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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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und nun, da mein Herz voll davon ist, wollen wir das Gegengift suchen!
    Und er schlug einmal auf das Glöckchen und sagte zu dem eintretenden Ali: Ich gehe zur gnädigen Frau hinauf; in einer halben Stunde muß der Wagen bereit sein.

Haydee.
     
    Die Hoffnung auf den angenehmen Besuch und auf ein paar glückliche Augenblicke verbreitete, sobald Villefort verschwunden war, einen heiteren Ausdruck über das Antlitz des Grafen, so daß Ali, der bei dem Klange des Glöckchens herbeigelaufen war, sich auf der Fußspitze und mit gehemmtem Atem zurückzog, als wollte er die guten Gedanken nicht verscheuchen, die seinen Gebieter zu umschweben schienen.
    Die schöne Griechin befand sich in einer Wohnung, die von der des Grafen völlig getrennt war. Ihre Gemächer hatte man ganz auf orientalische Weise ausgeschmückt, das heißt, die Böden waren mit dicken türkischen Teppichen belegt, Brokatstoffe fielen an den Wänden herab, und in jedem Zimmer lief an den Wänden ein großer Diwan mit vielen Kissen entlang. Haydee hatte drei französische Kammerfrauen und eine griechische. Die französischen Kammerfrauen verweilten im ersten Zimmer, bereit, auf den Ton eines goldenen Glöckchens herbeizulaufen und den Befehlen der griechischen Sklavin zu gehorchen, die hinreichend Französisch sprach, um ihnen den Willen ihrer Gebieterin zu verdolmetschen, und sollten nach der Vorschrift Monte Christos Haydee mit einer Rücksicht behandeln, die man sonst nur einer Königin gegenüber beobachtet.
    Die Griechin befand sich im hintersten Zimmer ihrer Wohnung, in einer Art von rundem, nur von oben beleuchtetem Boudoir, worein das Licht durch Scheiben von rosenfarbigem Glase drang. Sie lag auf dem Boden auf Kissen von blauem, mit Silber durchwirktem Atlas, halb zurückgelehnt auf den Diwan, den Kopf mit ihrem weich gerundeten rechten Arme umschlingend, während sie mit der Linken die Korallenspitze einer persischen Pfeife an ihre Lippen hielt. Ihr Anzug war der der epirotischen Frauen; sie trug Beinkleider von weißem, mit rosenfarbigen Blumen broschiertem Atlas, die zwei niedliche Füße entblößt ließen, an denen zwei kleine, mit Gold und Perlen gestickte Sandalen mit aufwärts gebogenen Spitzen sichtbar waren; ferner eine blau und weiß gestreifte Jacke mit weiten, unten geschlitzten Ärmeln, mit silbernen Knopflöchern und Knöpfen von Perlen; endlich eine Art von Leibchen, das durch einen herzförmigen Schnitt den Hals und den ganzen obern Teil der Brust offen ließ und unterhalb des Busens mit zwei Diamantknöpfen geschlossen wurde. Der untere Teil des Leibchens und der obere des Beinkleides verschwanden unter einem Gürtel von lebhaften Farben und mit langen seidenen Fransen. Auf dem Kopfe hatte sie ein mit Gold und Perlen gesticktes, auf die Seite geneigtes Mützchen, unter dem sich eine schöne, natürliche, purpurrote Rose herabneigte.
     

     
    Ihr Gesicht zeigte die griechische Schönheit in ihrer ganzen Vollendung, große schwarze, samtartige Augen, marmorne Stirn, gerade Nase, Korallenlippen, Perlenzähne und schwarze Haare. Über dieses reizende Ganze lag die Jugend mit all ihrem Schimmer, all ihrem Dufte ausgebreitet; Haydee mochte kaum neunzehn Jahre alt sein.
    Monte Christo rief der griechischen Kammerfrau und ließ Haydee um Erlaubnis bitten, bei ihr eintreten zu dürfen. Statt jeder Antwort hieß Haydee ihre Zofe den Vorhang zurückschlagen, der an der Tür angebracht war, deren Simswerk das junge Mädchen wie ein reizendes Gemälde umrahmte.
    Monte Christo trat ein.
    Haydee erhob sich auf den Ellenbogen, reichte dem Grafen ihre Hand, lächelte ihm freundlich entgegen und sagte in der wohlklingenden Sprache der Töchter von Athen: Warum läßt du mich um Erlaubnis bitten, bei mir eintreten zu dürfen? Bist du nicht mein Gebieter, bin ich nicht mehr deine Sklavin?
    Monte Christo lächelte ebenfalls und erwiderte: Haydee, Sie wissen ...
    Warum sagst du nicht mehr du zu mir, wie gewöhnlich? unterbrach ihn die junge Griechin; habe ich denn irgend ein Versehen begangen? Dann mußt du mich bestrafen und nicht Sie nennen.
    Haydee, entgegnete der Graf, du weißt, daß wir in Frankreich sind, und daß du folglich frei bist.
    Frei, wozu? fragte das Mädchen.
    Es steht dir frei, mich zu verlassen.
    Dich verlassen? ... Und warum sollte ich dich verlassen?
    Was weiß ich? Wir werden andere Leute bei uns sehen.
    Ich will niemand sehen.
    Und wenn du unter den jungen Leuten, denen du begegnen wirst, einen träfest, der dir gefiele, so

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