dieser Bewohner des Hauses von niemand beobachtet; das Gerücht, daß sich hinter diesem Inkognito eine sehr hochgestellte Persönlichkeit berge, deren Arm weit reiche, hatte bewirkt, daß sein geheimnisvolles Auftreten respektiert wurde.
    Fast stets, im Winter oder Sommer, kam er um vier Uhr in seine Wohnung, in der er nie die Nacht zubrachte. Um halb vier Uhr im Winter wurde durch die verschwiegene Dienerin, die die kleine Wohnung instand zu halten hatte, ein Feuer angezündet, und um dieselbe Zeit im Sommer wurde von derselben Dienerin Eis hinauf-gebracht. Um vier Uhr, manchmal früher, manchmal auch später, kam die geheimnisvolle Person an.
    Zwanzig Minuten später hielt ein Wagen vor dem Haus; eine in Schwarz oder Dunkelblau gekleidete Dame, die stets einen großen Schleier trug, stieg aus, ging wie ein Schatten an der Portierloge vorbei und die Treppe hinauf, die man nicht ein einziges Mal unter ihrem leichten Fuß knarren hörte. Niemand fragte sie, wohin sie gehe. So war ihr Gesicht gleichfalls dem Portier und seiner Frau unbekannt.
    Sie ging nur bis zum ersten Stock; dort kratzte sie auf eine besondre Art an einer Tür; die Tür öff nete sich und schloß sich rasch wieder.
    Beim Verlassen des Hauses kam die Dame immer zuerst und stieg wieder in ihren Wagen, der manchmal nach dieser, manchmal nach jener Richtung davonfuhr. Zwanzig Minuten darauf entfernte sich auch der Unbekannte.
    Am Tag nach dem Besuch des Grafen von Monte Christo bei Danglars kam der geheimnisvolle Bewohner gegen seine Gewohnheit um zehn Uhr morgens. Fast gleich darauf

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