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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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dieser ganzen Zeit hatte ein Wachtposten vor seiner Tür gestanden. Um acht Uhr morgens war der Posten abgelöst worden.
    Den Bankier hatte die Lust angewandelt zu sehen, von wem er bewacht wurde.
    Er hatte bemerkt, daß durch die schlecht zusammengefügten Bretter der Tür Lichtstrahlen fi elen, nicht Tageslicht, sondern Lampen-licht; er näherte sich einer der Öff nungen gerade in dem Augenblick, da der Bandit einige Schlucke Branntwein trank, der wegen des Lederschlauches, in dem er aufbewahrt wurde, einen Duft verbrei-tete, der Danglars äußerst widerwärtig war.
    »Puh« sagte er, indem er bis in den Hintergrund seiner Zelle zu-rückwich.
    Um Mittag wurde der Branntweintrinker durch einen andern Posten ersetzt. Danglars war neugierig, seinen neuen Wärter zu sehen; er trat von neuem an den Spalt.
    Es war ein athletischer Bandit, ein Goliath mit großen Augen, dicken Lippen und plattgedrückter Nase; das Haar hing ihm in ge-fl ochtenen Strähnen auf die Schultern.
    »Oh, oh«, sagte Danglars, »dieser gleicht eher einem Werwolf als einem menschlichen Wesen! Jedenfalls bin ich alt und ziemlich zähe, kein Leckerbissen für ihn.«
    Wie man sieht, hatte Danglars noch Lust zu scherzen.
    In demselben Augenblick setzte sich sein Wächter, wie um ihm zu beweisen, daß er kein Werwolf sei, der Zellentür gegenüber, nahm aus seinem Quersack Schwarzbrot, Zwiebeln und Käse und begann diese Leckerbissen zu verzehren.
    Danglars fühlte plötzlich, daß sein Magen noch leer war.
    Er stand auf und klopfte an die Tür.
    »Was willst du?« fragte der Bandit.
    »Hören Sie doch, Freundchen«, sagte Danglars, indem er mit den Fingern gegen die Tür trommelte, »mir scheint, es wäre Zeit, daß man daran dächte, mir auch etwas zu essen zu geben.«
    Sei es nun aber, daß der Bandit ihn nicht verstand oder keine Befehle erhalten hatte auf ihn zu hören, genug, er aß weiter.
    Vier Stunden verfl ossen; der Riese wurde durch einen andern Banditen abgelöst. Danglars, der schreckliches Magenreißen empfand, erhob sich sacht, ging behutsam wieder an die Tür und erkannte durch den Spalt das intelligente Gesicht seines Führers.
    Es war in der Tat Peppino, der sich anschickte, auf die angenehm-ste Weise Wache zu halten, indem er sich der Tür gegenübersetzte und einen irdenen Topf zwischen die Beine stellte, der warme, duftende Erbsen mit Speck enthielt.
    Neben die Erbsen stellte Peppino noch einen hübschen kleinen Korb mit Weintrauben und eine Flasche Orvietowein.
    Peppino war entschieden ein Feinschmecker.
    Danglars klopfte an die Tür.
    »Komme schon«, sagte der Bandit, der durch seinen Verkehr im Hotel Französisch gelernt hatte.
    Er öff nete auch wirklich die Tür.
    Danglars erkannte in ihm denjenigen, der ihm so wütend: »Kopf zurück!« zugeschrien hatte. Aber es war jetzt nicht die Zeit, Vorwürfe zu machen; er nahm im Gegenteil seine freundlichste Miene an und sagte lächelnd: »Verzeihen Sie, mein Herr, aber gibt man mir denn nicht auch etwas zu essen?«
    »Was!« rief Peppino. »Sollten Eure Exzellenz zufällig Hunger haben?«
    »Allerdings, mein Herr, ich habe Hunger, und sogar einen recht großen Hunger.«
    »Und Eure Exzellenz wollen essen?«
    »Im Augenblick, wenn es möglich ist.«
    »Nichts leichter als das«, entgegnete Peppino; »hier bekommt man alles, was man wünscht, wohlverstanden gegen Bezahlung, wie das bei allen ehrlichen Christenmenschen Sitte ist.«
    »Das versteht sich von selbst!« rief Danglars.
    »Sie bekommen sofort zu essen, Exzellenz; was wünschen Sie?«
    Peppino setzte seinen Napf auf die Erde, und zwar so, daß der Dampf dem Bankier direkt in die Nase zog.
    »Befehlen Sie«, sagte er.
    »Nun, so bestellen Sie mir ein Huhn, Fisch, Wild, einerlei was, wenn ich nur Essen bekomme.«
    »Wie Eurer Exzellenz beliebt; sagen wir also ein Huhn, nicht war?«
    »Ja, ein Huhn.«
    Peppino richtete sich auf und schrie aus vollem Hals: »Ein Huhn für Seine Exzellenz!«
    Die Stimme Peppinos klang noch unter den Gewölben, da erschien auch schon ein schöner, schlanker junger Mann, halb nackt wie die antiken Fischträger, und brachte auf seiner silbernen Schüssel das Huhn.
    »Man könnte sich im Café de Paris wähnen«, murmelte Danglars.
    »Da, Exzellenz«, sagte Peppino, indem er dem jungen Banditen das Huhn abnahm und es auf einen wurmstichigen Tisch stellte, der nebst einem Schemel und dem Ziegenfellager die ganze Ausstattung der Zelle bildete.
    Danglars verlangte Messer und Gabel.
    »Hier,

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