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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Verlegenheit das rasche Wort, das einst ihr stets bereiter Geist ihr eingab, auf ihren Lippen zurückhielt.
    Albert aber fühlte sich beunruhigt, unbehaglich und beengt durch den ihm noch anklebenden Luxus, der ihn verhinderte, seiner gegenwärtigen Lage zu entsprechen; er wollte ohne Handschuhe ausgehen und fand seine Hände zu weiß dazu; er wollte zu Fuß gehen und fand seine Stiefel zu fein.
    Diese beiden so edeln und verständigen, durch das Band der mütterlichen und kindlichen Liebe unauflöslich verbundenen Seelen verstanden sich, ohne viele Worte zu machen, und scheuten sich nicht, ohne Umschweife miteinander von den materiellen Lebensbedürfnissen zu sprechen.
    Albert konnte am Ende zu Mercedes, ohne daß sie erbleichte, sagen: Meine Mutter, wir haben kein Geld mehr.
    Der Winter nahte heran; Mercedes hatte in dem kahlen und nun auch kühlen Zimmer kein Feuer, sie, für die einst ein Ofen mit tausend Röhren das ganze Haus von den Vorzimmern bis zu den Boudoirs erwärmte; sie hatte nicht einmal ein armseliges Blümchen, sie, deren Zimmer mit den kostbarsten Pflanzen gefüllt gewesen war.
    Aber sie hatte ihren Sohn.
    Meine Mutter, sagte Albert in demselben Augenblick, wo Frau Danglars die Treppe hinabging, wir wollen, wenn es Ihnen recht ist, einmal alle unsere Reichtümer zählen; ich muß die ganze Summe wissen, um meine Pläne aufzubauen.
    Die Summe ist Null, erwiderte Mercedes mit schmerzlichem Lächeln.
    Oh nein! Einmal haben wir 3000 Franken, und ich behaupte, daß ich uns mit diesen 3000 Franken ein anbetungswürdiges Leben verschaffen werde.
    Kind! seufzte Mercedes.
    Ach! gute Mutter, sagte der junge Mann, ich habe Sie leider Geld genug gekostet, um dessen Wert zu kennen; hören Sie, 3000 Franken, das ist ungeheuer, und ich baue auf diese Summe eine wunderbare, dauerhafte Zukunft.
    Du sagst das, mein Freund, entgegnete die arme Mutter; doch vor allem, nehmen wir diese 3000 Franken an?
    Mir scheint, das ist abgemacht, erwiderte Albert mit festem Tone; wir nehmen sie um so mehr an, als wir sie noch nicht haben, denn sie sind, wie Sie wissen, im Garten des kleinen Häuschens in den Allées de Meillan in Marseille vergraben.
    Mit 200 Franken, sagte Albert, kommen wir beide nach Marseille. Diese 200 Franken sind hier und noch weitere 200. Ich habe meine Uhr und meine Kette verkauft.
    Doch sind wir hier im Hause etwas schuldig?
    Dreißig Franken, ich bezahle sie von dem Geld. Doch das ist noch nicht alles, was sagen Sie hierzu, meine Mutter? Albert zog aus einem kleinen Notizbuch mit goldenem Schlosse eine Tausendfrankennote.
    Was ist das? fragte Mercedes.
    1000 Franken, meine Mutter.
    Woher hast du diese tausend Franken?
    Hören Sie und beunruhigen Sie sich nicht, gute Mutter!
    Albert stand auf, küßte seine Mutter wiederholt und hielt nur inne, um ihr ins Gesicht zu schauen.
    Sie können sich gar nicht denken, meine Mutter, wie schön ich Sie finde! sagte der junge Mann mit dem tiefen Gefühle kindlicher Liebe; Sie sind in der Tat die schönste, wie Sie die edelste aller Frauen sind, die ich je gesehen habe.
    Teures Kind! sagte Mercedes, vergebens bemüht, eine Träne zurückzuhalten.
    In der Tat, Sie mußten nur noch unglücklich werden, damit sich meine Liebe in Anbetung verwandle.
    Ich bin nicht unglücklich, solange ich meinen Sohn habe.
    Ganz richtig; doch hier fängt die Prüfung an, meine Mutter! Sie wissen, was verabredet ist?
    Ist denn etwas zwischen uns verabredet?
    Ja, daß Sie in Marseille wohnen, und daß ich nach Afrika abreise, wo ich mir einen neuen Namen verdienen will.
    Mercedes stieß einen Seufzer aus.
    Nun, meine Mutter, seit gestern bin ich bei den Spahis eingereiht, fügte der junge Mann mit niedergeschlagenen Augen hinzu. Ich glaubte, mein Körper gehöre mir und ich könnte ihn verkaufen; seit gestern bin ich Stellvertreter von irgend jemand. Ich habe mich verkauft, wie man sagt, und um eine größere Summe, als ich wert zu sein glaubte, nämlich um 2000 Franken.
    Also diese 1000 Franken? fragte Mercedes bebend.
    Sind die Hälfte der Summe, meine Mutter, die andere Hälfte kommt in einem Jahre.
    Mercedes schlug die Augen mit einem unbeschreiblichen Ausdrucke zum Himmel auf, und Tränen strömten unter der inneren Aufregung über ihre Wangen.
    Der Preis seines Blutes! murmelte sie.
    Ja, wenn ich getötet werde, erwiderte Albert. Aber ich versichere Ihnen, gute Mutter, daß ich im Gegenteil die Absicht habe, meine Haut grausam zu verteidigen; ich habe nie so viel Lust zu leben in

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