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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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Möglichkeit einer einigen Monarchie in Italien«, die einen Quartband füllen wird.
    Und Sie haben dies bereits geschrieben?
    Auf zwei Hemden. Ich habe ein Verfahren erfunden, das Weißzeug glatt und eben zu machen wie Pergament.
    Sie sind also Chemiker?
    Ein wenig. Ich habe Lavoisier kennen gelernt und stand mit Cabanis in Verbindung.
    Doch zu einem solchen Werke mußten Sie Studien machen. Sie besaßen also Bücher?
    In Rom hatte ich in meiner Bibliothek ungefähr fünftausend Bände. Ich fand aber, daß man mit hundertundfünfzig gut ausgewählten Werken, wenn nicht den Gesamtinhalt aller menschlichen Kenntnisse, doch wenigstens das besitzt, was einem Menschen zu wissen frommt. Drei Jahre habe ich dazu verwendet, diese hundertundfünfzig Bände zu lesen und wieder zu lesen, und wußte sie so beinahe auswendig, als man mich verhaftete. In meinem Gefängnis erinnerte ich mich derselben mit einer leichten Anstrengung des Gedächtnisses. Ich könnte Ihnen Thucydides, Xenophon, Livius, Tacitus, Strabo, Dante, Montaigne, Shakespeare, Spinoza und Macchiavell auswendig hersagen. Ich nenne Ihnen hier nur die wichtigsten.
    Sie verstehen also mehrere Sprachen?
    Ich spreche fünf lebende Sprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch und Spanisch.
    Immer mehr erstaunt, fing Edmond an, die Fähigkeiten dieses seltsamen Mannes beinahe für übernatürlich zu halten.Seine Neugierde wurde immer lebhafter, und er fragte: Aber wenn man Ihnen keine Federn gegeben hat, womit konnten Sie eine so umfangreiche Abhandlung schreiben?
    Ich habe mir vortreffliche gemacht, und man würde sie den gewöhnlichen Federn vorziehen, wenn man den Stoff kennte. Sie bestehen aus den Knorpeln der großen Merlane, die man uns an Fasttagen zu essen gibt. So sehe ich diesen immer mit Vergnügen entgegen, weil ich hoffe, meinen Federvorrat zu vermehren, denn meine geschichtlichen Arbeiten sind meine angenehmste Beschäftigung. Wenn ich in die Vergangenheit hinabsteige, vergesse ich die Gegenwart; bewege ich mich frei und unabhängig in der Geschichte, so weiß ich nichts mehr davon, daß ich ein Gefangener bin.
    Aber, womit haben Sie die Tinte gemacht?
    Früher war ein Kamin in meinem Gefängnisse, sagte Faria. Dieser Kamin wurde ohne Zweifel einige Zeit vor meiner Ankunft verstopft, aber man hatte wohl viele Jahre lang Feuer darin gemacht, und so ist das ganze Innere mit Ruß bedeckt. Ich löse diesen Ruß mit einer Portion Wein auf, den man mir jeden Sonntag gibt, und das liefert mir vortreffliche Tinte. Um besondere Stellen ins Auge fallen zu lassen, steche ich mir in die Finger und schreibe sie mit meinem Blut.
    Und wann kann ich dies alles sehen? fragte Dantes.
    Wann Sie wollen, antwortete Faria.
    Oh, sogleich! rief der junge Mann.
    Folgen Sie mir also, sagte der Abbé und kehrte in den unterirdischen Gang zurück, wo er verschwand; Dantes folgte ihm.

Das Zimmer des Abbés.
     
    Nachdem Dantes, sich bückend, aber doch ohne große Beschwerde, den unterirdischen Gang durchschritten hatte, gelangte er an das entgegengesetzte Ende der Aushöhlung, diein das Zimmer des Abbés führte. Hier verengte sich der Gang und bot kaum Raum genug, daß ein Mann kriechend hineinschlüpfen konnte. Das Zimmer war mit Platten belegt. Unter einer im dunkelsten Winkel liegenden Platte hatte der Abbé die mühsame Arbeit begonnen, die ihn schließlich mit Dantes zusammenführen sollte. Sobald der junge Mann drinnen war und sich wieder aufgerichtet hatte, betrachtete er das geheimnisvolle Zimmer mit der größten Aufmerksamkeit. Beim ersten Blicke bot sich ihm nichts Besonderes dar.
     

     
    Gut, sagte der Abbé, es ist erst ein Viertel auf ein Uhr, und wir haben noch ein paar Stunden vor uns. Dantes schaute umher und suchte nach der Uhr, auf der der Abbé die Stunde hatte so genau lesen können.
    Schauen Sie diesen Tagesstrahl an, der durch mein Fenster dringt, und sehen Sie an der Wand die Linien, die ich gezogen habe. Diese Linien geben mir die Stunde genauer an, als wenn ich eine Uhr hätte, denn die Uhr kann in Unordnung geraten, Sonne und Erde aber nicht, sagte der Abbé als Antwort auf Edmonds staunenden und fragenden Blick.
    Dantes verstand diese Erklärung nicht. Ich bitte, sagte er, es drängt mich, Ihre Schätze zu betrachten.
    Der Abbé ging nach dem Kamine und hob mit dem Meißel, den er beständig in der Hand hielt, den Stein aus,der einst den Herd bildete und nun eine ziemlich tiefe Aushöhlung verbarg, in der alle Gegenstände eingeschlossen

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