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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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der Pastillen als Kenner, der solche Präparate zu würdigen weiß.
    »Sie sind vorzüglich«, sagte er, »müssen aber hinuntergeschluckt werden, was Ohnmächtige oft nicht können. Da ziehe ich mein Spezifi kum vor.«
    »Oh, allerdings, ich zöge es auch vor, besonders nach der Wirkung, wie ich sie gesehen habe; aber es ist jedenfalls ein Geheimnis, und ich bin nicht so unbescheiden, Sie darum zu bitten.«
    »Aber ich, gnädige Frau«, sagte Monte Christo aufstehend, »bin so frei, es Ihnen anzubieten.«
    »O Herr Graf.«
    »Nur vergessen Sie nicht, daß es in kleiner Dosis ein Heilmittel, in starker ein Gift ist. Ein Tropfen gibt das Leben zurück, wie Sie gesehen haben; mehr als zehn würden unfehlbar töten, und auf eine um so schrecklichere Weise, als sie, in ein Glas Wein geschüttet, seinen Geschmack durchaus nicht verändern würden … Aber es sieht fast aus, als ob ich Ihnen Ratschläge geben wollte.«
    Es hatte soeben halb sieben Uhr geschlagen; man meldete eine Freundin der Frau von Villefort, die kam, um bei ihr zu speisen.
    »Wenn ich die Ehre hätte, Sie schon zum dritten- oder viertenmal zu sehen, statt zum zweitenmal«, sagte Frau von Villefort, »wenn ich die Ehre hätte, Ihre Freundin zu sein, statt einfach das Glück zu haben, Ihnen verpfl ichtet zu sein, würde ich Sie zu Tisch hier-behalten und keine Ablehnung annehmen.«
    »Ich danke Ihnen, gnädige Frau«, antwortete Monte Christo, »aber ich habe bereits eine andre Verpfl ichtung. Ich habe versprochen, eine mir befreundete griechische Prinzessin ins Th
    eater zu führen.«
    »Gehen Sie dann, Herr Graf, aber vergessen Sie mein Rezept nicht.«
    »Oh, gnädige Frau, da müßte ich ja diese Stunde vergessen, während der ich mich mit Ihnen unterhalten habe, was vollständig un-möglich ist.«
    Monte Christo verbeugte sich und ging. Frau von Villefort blieb träumerisch zurück. »Ein seltsamer Mann«, sagte sie, »und er sieht ganz so aus, als ob er sich mit Vornamen Adelmonte nennte.«
    Was Monte Christo anbetriff t, so hatte das Resultat seine Erwartun-gen übertroff en. Das ist ein guter Boden! sagte er zu sich. Ich bin überzeugt, daß das Korn, das man da hineinfallen läßt, nicht verkümmert!
    Und treu seinem Versprechen schickte er am andern Tag das Rezept.
    D M C   S
    Einige Tage darauf, gegen sieben Uhr abends, hielt ein Wagen vor dem Hause Monte Christos und fuhr schleunigst wieder ab, nachdem er einen Mann von etwa zweiundfünfzig Jahren abgesetzt hatte. Dieser Mann trug einen grünen Rock mit schwarzen Schnüren, weite Hosen aus blauem Tuch, Stiefel von mattem Glanz mit dicker Sohle, hirschlederne Handschuhe, einen Hut, der wie der Hut eines Gendarmen aussah, und eine schwarze Halsbinde mit weißem Saum, die man für ein Halseisen ansehen konnte. Er läutete am Gitter und fragte den Hausmeister, ob hier Nummer  der Avenue des Champs-Elysées wäre und der Graf von Monte Christo hier wohne.
    Auf die bejahende Antwort trat er ein. Baptistin, der Kammerdiener des Grafen, meldete ihn, und der Graf befahl, ihn in den einfach-sten Salon zu führen. Dort kam ihm der Graf lächelnd entgegen.
    »Willkommen«, sagte er, »verehrter Herr, ich erwarte Sie.«
    »Wirklich, Exzellenz?« sprach der Fremde.
    »Ich wurde davon benachrichtigt, daß Sie heute um sieben Uhr kommen würden.«
    »Daß ich kommen würde?«
    »Jawohl.«
    »Ah, desto besser, ich fürchtete, daß man diese Vorsicht vergessen habe. Sind Sie aber auch gewiß, sich nicht zu täuschen?«
    »Also«, sagte Monte Christo, »sind Sie der Herr Marquis Bartolomeo Cavalcanti?«
    »Der bin ich«, sagte der Fremde fröhlich.
    »Österreichischer Major außer Diensten?«
    »War ich Major?« fragte der alte Militär furchtsam.
    »Ja«, sprach der Graf, »so nennt man in Frankreich den Rang, den Sie in Italien bekleideten.«
    »Gut, ich verlange nichts Besseres.«
    »Es hat Sie jemand an mich gewiesen?«
    »Ja.«
    »Der treffl iche Abbé Busoni?«
    »Derselbe«, rief der Major freudig.
    »Haben Sie einen Brief?«
    »Hier ist er.«
    »Lassen Sie sehen.«
    Monte Christo öff nete und las. Der Major sah den Grafen mit großen Augen an.
    »Es ist gut … dieser liebe Abbé«, sagte der Graf, während er las.
    »Der Major Cavalcanti, ein würdiger Patrizier aus Lucca, abstam-mend von den Cavalcanti aus Florenz«, fuhr Monte Christo lesend fort, »hat ein Vermögen, das ihm eine halbe Million Einkünfte

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