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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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gewesen wäre, die Kleidung des Elends zu tragen; nein, Mercedes war verändert, weil ihr Auge nicht mehr glänzte, weil ihr Mund nicht mehr lächelte, weil eine beständige Verlegenheit das Wort auf ihren Lippen festhielt, das früher stets rasch und treff end hervorkam.
    Es war nicht die Armut, die Mercedes niederbeugte, nicht Mangel an Mut, der die Armut schwer auf ihr lasten ließ.
    Mercedes, herabgestiegen aus der Welt, in der sie lebte, verloren in dem neuen Leben, das sie sich gewählt hatte, erschien wie eine aus ihrem Palast in eine Hütte herniedergestiegene Königin, die auf das durchaus Notwendige beschränkt ist und sich weder mit dem irdenen Geschirr, das sie selbst auftragen muß, noch mit dem arm-seligen Lager, das ihr früheres Bett ersetzt, zurechtzufi nden weiß.
    In der Tat hatte die schöne Katalonierin nicht mehr ihren stolzen Blick und nicht mehr ihr reizendes Lächeln, weil ihr Auge bei jedem Blick nur Betrübendes sah: ein Grau in Grau tapeziertes Zimmer, einen Fußboden ohne Teppiche, ärmliche Möbelstücke, die einen falschen Schein von Prunk an sich hatten, kurz, allem fehlte die Harmonie, die den an ein behagliches Heim gewöhnten Augen so notwendig ist.
    Hier lebte Frau von Morcerf, seit sie ihr Haus verlassen hatte; eine Art Schwindel ergriff sie in dieser ewigen Stille. Da sie bemerkte, daß Albert sie beständig verstohlen beobachtete, um zu sehen, wie sie sich fühlte, zwang sie ein Lächeln auf ihre Lippen, aber ihre Augen blieben traurig, und ihr Lächeln war wie Licht ohne Wärme.
    Albert seinerseits war sorgenvoll und fühlte sich unbehaglich.
    Überall störte ihn sein früheres luxuriöses Dasein; er wollte ohne Handschuhe ausgehen und fand seine Hände zu weiß; er wollte zu Fuß in die Stadt gehen und fand seine Stiefel zu lackiert.
    Indessen war es diesen beiden edlen und klugen Menschen, die unlöslich durch das Band der Mutter- und Kindesliebe vereinigt waren, doch gelungen, sich zu verstehen, ohne viel Worte zu machen.
    Albert hatte endlich seiner Mutter, ohne sie erbleichen zu machen, sagen können: »Mutter, wir haben kein Geld mehr.«
    Mercedes hatte das wirkliche Elend nie kennengelernt; wenn sie auch in der Jugend arm gewesen war, so hatte sie doch nie Not gelitten. Solange die Netze gut waren, fi ng man Fische; solange man Fische verkaufte, hatte man Garn, um die Netze instand zu halten.
    Der Winter nahte; Mercedes hatte kein Feuer in ihrem Zimmer, sie, deren ganzes Haus früher behaglich erwärmt gewesen war; sie, deren Gemächer einst einem Treibhaus glichen, hatte nicht die arm-seligste kleine Blume. Aber sie hatte ihren Sohn.
    Die Begeisterung für die Erfüllung einer Pfl icht, die sie vielleicht übertrieben, hatte ihr Gemüt bis jetzt erhoben; aber sie hatte allmählich aus dem Land der Träume in das Land der Wirklichkeit herabsteigen müssen.
    »Mutter«, sagte Albert in demselben Augenblick, da Frau Danglars die Treppe hinabging, »wir wollen einmal unser ganzes Geld zusam-menrechnen, ich muß die Gesamtsumme wissen, um einen Plan zu machen.«
    »Gesamtsumme: nichts«, sagte Mercedes mit einem schmerzlichen Lächeln.
    »Doch, Mutter, Gesamtsumme dreitausend Franken vorläufi g, und ich mache mich anheischig, mit diesen dreitausend Franken uns beiden ein herrliches Leben zu schaff en.«
    »Kind!« seufzte Mercedes.
    »Ach, liebe Mutter«, sagte der junge Mann, »ich habe schon Geld genug ausgegeben, um seinen Wert zu kennen. Dreitausend Franken sind eine riesige Summe, und ich habe darauf eine wunderbare Zukunft aufgebaut.«
    »Fürs erste, nehmen wir denn diese dreitausend Franken an?« fragte Mercedes errötend.
    »Aber das ist abgemacht, scheint mir«, antwortete Albert mit fe-stem Ton; »wir nehmen sie um so mehr an, als wir sie nicht haben, denn sie sind, wie Sie wissen, in dem Garten des Häuschens in den Allées de Meilhan in Marseille vergraben. Mit zweihundert Franken kommen wir beide nach Marseille.«
    »Mit zweihundert Franken!« sagte Mercedes. »Was fällt dir ein, Albert?«
    »Ich habe mich auf dem Bureau der Post und der Dampfschiff e erkundigt und alles berechnet. Sie belegen Ihren Platz bis Châlons im Kabriolett – Sie sehen, Mutter, daß ich Sie als Königin behandle –, macht fünfunddreißig Franken. Von Châlons nach Lyon mit dem Dampfschiff macht sechs Franken; von Lyon nach Avignon wieder mit dem Dampfschiff sechzehn Franken; von Avignon nach Marseille sieben Franken; Ausgaben auf der Reise fünfzig Franken; zusammen

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