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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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ich nun niemals einen andern Sindbad gekannt habe als den aus ›Tausendundeiner Nacht‹ …«
    »Schon gut, es ist einer seiner Nachkommen, ein sehr reicher Engländer, der mir befreundet ist, ein Mann, der schon mehr als originell, der beinahe närrisch ist und dessen wahrer Name Lord Wilmore ist.«
    »Ah, das erklärt alles«, sagte Andrea. »Herr Graf, ich stehe Ihnen zu Diensten.«
    »Wenn das wahr ist«, sagte lächelnd der Graf, »dann geben Sie mir bitte einige Aufklärungen über Ihre Person und Ihre Familie.«
    »Gern, Herr Graf«, erwiderte der junge Mann, »ich bin, wie Sie soeben sagten, der Graf Andrea Cavalcanti, Sohn des Majors Bartolomeo Cavalcanti, ein Nachkomme der Cavalcanti, die im Goldenen Buch in Florenz eingetragen sind. Obwohl unsere Familie noch immer sehr reich ist, da mein Vater eine halbe Million Einkünfte im Jahr hat, so hat sie doch manchen Schicksalsschlag erlitten, und ich selbst bin als fünfj ähriges Kind von einem ungetreuen Erzieher entführt worden, so daß ich meinen Vater seit fünfzehn Jahren nicht gesehen habe. Seit ich erwachsen und mein eigner Herr bin, suche ich meinen Vater, aber bis jetzt vergeblich. Auf einmal zeigt mir dieser Brief Ihres Freundes Sindbad an, daß er in Paris ist und daß ich mich an Sie wenden soll, um Nachrichten über meinen Vater entgegenzunehmen.«
    »Wirklich«, sagte der Graf, der mit einer düsteren Genugtuung das freie, ungezwungene Wesen des jungen Mannes beobachtete, der schön war wie der böse Engel, »was Sie mir da erzählen, ist sehr interessant, und Sie haben gut daran getan, meinem Freund Sindbad zu folgen, denn Ihr Vater befi ndet sich wirklich hier und sucht Sie.«
    Bei diesen Worten fuhr der junge Andrea auf und rief: »Mein Vater ist hier?«
    »Gewiß«, erwiderte Monte Christo, »Ihr Vater, der Major Bartolomeo Cavalcanti.«
    Der Ausdruck des Schreckens, der sich auf dem Gesicht des jungen Mannes gezeigt hatte, verschwand sofort wieder.
    »Ach, richtig«, sagte er, »der Major Bartolomeo Cavalcanti. Und Sie sagen, daß er hier ist, dieser liebe Vater?«
    »Ja, mein Herr. Ich füge hinzu, daß ich ihn soeben verlassen habe.
    Die Geschichte seines geliebten Sohns, den er verloren hat, hat mich sehr gerührt. Endlich empfi ng er die Nachricht, daß die Räuber seines Sohns ihn gegen eine hohe Summe zurückgeben wollten. Diese Summe wurde auch nach Piemont geschickt. Sie hielten sich zu der Zeit in Südfrankreich auf, glaube ich?«
    »Ja«, sagte Andrea verlegen, »ich war in Südfrankreich.«
    »Ein Wagen erwartete Sie in Nizza?«
    »Jawohl. Ich wurde von Nizza nach Genua, von Genua nach Turin, von Turin nach Chambéry, von Chambéry nach Pont-de-Beauvoisin und von Pont-de-Beauvoisin nach Paris geführt.«
    »Ihr Vater hoff te immer, Sie zu treff en, denn er folgte demselben Wege; deshalb war Ihre Reiseroute so festgelegt. Jetzt aber macht dem Marquis Cavalcanti ein einziger Umstand Sorgen, nämlich was Sie in der Zeit der Trennung getrieben haben, wie Ihre Räuber Sie behandelt haben, ob man die gebührende Rücksicht auf Ihre Herkunft genommen hat, schließlich, ob Ihre Leiden die natürlichen Fähigkeiten, mit denen Sie so reich begabt sind, nicht geschwächt haben und ob Sie selbst glauben, daß Sie in der Gesellschaft den Rang, der Ihnen zukommt, werden würdig einnehmen können.«
    »Herr Graf«, stammelte der junge Mann verwirrt, »ich will nicht hoff en, daß falsche Berichte …«
    »Ich habe zum erstenmal durch meinen Freund Wilmore, den Philanthropen, von Ihnen gehört. Ich erfuhr, daß er Sie in einer traurigen Lage fand, deren nähere Umstände mir nicht bekannt sind; ich habe ihm auch keine Fragen darüber gestellt, ich bin nicht neugierig. Ihr Unglück hat sein Mitgefühl erregt, folglich waren Sie es wert. Er hat mir gesagt, daß er Ihnen Ihre Stellung in der Gesellschaft wiedergeben wollte, die Sie verloren hatten, daß er Ihren Vater suchen und fi nden würde; er hat ihn gesucht und hat ihn gefunden, wie es scheint, da er zur Stelle ist. Schließlich hat er mich gestern von Ihrer Ankunft benachrichtigt und mir noch einiges über Ihre Verhältnisse mitgeteilt; das ist alles. Ich weiß, daß mein Freund Wilmore ein Original ist, aber da er ein zuverlässiger Mensch ist und sein ungeheurer Reichtum es ihm gestattet, seinen Launen zu folgen, habe ich versprochen, zu tun, was er mir schrieb. Nehmen Sie mir deshalb meine Frage nicht übel. Da es mir obliegen wird, Sie ein wenig unter meinen Schutz zu nehmen«, fuhr

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