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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

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Zipfel seines Taschentuches, worauf Anfangsbuchstaben mit einer heraldischen Krone gestickt waren.
    Einige Kostgänger des Löwengrabens sahen mit auffallendem Interesse der Toilette des Gefangenen zu.
    Sieh da, der Prinz macht sich schön, sagte einer.
    Er ist von Natur sehr schön, bemerkte ein anderer, und wenn er nur einen Kamm und Pomade hätte, so würde er alle die Herren mit den weißen Handschuhen verdunkeln.
    Sein Kleid muß sehr neu gewesen sein, und seine Stiefel glänzen gar hübsch. Es ist schmeichelhaft für uns, daß wir so stattliche Kollegen haben; ... und diese Spitzbuben von Gendarmen sind gemeine Burschen, daß sie einen solchen Putz zersetzt haben!
    Es scheint, das ist ein Berühmter, sagte ein dritter, er hat alles getan ... und zwar in der großen Art ... er kommt noch so jung hier an! Oh, das lob' ich mir!
    Der Gegenstand dieser gemeinen Bewunderung schien dieses Lob mit Behagen einzuschlürfen. Als seine Toilette beendigt war, näherte er sich einer Tür, an der ein Gefangenwärter lehnte.
    Hören Sie, mein Herr, sagte er zu diesem, leihen Sie mir zwanzig Franken, Sie bekommen sie bald wieder; bei mir laufen Sie keine Gefahr. Bedenken Sie, daß ich Verwandte habe, die mehr Millionen besitzen, als Sie Franken. Geben Sie mir zwanzig Franken, ich bitte Sie, damit ich mir einen Schlafrock laufen kann. Ich leide furchtbar, daß ich immer in Frack und Stiefeln sein muß ... Und welch ein Frack für einen Prinzen Cavalcanti!
    Der Wächter drehte ihm den Rücken zu und zuckte die Achseln.
    Gehen Sie, sagte Andrea, Sie sind ein Mensch, der kein Herz im Leibe hat, und ich werde Sie um Ihren Platz bringen.
    Jetzt erst drehte sich der Gefangenwärter um und brach in ein schallendes Gelächter aus.
    Nun näherten sich die Gefangenen und machten einen Kreis.
    Ich sage Ihnen, fuhr Andrea fort, daß ich mir mit dieser elenden Summe einen Rock und ein Zimmer verschaffen kann, um auf anständige Weise den hohen Besuch zu empfangen, den ich jeden Tag erwarte.
    Er hat recht! Er hat recht! riefen die Gefangenen; bei Gott, man sieht, daß er ein ganzer Mann ist.
    Nun, so leiht ihr ihm die zwanzig Franken! sagte der Wärter, sich mit seiner kolossalen Schulter an die Wand stützend; seid ihr das nicht einem Kameraden schuldig?
    Ich bin nicht der Kamerad dieser Leute, entgegnete stolz der junge Mann; beleidigen Sie mich nicht, Sie haben kein Recht dazu!
    Hört ihr ihn? rief der Wärter mit argem Lächeln, er behandelt euch schön; leiht ihm doch zwanzig Franken!
    Die Verbrecher schauten sich mit dumpfem Murren an, und ein Sturm fing an, sich über dem aristokratischen Gefangenen zu sammeln.
    Bereits näherten sich die Verbrecher Andrea, und einige riefen: Die Schlappe! Die Schlappe!
    Es ist dies eine grausame Operation, wobei ein in Ungnade gefallener Insasse mit Schuhen, die mit Eisen beschlagen sind, geprügelt wird. Andere schlugen die Anwendung des Aals vor, das heißt, ein mit Sand und Kieselsteinen gefülltes gedrehtes Tuch sollte wie ein Dreschflegel zur Bearbeitung von Schultern und Kopf des Missetäters dienen. Wieder andere riefen: Die Peitsche für den schönen Herrn, den ehrlichen Mann!
    Doch Andrea wandte sich gegen sie um, blinzelte mit einem Auge, schwellte die Backe mit seiner Zunge aus und ließ ein eigentümliches Schnalzen der Lippen hören.
    Es war ein Maurerzeichen, das ihm Caderousse mitgeteilt hatte. Sie erkannten einen der ihrigen, und der Aufruhr legte sich sofort, was dem Gefangenwärter ganz unbegreiflich vorkam, so daß er, den Wechsel irgend einer unerlaubten Beeinflussung zuschreibend, Andrea trotz dessen Protesten zu durchsuchen anfing.
    Plötzlich erscholl eine Stimme an der Pforte, und ein Aufseher rief: Benedetto!
    Man ruft mich! sagte Andrea.
    In das Sprechzimmer! rief die Stimme.
    Hören Sie, man will mir einen Besuch abstatten! ... Ah! mein lieber Herr, Sie werden sehen, ob man einen Cavalcanti wie einen gewöhnlichen Menschen behandeln darf!
    Und wie ein schwarzer Schatten in den Hof schlüpfend, eilte Andrea durch die halbgeöffnete Pforte und ließ seine Genossen und sogar den Gefangenwärter in Verwunderung zurück.
    Man rief ihn in der Tat ins Sprechzimmer, und darüber durfte man sich nicht weniger wundern, als Andrea selbst; denn statt wie die andern von der erlaubten Wohltat des Schreibens Gebrauch zu machen, um sich reklamieren zu lassen, hatte der junge Mann seit seinem Eintritt in die Force ein stoisches Schweigen beobachtet.
    Ich bin offenbar von irgend einem

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