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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Villefort lebhaft mit einer gewissen Unruhe, »ich erinnere mich.«
    »Ich weiß nicht mehr, was Sie mir im einzelnen sagten, gnädige Frau«, fuhr der Graf mit vollkommener Ruhe fort, »aber ich erinnere mich, daß auch Sie mich, wie alle anderen, irrtümlich für einen Arzt hielten und wegen der Gesundheit des Fräuleins von Villefort um Rat fragten.«
    »Aber Sie waren doch wirklich Arzt, da Sie Kranke geheilt haben«, sagte Frau von Villefort.
    »Molière oder Beaumarchais würden Ihnen antworten, gnädige Frau, daß meine Kranken gesund geworden sind, weil ich es gerade nicht war; ich will Ihnen einfach sagen, daß ich ziemlich gründlich Chemie und Naturwissenschaften studiert habe, aber nur aus Liebhaberei … Sie verstehen.«
    In diesem Augenblick schlug die Uhr sechs.
    »Es ist sechs Uhr«, sagte Frau von Villefort sichtlich erregt, »willst du nicht nachsehen, Valentine, ob dein Großvater zum Essen bereit ist?«
    Valentine stand auf, grüßte den Grafen und ging, ohne ein Wort zu sagen, aus dem Zimmer.
    »Oh, gnädige Frau, schicken Sie etwa meinetwegen Fräulein von Villefort weg?« fragte der Graf.
    »Durchaus nicht«, antwortete die junge Frau lebhaft; »aber um diese Zeit pfl egt Herr Noirtier das Mahl zu sich zu nehmen, das sein trauriges Dasein erhält. Sie wissen, Herr Graf, in welchem be-klagenswerten Zustand der Vater meines Mannes ist.«
    »Jawohl, gnädige Frau, Herr von Villefort hat mir davon erzählt; eine Lähmung, glaube ich.«
    »Ach, ja; der arme Greis ist vollständig bewegungslos, nur die Seele wacht in dieser menschlichen Maschine, und auch nur noch wie eine erlöschende Lampe. Aber verzeihen Sie, Herr Graf, daß ich Sie von unserem häuslichen Unglück unterhalte; ich unterbrach Sie, als Sie gerade sagten, daß Sie ein geschickter Chemiker seien.«
    »Oh, das sagte ich nicht, gnädige Frau«, antwortete der Graf lä-
    chelnd; »im Gegenteil, ich habe Chemie studiert, weil ich, entschlossen, hauptsächlich im Orient zu leben, das Beispiel des Königs Mithridates befolgen wollte.«
    »Mithridates, rex Ponticus«, fi el der Taugenichts ein, der sich Silhouetten aus einem prächtigen Album schnitt; »derselbe, der jeden Morgen eine Tasse voll Gift zum Frühstück trank.«
    »Eduard! Unartiges Kind!« rief Frau von Villefort, indem sie ihrem Söhnchen das zerschnittene Buch entriß. »Du bist unerträglich; verlaß uns, geh zu deiner Schwester und zum lieben Großpapa.«
    »Das Album …«, sagte Eduard.
    »Wieso das Album?«
    »Ja, ich will das Album …«
    »Warum hast du die Bilder zerschnitten?«
    »Weil es mir Spaß macht.«
    »Geh fort, geh!«
    »Ich gehe nicht, wenn ich nicht das Album kriege«, entgegnete der Junge, indem er sich, getreu seiner Gewohnheit, nie nachzugeben, in einen großen Fauteuil legte.
    »Da, nun laß uns in Ruhe!« sagte Frau von Villefort und gab Eduard das Album. Der Graf sah ihr nach, während sie ihren Sohn zur Tür geleitete.
    Laß sehen, ob sie die Tür hinter ihm zumacht! dachte er.
    Frau von Villefort schloß die Tür aufs sorgfältigste hinter dem Kind; der Graf schien es nicht zu bemerken. Sie warf noch einen letzten Blick um sich und nahm dann wieder Platz.
    »Erlauben Sie mir zu bedenken, gnädige Frau«, sagte der Graf,
    »daß Sie sehr streng mit dem reizenden Schelm sind.«
    »Man muß wohl, Herr Graf«, entgegnete Frau von Villefort mit Mutterwürde.
    »Er sagte seinen Cornelius Nepos her, und Sie haben ihn in einem Zitat unterbrochen, das beweist, daß sein Lehrer die Zeit mit ihm nicht verloren hat und daß Ihr Sohn für sein Alter weit vorgeschrit-ten ist«, bemerkte Monte Christo.
    »Er hat allerdings eine leichte Auff assung«, antwortete die Mutter geschmeichelt, »und er lernt alles, was er will. Nur den einen Fehler hat er, daß er zu eigenwillig ist; aber, um auf das, was er sagte, zurückzukommen, glauben Sie wirklich, Herr Graf, daß Mithridates solche Vorsichtsmaßregeln benutzte und daß diese Vorsichtsmaßregeln wirksam waren?«
    »Ich glaube so sehr daran, gnädige Frau, daß ich selbst sie ange-wendet habe, um in Neapel, Palermo und Smyrna nicht vergiftet zu werden, das heißt bei drei Gelegenheiten, wo ich ohne diese Vorsicht mein Leben hätte lassen müssen.«
    »Und das Mittel hatte Erfolg?«
    »Ja.«
    »Ich erinnere mich, daß Sie mir etwas Ähnliches schon in Perusa erzählt haben.«
    »So!« entgegnete der Graf mit gutgespielter Überraschung; »ich erinnere mich nicht.«
    »Ich fragte Sie, ob die Gifte in gleicher Weise

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