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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mächtigen beschützt, sagte er, das ergibt sich aus allem: das plötzliche Vermögen, die Leichtigkeit, mit der ich alle Hindernisse beseitigt habe, eine neue Familie, ein mir verliehener berühmter Name, der Goldregen, die geplante Ehe. Eine Abwesenheit meines Beschützers hat mich zugrunde gerichtet, doch nicht gänzlich, nicht für immer! Die Hand hat sich für einen Augenblick zurückgezogen, sie muß sich wieder nach mir ausstrecken und mich in der Minute festhalten, wo ich in den Abgrund zu stürzen drohe. Warum sollte ich einen unklugen Schritt wagen? Ich würde mir vielleicht meinen Beschützer abhold machen. Es gibt für ihn zwei Wege, mich aus der Klemme zu ziehen, entweder eine geheimnisvolle Entweichung durch Gold zu erkaufen, oder den Richter zur Freisprechung zu nötigen. Warten wir mit dem Reden und Handeln, bis ich klar sehe, daß ich ganz verlassen bin, und dann erst ...
    Es war, wie sich Andrea sagte, offenbar zu früh am Tage, als daß der Untersuchungsrichter nach ihm senden konnte, und zu spät für einen etwaigen Ruf von seiten des Gefängnisdirektors oder des Arztes; es mußte also wirklich der erwartete Beschützer sein. Da erblickte er hinter dem Gitter des Sprechzimmers mit seinen vor Neugierde weit aufgesperrten Augen das düstere, verständige Gesicht Bertuccios, der ebenfalls mit schmerzlichem Erstaunen die Gitter, die verriegelten Türen und den Schatten betrachtete, der sich hinter den gekreuzten Stangen bewegte.
    Ah! machte Andrea, im Herzen getroffen.
    Guten Morgen, Benedetto, sagte Bertuccio mit seiner hohlen Stimme.
    Sieh! sagte der junge Mann, voll Schrecken umherschauend.
    Du erkennst mich nicht, unglückliches Kind! entgegnete Bertuccio.
    Still! still doch! flüsterte Andrea, der das feine Gehör der Wände kannte; mein Gott, sprechen Sie nicht so laut!
    Nicht wahr, du würdest gern mit mir allein reden?
    Oh, ja.
    Bertuccio griff in seine Tasche, machte einem Wärter, den man hinter der Scheibe der Pforte erblickte, ein Zeichen und sagte zu ihm: Lesen Sie.
    Was ist das? fragte Andrea.
    Der Befehl, dich in ein Zimmer zu führen und mich mit dir sprechen zu lassen.
    Ah! Ah! machte Andrea, hüpfend vor Freude, dann sagte er zu sich: Abermals der unbekannte Beschützer! Man vergißt mich nicht! Man sucht die Heimlichkeit, da man in einem abgesonderten Zimmer mit mir sprechen will. Ich habe sie ... Bertuccio ist vom Beschützer abgeschickt!
    Der Wärter besprach sich einen Augenblick mit einem Oberen, öffnete sodann die zwei vergitterten Türen und führte Andrea, der vor Freude außer sich war, in ein Zimmer des ersten Stockes, das die Aussicht aus den Hof hatte.
    Das Zimmer war getüncht und kam dem Gefangenen wunderbar schön vor; ein Ofen, ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch bildeten die kostbare Ausstattung.
    Bertuccio setzte sich auf den Stuhl. Andrea warf sich auf das Bett. Der Wärter entfernte sich.
    Laß hören, was hast du mir zu sagen? sprach der Intendant.
    Und Sie? versetzte Andrea.
    Sprich, du zuerst ...
    Oh! nein, Sie haben mir viel mitzuteilen, da Sie mich aufsuchten!
    Wohl! es sei. Du hast deine Verworfenheit fortgesetzt; du hast gestohlen, du hast gemordet.
    Wenn Sie mich in ein besonderes Zimmer führen, um mir nur dies zu sagen, mein Herr, so hätten Sie sich lieber gar keine Mühe machen sollen. Es gibt anderes, das ich nicht weiß, sprechen wir lieber davon! Wer hat Sie geschickt?
    Oh, oh! Sie gehen sehr rasch, Herr Benedetto.
    Nicht wahr? Und gerade aufs Ziel. Ersparen wir uns alle unnützen Worte. Wer schickt Sie?
    Niemand.
     

     
    Woher wissen Sie, daß ich im Gefängnis bin?
    Ich habe dich längst in dem frechen Burschen erkannt, der so zierlich sein Pferd auf den Champs-Elysées tummelte.
    Die Champs-Elysées ... Ah! ah! ... die Champs-Elysées! Sprechen wir von meinem Vater, wenn's beliebt!
    Wer bin denn ich?
    Sie, mein braver Herr, sind mein Adoptivvater ... Doch, ich denke, Sie haben nicht zu meinen Gunsten 100 000 Franken hergegeben, die ich in vier bis fünf Monaten verbrauchte; Sie haben mir nicht einen italienischen Vater und Edelmann verschafft; Sie haben mich nicht in die Gesellschaft eingeführt und zu einem gewissen Mittagsmahle, das ich noch zu genießen glaube, nach Auteul eingeladen ... Vorwärts, reden Sie, ehrenwerter Korse ...
    Was soll ich dir sagen?
    Auf den Champs-Elysées wohnt ein sehr reicher Herr.
    Bei dem du gestohlen und gemordet hast, nicht wahr?
    Ich glaube, ja.
    Der Herr Graf von Monte Christo?
    Sie haben ihn genannt. Soll ich

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