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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir gefühlt, wie gegenwärtig.
    Mein Gott! mein Gott! rief Mercedes.
    Überdies, warum soll ich getötet werden, meine Mutter? Ist Morel getötet worden? Bedenken Sie doch, welche Freude, wenn Sie mich mit einer gestickten Uniform zurückkommen sehen! Ich erkläre Ihnen, daß ich herrlich darin auszusehen hoffe und dieses Regiment aus Eitelkeit gewählt habe.
    Mercedes seufzte, während sie zu lächeln versuchte; die Mutter begriff, daß sie ihr Kind nicht dürfe die ganze Last des Opfers tragen lassen.
    Sie sehen also, meine Mutter, fuhr Albert fort, es sind bereits mehr als 4000 Franken für Sie gesichert; mit dieser Summe werden Sie zwei volle Jahre leben.
    Glaubst du? versetzte Mercedes.
    Diese Worte entschlüpften der Gräfin mit dem Ausdruck so tiefen Schmerzes, daß ihr wahrer Sinn Albert nicht entging; er fühlte, wie sein Herz sich zusammenschnürte, nahm die Hand der Mutter, drückte sie zärtlich und sagte: Ja, Sie werden leben.
    Ich werde leben, rief Mercedes, aber nicht wahr, du wirst nicht abreisen?
    Meine Mutter, ich werde reisen, sagte Albert mit ruhiger, fester Stimme; Sie lieben mich zu sehr, um mich müßig und unnütz bei sich zu lassen; überdies habe ich unterzeichnet.
    So tu' nach deinem Willen, mein Sohn.
    Nicht nach meinem Willen, meine Mutter, sondern nach den Geboten der Vernunft und der Notwendigkeit. Nicht wahr, wir sind zwei verzweifelte Geschöpfe? Was ist heute das Leben für Sie? Nichts. Was ist das Leben für mich? Oh! sehr wenig ohne Sie, meine Mutter, das glauben Sie mir; denn ohne Sie, das schwöre ich Ihnen, hätte dieses Leben an dem Tage aufgehört, wo ich an meinem Vater zweifelte und seinen Namen verleugnete! Ich lebe, wenn Sie mir versprechen, noch Hoffnung zu hegen; überlassen Sie mir die Sorge für Ihr zukünftiges Glück, so verdoppeln Sie meine Kräfte. Ich werde dort den Gouverneur von Algerien aufsuchen, der ein redliches Soldatenherz ist, ich erzähle ihm meine traurige Geschichte, ich bitte ihn, von Zeit zu Zeit die Augen dahin zu wenden, wo ich sein werde, und wenn er mir Wort hält, wenn er mich handeln sieht, so bin ich vor sechs Monaten Offizier oder tot. Bin ich Offizier, so ist Ihr Schicksal gesichert, meine Mutter, denn ich habe Geld für Sie und für mich und überdies einen neuen Namen, auf den wir beide stolz sein können, denn es wird Ihr Name sein. Werde ich getötet ... nun wohl! Werde ich getötet, liebe Mutter, so sterben Sie, wenn Sie so wollen, und dann hat unser Unglück sein Ziel gerade in seinem Übermaße gefunden.
    Es ist gut, sagte Mercedes mit ihrem edlen, beredten Blicke; du hast recht, mein Sohn; beweisen wir gewissen Leuten, die uns beobachten, daß wir wenigstens des Beklagens würdig sind!
    Keine traurigen Gedanken, teure Mutter, rief der junge Mann; ich schwöre Ihnen, daß wir glücklich sind, oder wenigstens glücklich werden können. Einmal im Dienste, bin ich reich; einmal in dem Marseiller Hause, sind Sie ruhig. Versuchen wir es, ich bitte Sie, meine Mutter.
    Ja, versuchen wir es, mein Sohn, denn du sollst leben, du sollst glücklich sein.
    Unsere Teilung ist also gemacht, fügte der junge Mann hinzu, indem er sich den Anschein gab, als fühle er sich ganz leicht. Ich denke, wir können noch heute reisen.
    Gut, es sei, reisen wir! sagte Mercedes, sich in ihren einzigen Schal hüllend.
    Albert sammelte hastig seine Papiere, klingelte, um die dreißig Franken zu bezahlen, die er dem Hausmeister schuldig war, bot seiner Mutter den Arm und stieg die Treppe hinab.
    Es ging ein Mann vor ihnen; als dieser das Streifen eines seidenen Kleides an dem Geländer hörte, wandte er sich um.
    Debray! murmelte Albert.
    Sie, Morcerf! erwiderte der Sekretär des Ministers.
    Die Neugierde trug bei Debray den Sieg über das Verlangen, sein Inkognito zu bewahren, davon; überdies sah er sich erkannt. Es war doch interessant, in diesem unbekannten Hause den jungen Mann wiederzufinden, dessen unglückliches Abenteuer ein so großes Aufsehen in Paris erregt hatte.
    Morcerf, wiederholte Debray. Als er dann im Halbdunkel die Gestalt und den schwarzen Schleier der Frau von Morcerf bemerkte, fügte er lächelnd hinzu: Ah! verzeihen Sie, ich entferne mich, Albert.
    Albert begriff Debrays Gedanken und sagte, sich zu Mercedes wendend: Meine Mutter, dies ist Herr Debray, Sekretär des Ministers des Innern, ein ehemaliger Freund von mir.
    Wie! ehemalig! stammelte Debray; was wollen Sie damit sagen?
    Ich sage dies, Herr Debray, weil ich heute keine Freunde mehr

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