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Der Graf von Monte Christo 2

Der Graf von Monte Christo 2

Titel: Der Graf von Monte Christo 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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Fingerspitzen berührten.«
    »Trinken Sie.«
    Barrois nahm das Glas, setzte es an seine violetten Lippen und leerte es ungefähr bis zur Hälfte.
    »Wo haben Sie Schmerzen?« fragte der Doktor.
    »Überall; mir ist’s, als ob es mich überall zerkrampfte.«
    »Wird es Ihnen schwarz vor den Augen?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Ohrensausen?«
    »Schreckliches.«
    »Wann haben Sie das bekommen?«
    »Eben erst.«
    »Schnell?«
    »Wie der Blitz.«
    »Haben Sie gestern oder vorgestern nichts verspürt?«
    »Nein.«
    »Was haben Sie heute gegessen?«
    »Ich habe nichts gegessen, nur ein Glas Limonade des Herrn getrunken«, antwortete Barrois, indem er mit dem Kopf zu Noirtier deutete, der, unbeweglich in seinem Stuhl sitzend, dieser schrecklichen Szene zusah, ohne sich ein Wort oder eine Bewegung entgehen zu lassen.
    »Wo ist diese Limonade?« fragte der Doktor lebhaft.
    »In der Karaff e unten.«
    »Wo unten?«
    »In der Küche.«
    »Soll ich sie holen, Doktor?« fragte Villefort.
    »Nein, bleiben Sie hier und versuchen Sie den Kranken den Rest des Glases trinken zu lassen.«
    »Aber die Limonade …«
    »Ich gehe selbst.« Der Doktor lief die Treppe hinunter und hät-te beinahe Frau von Villefort umgerannt, die gleichfalls zur Küche ging. Sie stieß einen Schrei aus. D’Avrigny achtete nicht einmal darauf, sprang die letzten drei oder vier Stufen hinab und stürzte in die Küche. Er bemerkte die zu dreiviertel leere Karaff e auf dem Teller, ergriff sie und kehrte damit in das Zimmer im Erdgeschoß zurück. Frau von Villefort stieg langsam die zu ihren Zimmern führende Treppe hinauf.
    »Ist dies die Karaff e, die hier war?« fragte d’Avrigny.
    »Jawohl, Herr Doktor.«
    »Dies ist dieselbe Limonade, die Sie getrunken haben?«
    »Ich glaube.«
    »Wie hat sie geschmeckt?«
    »Bitter.«
    Der Doktor goß sich einige Tropfen der Limonade in die Hand, kostete sie und spuckte sie dann in den Kamin.
    »Es ist dieselbe«, sagte er. »Und Sie haben auch davon getrunken, Herr Noirtier?«
    »Ja«, bekundete der Greis.
    »Fanden Sie auch diesen bittern Geschmack?«
    »Ja.«
    »Oh, Herr Doktor«, rief Barrois, »es kommt wieder! O Gott, sei mir gnädig!«
    Der Doktor eilte zu dem Kranken.
    »Das Brechpulver, Villefort, sehen Sie zu, ob es kommt!«
    Villefort eilte aus dem Zimmer und rief: »Das Brechpulver, das Brechpulver! Hat man es gebracht?«
    Niemand antwortete.
    Der größte Schrecken herrschte in dem Hause.
    »Wenn ich ein Mittel hätte, ihm die Luft in die Lunge zu blasen«, sagte d’Avrigny, indem er sich umsah, »so könnte man vielleicht der Erstickung vorbeugen. Aber nein, nichts, nichts!«
    »Oh, wollen Sie mich so hilfl os sterben lassen?« rief Barrois. »Oh, ich sterbe! Ich sterbe!«
    »Eine Feder, eine Feder!« rief der Doktor.
    Er bemerkte eine auf dem Tisch und versuchte sie dem Kranken, der mitten in seinen Zuckungen vergebliche Versuche machte zu erbrechen, in den Mund einzuführen; aber die Kinnladen waren so fest geschlossen, daß er die Feder nicht hindurchbringen konnte.
    Barrois hatte einen noch heftigeren Anfall als das erstemal; er war von dem Sofa auf den Boden geglitten und streckte krampfhaft die Glieder.
    Der Doktor, der ihm nicht helfen konnte, ging zu Noirtier.
    »Wie befi nden Sie sich?« fragte er schnell und leise. »Gut?«
    »Ja.«
    »Leicht im Magen oder schwer? Leicht?«
    »Ja.«
    »Wie wenn Sie die Pille eingenommen haben, die ich Ihnen jeden Sonntag gebe?«
    »Ja.«
    »Hat Barrois Ihre Limonade gemacht?«
    »Ja.«
    Ein Seufzer Barrois’, ein Gähnen, das die Kinnbacken krachen ließ, erregten die Aufmerksamkeit des Doktors; er eilte zu dem Kranken.
    »Barrois«, sagte er, »können Sie sprechen?«
    Barrois stammelte einige unverständliche Worte.
    »Strengen Sie sich an, mein Freund.«
    Barrois öff nete die blutunterlaufenen Augen.
    »Wer hat die Limonade gemacht?«
    »Ich.«
    »Haben Sie sie gleich nach dem Anrichten zu Ihrem Herrn gebracht?«
    »Nein.«
    »Sie haben sie also irgendwo stehenlassen?«
    »In der Küche, weil ich gerufen wurde.«
    »Wer hat sie hierhergebracht?«
    »Fräulein Valentine.«
    D’Avrigny schlug sich vor den Kopf.
    »O mein Gott, mein Gott!« murmelte er.
    »Herr Doktor, Herr Doktor!« rief Barrois, der den dritten Anfall kommen fühlte.
    »Bringt man denn das Brechpulver nicht endlich?« rief der Doktor.
    »Hier ist ein Glas schon fertig«, sagte Villefort, indem er eintrat.
    »Wer hat es gemacht?«
    »Der Apothekergehilfe, der mit mir gekommen ist.«
    »Trinken

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