Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
reich und frei. Eine Abwesenheit von Paris wird, scheint mir, nach dem doppelten Lärm über die vereitelte Heirat Fräulein Eugenies und das Verschwinden Herrn Danglars', durchaus notwendig sein. Es ist wichtig, daß man Sie allgemein für verlassen und arm hält; denn man würde der Frau des Bankerottierers ihren Reichtum nicht verzeihen. Darum entfernen Sie sich von Ihrem Hotel, nehmen Sie Ihre Juwelen nicht mit und leisten auf Ihr Wittum Verzicht, und alle Welt wird Ihre Uneigennützigkeit rühmen und Ihr Lob singen. Man weiß dann, daß Sie verlassen sind, und hält Sie für arm, denn ich allein kenne Ihre finanzielle Lage und bin bereit, Ihnen als redlicher Partner Rechenschaft abzulegen.
    Die Baronin hatte, bleich und niedergeschmettert, diese Rede mit um so mehr Schrecken und Verzweiflung angehört, als Debray sich bemühte, völlig ruhig und gleichgültig zu erscheinen..
    Verlassen? wiederholte sie, oh! sehr verlassen ... Ja, Sie haben recht, mein Herr; niemand wird meine Verlassenheit bezweifeln. Das waren die einzigen Worte, welche die stolze und so heftig verliebte Frau hervorbrachte.
    Aber reich, sehr reich sogar, fuhr Debray fort, indem er einige Papiere aus seinem Portefeuille zog und auf dem Tische ausbreitete.
    Nur bemüht, die Schläge ihres Herzens zu ersticken und die Tränen zurückzuhalten, die am Rande ihrer Augenlider hervorbrechen wollten, ließ ihn Frau Danglars gewähren.
    Endlich aber gewann das Gefühl der Würde bei ihr die Oberhand; wenn es ihr nicht gelang, ihr Herz zu bewältigen, so gelang es ihr wenigstens, die Tränen zurückzuhalten.
    Gnädige Frau, sagte Debray, wir sind ungefähr seit sechs Monaten assoziiert. Sie haben eine Einlage von 100 000 Franken gemacht. Im Monat April dieses Jahres hat unsere Assoziation stattgefunden. Im Mai begannen unsere Operationen, und wir gewannen sofort 450 000 Franken. Im Juni belief sich der Nutzen auf 900 000 Franken. Im Juli kamen 1 700 000 Franken dazu; Sie wissen, das ist der Monat der spanischen Bons. Am Anfang des Monats August verloren wir 300 000 Franken; doch am 15. erholten wir uns wieder, und am Ende des Monats waren wir entschädigt, denn unsere Rechnungen sind gestern von mir abgeschlossen worden und geben ein Aktivum von 2 400 000 Franken, das heißt, von 1 200 000 Franken für jedes von uns. Ich bin nun vorgestern so vorsichtig gewesen, Ihr Geld flüssig zu machen; Sie sehen, es ist noch nicht lange her, und es sieht aus, als hätte ich vermutet, ich würde bald Rechenschaft abzulegen haben. Ihr Geld ist hier, halb in Banknoten, halb in Anweisungen.
    Frau Danglars nahm mechanisch die Anweisungen und die zusammengebundenen Banknoten mit trockenen Augen, aber mit einer von verhaltenem Schluchzen schwellenden Brust und erwartete bleich und stumm ein Wort von Debray, das sie trösten sollte. Doch sie wartete vergebens.
    Nun haben Sie ein herrliches Dasein, gnädige Fran, sagte Debray, 60 000 Livres Renten, was für eine Frau, die wenigstens ein Jahr lang keinen Haushalt führen wird, ungeheuer ist. Sie können nun allen Ihren Phantasien ungescheut nachgeben.
    Debray sagte dies alles mit der gleichgültigsten Miene von der Welt, machte dann eine tiefe Verbeugung und verfiel hierauf in ein bezeichnendes Schweigen. Dieses Benehmen erzürnte und enttäuschte seine Geliebte so, daß sie sich hoch aufrichtete, die Tür öffnete und, ohne ihren Partner eines letzten Grußes zu würdigen, zur Treppe eilte.
    Bah! sagte Debray, als sie fort war, was wird sie nun tun? Sie wird ruhig in ihrem Hause bleiben, Romane lesen und Lanzknecht spielen, da sie nicht mehr an der Börse spielen kann.
    Er nahm sein Notizbuch, strich die Summen aus, die er bezahlt hatte, und sagte: Es bleiben mir 1 060 000 Franken. Wie schade, daß Fräulein von Villefort gestorben ist! Sie hätte in jeder Beziehung meinen Wünschen entsprochen, und ich würde sie geheiratet haben.
    Seiner Gewohnheit gemäß wartete er phlegmatisch, bis Frau Danglars zwanzig Minuten weggegangen war, und entfernte sich dann ebenfalls.
    Unter dem Zimmer, wo Debray mit Frau Danglars zwei Millionen geteilt hatte, war ein anderes Zimmer durch einen merkwürdigen Zufall ebenfalls von Personen unserer Bekanntschaft bewohnt; es waren dies Mercedes und Albert.
    Mercedes hatte sich seit ein paar Tagen sehr verändert ... nicht als ob sie die Armut bedrückt hätte, sie hatte sich verändert, weil ihr Auge nicht mehr glänzte, weil ihr Mund nicht mehr lächelte, weil eine beständige

Weitere Kostenlose Bücher