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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich in seine Arme werfen und ausrufen: Mein Vater! Mein Vater!
    Scherzen wir nicht, erwiderte Bertuccio mit ernstem Tone, ein solcher Name soll nicht ausgesprochen werden, wie du ihn auszusprechen wagst.
    Bah! rief Andrea, etwas verblüfft durch Bertuccios feierliche Haltung, warum nicht?
    Weil der, der diesen Namen führt, zu sehr vom Himmel begünstigt ist, um der Vater eines Elenden deiner Art zu sein.
    Oh! Große Worte ...
    Und große Wirkungen, wenn du dich nicht in acht nimmst!
    Drohungen! Ich fürchte sie nicht ... ich werde sagen ...
    Glaubst du es mit Pygmäen, wie du einer bist, zu tun zu haben? sagte Bertuccio mit so ruhigem Tone und mit so sicherem Blicke, daß Andrea im Innersten erschüttert wurde, glaubst du es mit Bagnohelden oder mit Toren, wie man sie gewöhnlich in der Welt trifft, zu tun zu haben? ... Benedetto, du bist in einer furchtbaren Hand, diese Hand will sich dir öffnen; benutze es!
    Mein Vater ... ich will wissen, wer mein Vater ist, sagte er eigensinnig; ich will darüber sterben, wenn es sein muß, aber ich werde es erfahren. Was kümmere ich mich um den Skandal? Für mich ist er vorteilhaft, er bringt mir Ruhm, er verleiht mir Ansehen, er empfiehlt mich. Doch ihr Leute von der großen Welt habt trotz eurer Millionen und eurer Wappen beim Skandal immer etwas zu verlieren ... Nun, wer ist mein Vater?
    Ich bin gekommen, es dir zu sagen ...
    Ah! rief Benedetto mit freudefunkelnden Augen.
    In dieser Sekunde öffnete sich die Tür, und der Gefangenwärter sagte, sich an Bertuccio wendend: Verzeihen Sie, der Untersuchungsrichter erwartet den Gefangenen.
    Das ist der Schluß meines Verhörs, sagte Andrea zu dem würdigen Intendanten ... zum Teufel mit dem Überlästigen!
    Ich werde morgen wiederkommen, versetzte Bertuccio.
    Gut! sagte Andrea. Meine Herren Gendarmen, ich bin ganz zu Ihren Diensten ... Ah, lieber Herr, lassen Sie doch ein Dutzend Taler in der Kanzlei zurück, daß man mir hier gibt, was ich brauche.
    Es soll geschehen, erwiderte Bertuccio.
    Andrea reichte ihm die Hand; Bertuccio hielt die seinigen in der Tasche und ließ nur das Klimpern von ein paar Goldstücken hören.
    Das wollte ich sagen, versetzte Andrea mit einer lächelnden Grimasse, aber innerlich von Bertuccios seltsamer Ruhe ganz überwältigt.
    Sollte ich mich getäuscht haben? sagte er zu sich selbst, in den länglichen und vergitterten Wagen steigend, den man den Salatkorb nennt. Wir werden sehen! Morgen also! fügte er, sich zu Bertuccio umwendend, hinzu.
    Morgen! antwortete der Intendant.

Der Richter.
     
    Man erinnert sich, daß der Abbé Busoni allein bei Noirtier im Sterbezimmer geblieben war, und daß sich der Greis und der Priester in das Wächteramt bei der Leiche des Mädchens geteilt hatten. Vielleicht waren es die christlichen Ermahnungen des Abbés, vielleicht war es das überzeugende Wort, das dem Greise den Mut zurückgab; denn seit dem Augenblick der Besprechung, die er mit dem Priester gehabt, trat bei Noirtier an Stelle der Verzweiflung, die sich anfangs seiner bemächtigt hatte, eine große Ruhe ein, die bei seiner tiefen Liebe und Zuneigung für Valentine besonders überraschend war.
    Herr von Villefort hatte den Greis seit dem Morgen des Todes nicht wiedergesehen. Die ganze Dienerschaft war erneuert worden; man hatte einen anderen Kammerdiener für ihn, einen anderen Bedienten für Noirtier angeworben; zwei Kammerfrauen waren in den Dienst der Frau von Villefort getreten.
    In ein paar Tagen sollten die Schwurgerichtssitzungen beginnen; darum verfolgte Villefort, in sein Kabinett eingeschlossen, mit fieberhafter Tätigkeit den gegen Caderousses Mörder eingeleiteten Prozeß. Der Fall machte großes Aufsehen in der Pariser Welt. Die Beweise waren nicht überzeugend, weil sie auf einigen Worten von der Hand eines sterbenden Galeerensklaven, eines ehemaligen Bagnogenossen des Angeklagten, beruhten, der seinen Gefährten aus Haß oder aus Rache anschuldigen konnte. Nur der Staatsanwalt hatte die feste Überzeugung gewonnen, Benedetto sei schuldig, und es sollte ihm aus dem schwierigen Siege dieser seiner Anschauung einer von jenen Genüssen der Eitelkeit erwachsen, die allein die Fibern seines vereisten Herzens einigermaßen erwärmten.
    Der Prozeß nahm also infolge der rastlosen Arbeit Villeforts seinen raschen Gang. Mehr als je mußte er sich verborgen halten, um einer Erwiderung auf die ungeheure Menge von Bitten zu entgehen, die man an ihn richtete, um Audienzkarten zu erhalten.
    Da überdies

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