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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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fast hinter einem Vorhang; sein Blick haftete entsetzt auf dem im Todeskampf liegenden Diener.
    Noirtier war mit Ungeduld und Schrecken erfüllt; seine Seele sprang dem armen Alten, der mehr sein Freund als sein Diener war, zu Hilfe. Man sah den innern Kampf sich auf seiner Stirn ausdrük-ken, die Adern schwollen ihm, und um die Augen herum zuckte es.
    Barrois lag da mit verzerrtem Gesicht, blutunterlaufenen Augen und zurückgeworfenem Kopf; seine Hände schlugen den Boden, während seine Beine so steif waren, daß es schien, sie würden eher brechen als sich beugen lassen. Ein leichter Schaum trat ihm vor den Mund, und er keuchte schmerzlich.
    Villefort hatte Morrel nicht gesehen. Bei dem Anblick des Bildes vor ihm wurde sein Gesicht bleich, und die Haare auf seinem Kopf richteten sich auf.
    »Doktor, Doktor!« rief er, zur Tür eilend. »Kommen Sie, kommen Sie!«
    »Mama, Mama!« rief Valentine. »Kommen Sie schnell und bringen Sie Ihr Salzfl äschchen mit!«
    »Was gibt es denn?« fragte Frau von Villefort mit ruhiger Stimme.
    »Oh, kommen Sie, kommen Sie!«
    »Aber wo ist denn der Doktor?« rief Villefort. »Wo bleibt er?«
    Frau von Villefort kam langsam herunter; man hörte die Dielen unter ihren Tritten knarren. In der einen Hand hielt sie ein Taschentuch, mit dem sie sich das Gesicht wischte, in der andern ein Fläschchen mit englischen Salzen. Ihr erster Blick, als sie ins Zimmer trat, galt Noirtier, dessen Gesicht, von der unter diesen Umständen natürlichen Erregung abgesehen, von unveränderter Gesundheit zeugte; ihr zweiter Blick fi el auf den Sterbenden. Sie wurde blaß und blickte von dem Diener wieder auf den Herrn zurück.
    »Aber um Gottes willen, wo ist denn der Doktor?« fragte Herr von Villefort. »Er ist zu Ihnen gegangen. Sie sehen, Barrois hat einen Schlaganfall; ein Aderlaß wird ihn retten.«
    »Hat er etwas gegessen?« fragte Frau von Villefort, ohne auf die Frage zu antworten.
    »Er hat nicht gefrühstückt« sagte Valentine, »aber er ist sehr schnell gegangen, um einen Auftrag für Großpapa zu besorgen. Bei seiner Rückkehr hat er ein Glas Limonade getrunken.«
    »Ah!« entgegnete Frau von Villefort. »Warum keinen Wein?
    Limonade ist nicht gut.«
    »Es war die Limonade aus Großpapas Karaff e; der arme Barrois hatte Durst und hat getrunken, was er gefunden hat.«
    Frau von Villefort zitterte. Noirtier ließ den Blick nicht von ihr.
    »Er hat einen so kurzen Hals«, sagte sie.
    »Ich frage Sie, wo ist Herr d’Avrigny?« sagte Villefort. »Um des Himmels willen, antworten Sie!«
    »Er ist bei Eduard, der ein wenig unwohl ist«, antwortete Frau von Villefort, die nicht länger ausweichen konnte.
    Villefort eilte zur Treppe, um selbst den Arzt zu holen.
    »Da«, sagte Frau von Villefort, indem sie Valentine das Fläschchen reichte; »der Doktor wird ihn jedenfalls zur Ader lassen. Ich gehe wieder nach oben, denn ich kann kein Blut sehen.« Sie folgte ihrem Mann.
    Morrel kam aus seinem dunklen Winkel hervor, wo ihn bei der Aufregung niemand gesehen hatte.
    »Gehen Sie schnell, Maximilian«, sagte Valentine, »und warten Sie, bis ich Sie rufe. Gehen Sie!«
    Morrel befragte Noirtier durch eine Bewegung. Noirtier, der seine Kaltblütigkeit bewahrt hatte, machte das Zeichen der Bejahung.
    Der junge Mann drückte Valentines Hand ans Herz und entfernte sich durch den Nebengang. Zu derselben Zeit traten Villefort und der Doktor durch die gegenüberliegende Tür ein.
    Barrois begann wieder zu sich zu kommen; die Krise war vorüber, er stöhnte und erhob sich auf ein Knie. D’Avrigny und Villefort trugen ihn auf ein Sofa.
    »Lassen Sie Wasser und Äther bringen, Herr von Villefort«, sagte der Arzt. »Haben Sie welchen im Hause?«
    »Ja.«
    »Lassen Sie schnell Terpentinöl und Brechpulver besorgen. Und jetzt bitte ich, daß sich alle entfernen.«
    »Ich auch?« fragte Valentine schüchtern.
    »Ja, Sie vor allem«, sagte der Doktor grob.
    Valentine sah ihn erstaunt an, küßte ihren Großvater auf die Stirn und ging. Der Doktor schloß mit fi nsterer Miene die Tür hinter ihr.
    »Da, sehen Sie, Doktor, er kommt wieder zu sich; es war nur ein unbedeutender Anfall.«
    Herr d’Avrigny lächelte fi nster. »Wie fühlen Sie sich, Barrois?«
    fragte er.
    »Etwas besser, Herr Doktor.«
    »Können Sie dieses Glas austrinken?«
    »Ich will’s versuchen; aber rühren Sie mich nicht an.«
    »Warum nicht?«
    »Weil mir ist, als ob der Anfall sich sofort wiederholen würde, wenn Sie mich auch nur mit den

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