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Der Graf von Monte Christo

Der Graf von Monte Christo

Titel: Der Graf von Monte Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren, von denen er gesprochen hatte.
    Was wollen Sie zuerst sehen? fragte er.
    Zeigen Sie mir Ihr großes Werk über Italien.
    Faria zog aus dem kostbaren Schranke drei bis vier wie Papyrusblätter umeinander gewundene Leinwandrollen hervor. Es waren ungefähr vier Zoll breite und achtzehn Zoll lange Bänder. Sehen Sie, sagte er, hier ist alles. Vor ungefähr acht Tagen habe ich das Wort Ende unten an das hundert und achtundsechzigste Band geschrieben. Zwei von meinen Hemden und was ich an Taschentüchern besaß, wurde dazu verwendet, und werde ich je wieder frei und es findet sich in ganz Italien ein Drucker, der mein Werk zu veröffentlichen wagt, so ist mein wissenschaftlicher Ruf für alle Zeiten begründet.
    Ja, antwortete Dantes, ich sehe es wohl. Und nun bitte ich Sie, zeigen Sie mir die Federn, mit denen Sie dieses Werk geschrieben haben!
    Faria zeigte dem jungen Mann ein kleines, sechs Zoll langes Stäbchen, etwa so dick wie der Stiel eines Haarpinsels; am Ende desselben war mittels eines Fadens einer von den Knorpeln angebunden, von denen der Abbé gesprochen hatte. Er war schnabelförmig zugeschnitten und wie eine gewöhnliche Feder geschlitzt. Dantes schaute ihn an und suchte mit den Augen nach dem Instrument, mit dem der Abbé den Knorpel so fein geschnitten haben könnte.
    Ah, ja, das Federmesser, nicht wahr? Das ist mein Meisterwerk. Ich habe es, sowie das Messer, das Sie hier sehen, aus einem alten eisernen Leuchter gemacht.
    Das Federmesser schnitt wie ein Rasiermesser: das Messer hatte den Vorteil, daß es zugleich als Messer und Dolch dienen konnte. Dantes untersuchte diese Gegenstände mit derselben Aufmerksamkeit, mit der er in den Raritätenhandlungen in Marseille die von Wilden verfertigten und von Schiffskapitänenaus der Südsee zurückgebrachten Werkzeuge untersucht hatte.
    Was die Tinte betrifft, sagte Faria, so wissen Sie, wie ich dabei zu Werke gehe; ich mache sie nach meinem Bedarf.
    Nun staune ich nur über eins, sagte Dantes, darüber, daß die Tage Ihnen für diese Arbeit genügten.
    Ich hatte die Nächte, antwortete Faria.
    Die Nächte? Besitzen Sie die Natur der Katzen und sehen Sie bei Nacht?
    Nein, aber Gott hat dem Menschen den Verstand gegeben, um die Armut seiner Sinne zu unterstützen. Ich habe mir Licht verschafft. Von dem Fleische, das man mir bringt, trenne ich das Fett; ich lasse es schmelzen und ziehe eine Art von verdicktem Öl daraus. Sehen Sie hier meine Kerze!
    Und der Abbé zeigte Dantes eine Art von Lämpchen, denen ähnlich, deren man sich bei öffentlichen Illuminationen bedient.
    Aber wie machen Sie Feuer?
    Hier sind zwei Kieselsteine und verbrannte Leinwand.
    Dantes legte die Gegenstände, die er in der Hand hielt, auf den Tisch und neigte das Haupt, ganz niedergebeugt von der Kraft und Ausdauer dieses beharrlichen Geistes.
    Das ist noch nicht alles, fuhr Faria fort; denn man darf nicht alle seine Schätze in ein Versteck legen; verschließen wir dieses!
    Sie brachten die Platte wieder an ihre Stelle; der Abbé streute etwas Staub darauf, fuhr mit seinem Fuße darüber, ging dann auf sein Bett zu und rückte es von der Stelle.
    Hinter dem Kopfkissen, unter einem Stein verborgen, der es fast völlig verschloß, war ein Loch und unter diesem Loch eine etwa fünfundzwanzig bis dreißig Fuß lange Strickleiter. Dantes untersuchte sie; sie war von tadelloser Festigkeit.
    Wer hat Ihnen die zu diesem vortrefflichen Werke erforderliche Schnur geliefert? fragte Dantes.
    Zuerst einige Hemden, die ich besaß, dann meine Betttücher,die ich während einer dreijährigen Gefangenschaft in Fenestrelle ausfädelte. Als man mich nach dem Kastell If brachte, fand ich Mittel, das ausgefädelte Zeug mitzunehmen. Hier setzte ich meine Arbeit fort.
    Ich hatte anfangs den Gedanken, diese Stangen loszumachen und durch dieses Fenster zu entfliehen, das, wie Sie sehen, etwas breiter ist, als das Ihrige, und von mir im Augenblicke meiner Entweichung noch erweitert worden wäre. Aber ich bemerkte, daß dieses Fenster auf einen innern Hof geht, und leistete auf diesen Fluchtversuch als zu unsicher Verzicht. Die Strickleiter war aber einmal gemacht, und ich hebe sie mir für alle Fälle auf.
    Während es schien, als untersuchte Dantes noch länger die Strickleiter, dachte er an etwas ganz anderes. Der Gedanke durchzog seinen Geist, daß dieser so außerordentlich scharfsinnige Mann vielleicht das Dunkel seines eigenen Unglücks zu durchdringen vermöchte.
    Woran denken Sie? fragte der Abbé

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